Von der Stange
In puncto Design kann ich leider keinen positiveren Ersteindruck abgeben: Der Planet Enoch, im Spiel die letzte Hoffnung für den versprengten Rest Menschheit, wirkt wie eine Mischung aus
Gears-Schlachtfeld und
Destiny-Raumrampe, die unsympathischen Space-Cowboy-Outlaw-Protagonisten verstärken die durchwachsene Wohlfühl-Atmosphäre. Die Story geht so: Die auf dem Planeten gelandeten Outrider-Söldner werden bei ihrem Kolonisierungsversuch von einer gigantischen Anomalie überrascht - nur ein paar können sich in Kryo-Kammern retten. 30 Jahre später hat sich Enoch verwandelt: Die Kraft der Anomalie hat viele Hightech-Gerätschaften dahingerafft, die Überlebenden haben schäbig wirkende Behausungen irgendwo zwischen Madmax-Banditenlager und
Anthem-Marktplatz erbaut. Und nun darf der Spieler als Outrider diese lebensfeindliche Umwelt erkunden - samt individualisierbarem Truck, der aber in der Vorschau-Version noch keine Rolle spielte.
Feuer, Zeitlupe oder Kraft
Die Feinde in Outriders sind ein wilder Haufen - Rüstungen und Knarren wirken wie zusammengeschustert.
Bevor ich mit zwei Kollegen der deutschen Spielepresse zu einem ersten Koop-Ausflug starte, steht die Klassenwahl an: Drei Outrider-Kategorien sind aktuell schon anwählbar, zum Release werden es vier sein. Auf die bullige, starke Devastator-Klasse habe ich wenig Lust, stattdessen werde ich die nächsten vier Stunden als Feuerteufel („Pyromancer“) und Zeitmagier („Trickster“) verbringen. Jede Klasse bringt einen Satz von acht starken Spezialfähigkeiten mit und obendrein einen verwinkelten Talentbaum mit zahllosen kleinen Upgrades, Perks, Spezialisierungen. Neben den Loot-Paketen mit Knarren, Stiefeln, Kapuzen & Co., die besiegte starke Gegner hinterlassen, und der Tatsache, dass Missionen auf Wunsch immer wieder bestritten werden können, steckt hier eine ganze Menge
Destiny-
Division-
Anthem-DNA drin. Einen „echten RPG-Shooter-Hybriden“ nennen die Entwickler ihr Baby, betonen aber gleichzeitig, dass Outriders als fertiges, komplettes Spiel ausgeliefert wird. "Wir machen kein Games-as-a-Service-Produkt“. Na dann bin ich mal gespannt, ob Square Enix nicht trotzdem Season Pässe unters Volk bringt oder bei exklusiven Kleidungsstücken, Emotes oder Tanzmoves zur Kasse bittet.
Drei Pfund Gehacktes, bitte
People Can Fly ist bekannt für überzogene Gewaltdarstellung - da macht auch Outriders keine Ausnahme.
Aber wie spielt sich Outriders nun? Wie ein
Gears of War mit Elementarmagie-Upgrade! Der Aufbau der Schlachtfelder und die Bewegung darauf erinniert frappierend an das Xbox-Aushängeschild. Man sprintet und hechtet zwischen den Deckungen umher, feuert blind über die Barrikaden und nimmt den Feind per Third-Person-Kamera ins Visier? Kopfplatzer gibt es inklusive - fast wundert man sich beim Spielen, dass das typische
Gears-Nachladen nicht geht und die Lancer-Kettensäge zu Hause bleiben musste. Auf eine feine polnische Blutsuppe mit kräftigen Fleischstücken muss deshalb aber niemand verzichten - denn spätestens der regelmäßige Einsatz der Klassen-Skills sorgt für rotgetünchte Schützengräben. Beispiele gefällig? Als Trickster erschaffe ich auf Knopfdruck eine blaue Zeitblase, innerhalb dieser Zone läuft die Zeit dann langsamer ab - man staunt über Kugel-Formationen, die zäh in der Luft zu hängen scheinen, und nutzt das Plus an Geschwindigkeit, um aus nächster Nähe ein komplettes Magazin in den Feind zu entladen. Noch trickreicher ist ein Teleport-Sprung zu einem anvisierten Feind: Einen Wimpernschlag später befinde ich mich hinter dem Burschen und schieße ihn mit einer Ladung Schrott in Stücke. Andere Manöver sorgen für ähnlich rabiate Tode: Der Nahkampfschlag mit einer blauen Zeitklinge verwandelt Feinde in Wölkchen aus Blut und Knochen, die Attacken des Pyromancer lassen sie zu Asche verbrennen.