Auch wenn das Abenteuer in derselben Welt spielt wie
Pathfinder: Kingmaker, entführt euch
Owlcat Games in eine düstere Region, in der Dämonen ihr Unwesen treiben. Irgendwann befehligt ihr nicht nur eine sechsköpfige Party, die klassische Quests erledigt, sondern führt einen Kreuzzug an: Statt ein Königreich zu verwalten geht es also um das strategische Management einer Armee, für die ihr Truppen rekrutieren und kombinieren müsst. Diese könnt ihr dann auf einer Weltkarte verschieben, um Städte zu erobern; auch Ressourcenverwaltung ist vorhanden. Klingt ein wenig nach
Total War Saga, aber so weit geht es nicht: Es wird keine taktischen Manöver mit Truppen im Gelände geben, alles bleibt eher an der planerischen Oberfläche der nächsten Eroberungen.
Trotzdem weht auch im Abenteuer ein militärischer Wind, denn in den gezeigten Spielszenen ging es z.B. darum, die befestigte Stadt Drezen zu infiltrieren, damit sie danach als Hauptquartier des Feldzugs dienen kann. Dabei musste die Gruppe sowohl Wachen aussschalten als auch Verteidigungsanlagen bzw. Belagerungswaffen auf Türmen zerstören, indem sie sich einen Weg durch die verwinkelte Anlage metzelte. Man hatte oftmals die Wahl, ob man Leitern oder Brücken nutzt, so dass im Vergleich zum Vorgänger auch eine vertikale Komponente spürbar war - allerdings sorgte die drehbare Kamera nicht immer für optimale Übersicht und die Gegner-KI machte keinen koordinierten Eindruck.
Neue Strategien, alte Rollenspieltugenden
Ihr führt eine Gruppe von bis zu sechs Abenteurern an.
Die über die Unity-Engine befeuerten Gefechte wirkten ansehnlich, die Anlage gut ausgeleuchtet. Kulisse und Partikeleffekte sehen zwar etwas schicker aus als im Vorgänger, aber die Kämpfe erschienen noch recht eindimensional: Meist reichte es, die eigene markierte Gruppe einfach direkt auf die nächsten Feinde zu hetzen und zwischendurch Heilzauber einzusetzen, selbst wenn es sich dabei um größere Monster wie Oger handelte; hoffentlich kann Owlcat Games den taktischen Anspruch noch erhöhen. Angesichts der Qualität des Vorgängers und der vielen Fähigkeiten sollte das aber kein Problem sein, zumal man natürlich den Schwierigkeitsgrad in meheren Stufen anpassen kann.
Hinsichtlich der Partikeleffekte bei Zaubern & Co hat man zugelegt.
Natürlich geht es nicht nur um einen militärischen Kreuzzug und Gefechte, denn man will auch an die Rollenspieltugenden hinsichtlich Moral & Co anknüpfen, was in zahlreichen Dialogen mit Entscheidungen und Konsequenzen zum Ausdruck kommen soll. Zehn mit Biographien ausgearbeitete Charaktere warten auf ihre Rekrutierung; alle mit persönlichen Questlinien. Wie in der Pen&Paper-Vorlage kann man jetzt übrigens auch "gute" Charaktere anführen. Zwar wird es keine deutsche Sprachausgabe, aber lokalisierte Texte geben.
Auch Schnee- und Waldregionen werden besucht.
Zusätzlich zu den bekannten Klassen soll es fünf neue Berufszweige geben: Arkanist, Blutrünstiger, Schamane, Orakel und Hexe; weitere wie der "Warpriest" sind durch die
erfolgreiche Kickstarter-Kampagne hinzu gekommen. Außerdem gibt es eine neue Rasse halb untoter Sterblicher namens Dhampire und die Anzahl der Archetypen pro Klasse wird auf fünf erhöht. Schließlich wird mit den mythischen Pfaden ein neuer Zweig in der Charakter-Entwicklung geöffnet, der im weitesten Sinne dämonische Wege wie Angel, Leech, Aion oder Trickster erlaubt. Das soll für einige interessante Situationen sorgen: Als Aion versucht man z.B. die moralische Balance in der Welt herzustellen, indem man Schuldige tötet - die auf der Karte markiert werden. Und der Trickster kann z.B. Würfelergebnisse manipulieren.