Vorschau: Tower Tag (Shooter)

von Jan Wöbbeking



Tower Tag (Shooter) von VR Nerds
Blitzschnelle Arcade-Gefechte
Entwickler:
Publisher: VR Nerds
Release:
28.05.2020
Q4 2021
28.05.2020
28.05.2020
28.05.2020
Early Access:
kein Termin
Q4 2021
kein Termin
kein Termin
kein Termin
Spielinfo Bilder Videos
Einfache Ideen funktionieren in VR oft am besten - und in der Spielhalle, wo der Shooter Tower Tag des Studios VR Nerds seinen Ursprung hat. Mit einem Elektro-Lasso springen Spieler von einer luftigen Plattform zur nächsten, huschen hinter ihrer Turmspitze in Deckung und liefern sich haarscharfe Schusswechsel. Für die Vorschau haben wir in den Early Access hineingeschnuppert.

Planänderung

Im Alternative-Realitäten-Podcast erläuterte Studio-Mitgründer Phillip Steinfatt am Sonntag, dass sich das Team eigentlich gerade voll auf die Spielhallen-Versionen konzentriert hatte, für die in Japan z.B. eine Zusammenarbeit mit Sega gestartet wurde. Auch die redaktionelle Berichterstattung im Online-Magazin der VR Nerds legte man dafür vorerst auf Eis. Dann kam jedoch die Pandemie, wodurch die Einnahmen aus dem Arcade-Bereich fast komplett weggebrochen seien. Also plante das Team kurzerhand um und fokussierte alle Energie auf die Heim-Version, die ursprünglich erst deutlich später in den Early Access starten sollte. Seit Donnerstag kann man mit Steam oder Viveport loslegen, was bei unseren ersten Matches am Wochenende erfreulich viel Laune machte. Das auf die Arcade zugeschnittene Prinzip ist simpel und schnell durchschaut - nutzt aber auf clevere Weise eine Roomscale-Spielfläche von mindestens zwei mal zwei Meter (bei Platzmangel kann man alternativ eine experimentelle Drehmethode nutzen). In der Mitte des Spielfelds steht die virtuelle Turmspitze, hinter der man meist sicher in Deckung gehen kann.

Bilder können das temporeiche Spielgefühl leider nur schlecht vermitteln.
Bilder können das temporeiche Spielgefühl leider nur schlecht vermitteln.
Das gilt vor allem, wenn man sich schlank macht und nicht gerade von mehreren Seiten überrascht wird. Um solchen Angriffen zu entgehen oder sich an die feindliche Basis voranzuarbeiten, "teleportiert" man sich ruckartig von einer Turmspitze zur nächsten. Einfach ein Knöpfchen gedrückt halten und sobald die Leiste voll ist, hat man den Turm eingenommen und "flippt" den Controller kurz nach oben, um sich mit dem glühenden Lasso blitzschnell hinüberzuziehen. Übelkeitsgefahr gibt es hier nicht - und zudem fühlt man sich beim stehenden Spielen angenehm aktiv!


Simpel aber effektiv

Die simple Steuerung erfordert nur einen Controller, was für eine interessante Abwechslung zu anderen Shootern sorgt: Wenn der eigentlich etwas zitteranfällige Index-Controller bequem mit der freien Hand abgestützt wird, lassen sich Gegner per Kimme und Korn erfreulich ruhig und präzise anpeilen. Dank der genügsam-schlichten aber durchaus stimmungsvollen Cyberpunk-Kulisse kann man selbst bei flüssigen 144 Hertz das Supersampling ordentlich aufdrehen. So trifft man sogar winzige verschanzte Widersacher am anderen Ende der Karte. Wir haben mit einer GeForce RTX 2080 Ti gespielt, einige Teammitglieder berichteten aber auch bei schwächeren Karten von einer einwandfreien Performance.

Schwupp, schwupp, schupp: Der Sprung von Turm zu Turm funktioniert mit einem Greifhaken-Lasso, fühlt sich aber wie eine Teleportation an.
Schwupp, schwupp, schwupp: Der Sprung von Plattform zu Plattform funktioniert zwar mit einem Greifhaken-Lasso, das blitzschnelle Voranpreschen fühlt sich aber eher wie eine Teleportation an - ähnlich wie in Doom VfR oder der entsprechenden Variante in Half-Life: Alyx.
Noch nicht immer sauber laufen das Beitreten und Verlassen der Lobbies, die automatische Spielervermittlung sowie die KI der Bots. Bis zur Veröffentlichung in rund drei bis sechs Monaten sind allerdings ein weltweites Rangsystem, skillbasiertes Matchmaking, zusätzliche Karten und Spielmodi sowie Turnier-Unterstützung für große eSport-Events geplant. Im Laufe des verlängerten Wochenendes tummelten sich oft nur kleinere Grüppchen online, wir haben bislang aber immer Mitspieler gefunden - für VR-Multiplayer-Verhältnisse also durchaus eine brauchbare Teilnehmerzahl.

Leichte Höhenunterschiede

Bislang gibt es die drei altbekannten Modi Team-Deathmatch, Team-Ausscheidung sowie das Einnehmen des gegnerischen Basisturms. All das geht man je nach Lobby-Größe meist in Dreier- oder Vierer-Teams an. Auf den prinzipiell offenen Spielfeldern inmitten eisiger Klippen oder futuristischer Skylines befinden sich hier und da auch einige transparente Hindernisse oder ein Tunnel. Außerdem sind die Ränder der unterschiedlich hohen Turmplattformen mit Deckungsplatten versehen, die mit einigen Schüssen aus dem Weg geräumt werden. Kompetitive Spieler können übrigens ihr eigenes "Tower-Tag-Add-on" in 3D drucken und mit ihren VR-Controllern verwenden.

Von der hochgelegenen Außen-Plattform lässt sich das Geschehen hervorragend überblicken - die passende Voraussetzung für einen Zuschauer-Modus?
Von der hochgelegenen Außen-Plattform lässt sich das Geschehen gut überblicken - die passende Voraussetzung für einen Zuschauer-Modus?
Die nötigen Dateien werden kostenlos veröffentlicht und unterliegen lediglich einer Creative Commons-Lizenz, die es den Spielern gestattet, die Halterung ihrem Spielstil anzupassen oder basierend auf dem Design neue Halterungen zu erstellen. Die entsprechenden 3D-Druckdaten finden sich hier. Schade ist, dass man natürlich keine meterhohe Turmspitzen-Säule ausdrucken kann. Um sich tatsächlich physisch in Deckung zu schlagen, muss man also weiterhin in der VR-Arcade spielen, die sich z.B. in Hamburg nach der Corona-Pause wieder unter diesem Link buchen lassen wird.


 

AUSBLICK



Man merkt Tower Tag an jeder Ecke an, dass es primär für VR-Arcades entwickelt wurde. Die Präsentation, lediglich drei Modi sowie das Arsenal mit nur einer Laserpistole wirken extrem minimalistisch. Nicht einmal Upgrades, Extras, Hand-Schilde oder dergleichen gibt es. Doch das nehme ich gerne in Kauf, wenn sich das Prinzip so spaßig anfühlt und so clever vom Roomscale-Spielfeld Gebrauch macht. Wenn ich in einem haarscharfen Match blitzschnell um die Deckung husche und mehr oder weniger taktisch klug von Turm zu Turm zische, verliere ich mich schnell völlig im Match. Ein angenehm immersives Gefühl, das viel Potenzial für Erweiterungen besitzt und bei technischen Macken wie Lobbies und Einbindung der Bots noch Feinschliff benötigt - was auch im Early-Access-Plan entsprechend aufgelistet wird. Für die schnelle Shooter-Runde zwischendurch ist Tower Tag aber schon jetzt eine schöne Sache, die bislang übrigens Oculus Rift, HTC Vive, Valve Index und Windows Mixed Reality unterstützt. Später ist auch eine Quest-Fassung angedacht. Diese könnte aber noch etwas länger in Anspruch nehmen, da in der Engine einiges umgeschreiben werden müsste und sich das Team zunächst auf den Early-Access am PC konzentriert. Quest-Besitzer müssen also noch eine ganze Weile lang mit einer Oculus-Link-Verbindung am PC Vorlieb nehmen.

Einschätzung: gut

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