Angriff ist die beste Verteidigung
Neben einzelnen 1vs1-Kämpfen, die man sowohl lokal als auch online austragen darf, stecken die NetherRealm Studios viel Arbeit und Ressourcen in den Storymodus, in dem die Geschichte um den Kampf zwischen der Erde und den finsteren Mächten der Außenwelt in aufwändig inszenierten Zwischensequenzen sowie bester B-Movie-Manier weitererzählt wird. Für Ed Boon steht der Story-Modus auf Augenhöhe mit den Mehrspieler-Duellen. „Für Gelegenheitsspieler kann sie sogar noch wichtiger sein“, meint der Creative Director. „Die 1-gegen-1-Kämpfe können für Anfänger beängstigend sein, wenn man zuvor noch nie ein Fighting Game gespielt hat. Vor allem online, wenn man zufällig an einen Profi gerät und regelrecht zerstört wird. Der Story-Modus, die Türme und andere nicht-kompetitive Modi sind ein guter Weg, damit auch solche Spieler viel Spaß mit Mortal Kombat haben, die sich nicht auf den kompetitiven und professionellen Wettkampf einlassen wollen.“
Tatsächlich geht Boon sogar so weit und bezeichnet den Story-Modus mit seiner filmreifen Aufmachung als einen der wichtigsten Schritte, mit der die Evolution der Reihe nach der Einführung der Fatalities beim Erstling und dem Schritt zu den 3D-Ablegern mit ihren neuen Spielmodi vorangebracht wurde. „Dank des Story-Modus haben wir Leute gewonnen, die normalerweise wohl nie ein Fighting Game gespielt hätten“, ist Boon überzeugt. Leider haben wir in Chicago nur einen kurzen Einblick in die Geschichte bekommen, die nahtlos an die Ereignisse des Vorgängers anschließt.
In den ersten Kämpfen konnten wir Cassie Cage bei ihrem Beförderungsritual zum Commander begleiten, bevor die Verteidiger der Erde sich dazu entschließen, in die Offensive zu gehen und den blutigen Konflikt in die Außenwelt tragen, wo einige alte Bekannte warten, über die wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sprechen dürfen. Was man aber bereits sagen kann: Die Inszenierung ist mit ihren lässigen Kamerafahrten und tollen Schnitten wieder sehenswert und die Figurenmodelle haben vor allem im Hinblick auf die Mimik im Vergleich zum Vorgänger deutlich zugelegt und befinden sich jetzt auf dem Niveau von Injustice 2. Wie wir im Rahmen der Studiotour erfahren haben, müssen die Motion-Capturing-Akteure für jeden
Der Charakter-Editor erlaubt nicht nur kosmetische Anpassungen, sondern auch eigene Move-Sets.
einzelnen Charakter mindestens 50 Gesichtsausdrücke darstellen, die von den etwa 100 ringsherum aufgestellten Kameras erfasst und aufgezeichnet werden. Ein Aufwand, der sich lohnt, wie man bei Injustice 2 gesehen hat.
Mein eigener Scorpion
Die DC-Reihe und Mortal Kombat befruchten sich schon seit jeher gegenseitig. Der nächste Schritt in dieser Symbiose stellt der ausgefeilte Charakter-Editor dar, mit dessen Hilfe man jetzt auch hier seine Recken anpassen darf. Dabei ist man nicht auf kosmetische Veränderungen wie alternative Outfits, Masken oder sogar Waffendesigns beschränkt. Besitzen die Standard-Figuren jeweils drei vorgefertigte Kampfstile, darf man das Repertoire an Moves, Spezialattacken und Ausrüstung im Editor frei kombinieren, um einen individuellen Stil zu kreieren, der der eigenen Spielweise am besten entgegen kommt. Durch die Kombination von Gegenständen und Kristallen erhält man außerdem diverse Boni, durch die man z.B. weniger Schaden einsteckt oder die Angriffskraft erhöht.
Da fliegen wieder ein paar Zähne...
Allerdings bleibt abzuwarten, wie sehr die Möglichkeiten des Editors die Balance beeinflussen. Denkbar scheint ein ähnlicher Weg, wie er bei Injustice 2 beschritten wurde: Dort waren in manchen Modi und insbesondere gewerteten Online-Partien nur die Standardfiguren ohne Augmentierungen erlaubt. Weniger bedenklich sind dagegen Anpassungen am Einmarsch und den Siegerposen, die zusammen mit Spott-Animationen freigeschaltet werden können. Darüber hinaus lässt sich sogar festlegen, welche Stärken und Schwächen der selbsterstellte Charakter aufweisen soll, wenn er von der KI übernommen wird.
Kampf bis zur (Turm-)Spitze
Neben dem Story-Modus sind auch die Türme wieder ein Teil von Konquest, in denen man sich unter verschiedenen Bedingungen und Modifikatoren an die Spitze kämpfen muss. Hier sollen sich laut Ed Boon auch die meisten Easter Eggs verstecken – verraten wollte er allerdings keines, merkt aber an, dass es mehr als genug von ihnen gibt. Dabei greift man auch auf so genannte „Konsumables“ zurück, für die vier Slots zur Verfügung stehen, wo sie nicht nur platziert, sondern sogar für eine Wiederverwendung aufbereitet werden können. Mit ihrer Hilfe kann man z.B. im laufenden Gefecht seine Lebensenergie regenerieren oder einen Sidekick herbeirufen, der den Spielers kurz unterstützt. Apropos: Eine Option für Tag Team wird es aber auch in Mortal Kombat 11 leider nicht geben, obwohl Ed Boon nach eigenen Aussagen immer wieder mit dem Gedanken
Der Klassiker: Zwischen Scorpion und Sub-Zero geht es wieder heißkalt her.
spielt. Seiner Meinung nach könnte der kooperative Team-Ansatz vor allem die Online-Matches durchaus bereichern und ihnen eine weitere interessante Facette bescheren.
Neben Story und Türmen fand sich im Konquest-Menü übrigens noch ein weiterer Spielmodus, der jedoch mit Fragezeichen versehen wurde und sich noch nicht auswählen ließ. Zum Start dürfte es also noch die eine oder andere Überraschung geben. Das gilt auch für die Auswahl an Akteuren: Zwar trafen wir bereits auf einige Veteranen wie Sonya Blade, Sub-Zero, Kano und Scorpion, Rückkehrer wie die Blut-Lady Skarlet und neue Gesichter wie Geras, der die Fähigkeit besitzt, den Sand der Zeit zu kontrollieren. Viele der 25 Charakterfenster blieben allerdings noch leer. Entsprechend wird man sicher noch ein Wiedersehen mit alten Bekannten, neuen Kombattanten und Gast-Stars feiern. „Ich würde zwar kein Geld darauf wetten, aber eines Tages würde ich gerne einen Charakter aus Street Fighter in Mortal Kombat sehen“, so Ed Boon auf die Frage, welche Kameos er sich nach Auftritten von Prominenz wie dem Predator, Jason Voorhees oder Alien noch für Mortal Kombat wünschen würde. Wir drücken die Daumen, dass es vielleicht irgendwann klappt...