Draufgänger statt Scheitelpunkt
Erinnert ihr euch? Racing Apex hieß das Spiel zunächst, das Trevor Ley vor etwa zehn Jahren konzipierte, nachdem ihn Klassiker wie Virtua Racing oder
Daytona USA, aber auch moderne Vertreter wie
Split/Second inspiriert hatten. Darin sollten nicht nur Spoiler und Stoßstangen aneinandergeraten; man wäre auch mit Waffen aufeinander losgefahren. Doch dann kam Curve Digital als Publisher hinzu und schlug vor, dass ein kleines Studio namens Sumo Digital sein Projekt unterstützen könnte. In dessen Portfolio stehen immerhin so illustre Titel wie
Outrun Online Arcade oder
Team Sonic Racing und tatsächlich nahmen die Briten unter Leys kreativer Leitung dessen bisher erschaffenes Spiel, übertrugen es in ihre eigene Engine, montierten MGs sowie Raketenwerfer ab und fokussierten sich stattdessen auf das Erschaffen eines tollen Fahrgefühls.
Was herauskam? Die coolsten Drifts seit Ridge Racer! So butterweich man die Boliden hier in Kurven legt, über Scheitelpunkte schlittern lässt, langsam wieder in die Spur bringt und dabei einen Turbo auflädt, sucht jedenfalls seinesgleichen. Sumo nimmt sich die anvisierten Klassiker nicht nur zum Vorbild, sondern verbessert sie gar.
Auf Texturen verzichten die Entwickler übrigens, um den Eindruck klassischer Polygon-Racer zu erwecken. Einzelne Flächen bzw. Punkte werden lediglich einfarbig "angemalt".
Praktischerweise kommen einem die Kontrahenten beim eleganten Schlittern übrigens so gut wie nie in die Quere, da Berührungen mit anderen Wagen das eigene Fahrzeug kaum aus der Spur werfen. Das ist freilich physikalischer Arcade-Unsinn und erinnert ein wenig zu sehr an Autoscooter, anstatt die Illusion „echter“ Autorennen zu erzeugen. Gleichzeitig sorgt es aber für weitgehend störungsfreies Fahren, was dem Spielgefühl sehr guttut.
Wer die Wahl hat...
Im Vordergrund steht eine klassische „Karriere“, in der man aus vier Turnieren mit je vier Rennen als Siegerin oder Sieger hervorgehen soll. Vor jedem Rennen und jedem Turnier entscheidet man sich dabei für einen von drei Schwierigkeitsgraden, die untrennbar mit verschiedenen Geschwindigkeitsklassen verbunden sind, wobei sämtliche Autos in allen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung stehen. Und das sind beachtlich viele! Immerhin stehen acht Charaktere zur Wahl, in deren Garagen jeweils vier Wagen stehen, die sich nicht nur untereinander deutlich unterscheiden, sondern auch gegenüber ähnlichen Flitzern der anderen Charaktere.
Die coolsten Drifts seit Ridge Racer: Das Fahrgefühl ist famos!
Spätestens im Zeitfahren tüftelt man also daran, welches Gefährt am besten zu welcher Strecke passt, um in weltweiten Ranglisten möglichst weit oben einzufahren. Dass man alle dort eingetragenen Bestzeiten als Ghost herunterladen kann, ist ebenfalls klasse – nur dass mich der Wettstreit mit der haushoch überlegenen QA-Abteilung der Entwickler jetzt schon etliche Haare gekostet hat. Na, vielen Dank auch!
Bloß nicht bremsen!
Den Charakteren verpasst man nicht zuletzt verschiedene Klamotten, während man für die Boliden etliche Lackierungen, Spoiler, Radkappen und sonstige Verzierungen freischaltet. Die wirken sich in keiner Weise aufs Fahrgefühl aus, sind als psychologische Stütze aber spätestens dann unverzichtbar, wenn man in der für jedes Auto eigens gestalteten Cockpit-Perspektive zwei Würfel am Rückspiegel hängen sieht.
Abgesehen davon misst man sich mit der KI, online oder im Splitscreen nicht nur in gewöhnlichen Rennen, sondern auch in einem Wettstreit, in dem man eine langsam steigende Mindestgeschwindigkeit nicht unterschreiten darf. Spaßig ist zudem der Modus Cops & Robbers, wofür alle Teilnehmer auf zwei Teams verteilt werden. Dort fahren Polizisten den Gangstern so lange ins Heck, bis sich deren Fahrzeuge in Feuer und Rauch auflösen. Dabei schließen sich bereits erledigte Bösewichte den Polizisten an und sammeln als solche weiter Punkte, sodass niemand gelangweilt das Rennende herbeisehnt.