Die Kampagne
Aber es geht hier nicht um mich und meine Sehnsucht nach einem Antikriegsspiel, deshalb blicken wir zur Kampagne: Die schickt seine vier HeldInnen nach Stalingrad und an die Westfront, zum Pazifikschauplatz, nach Italien und Berlin sowie bis zu Rommels Afrikafeldzug - mal spielt man eine russische Krankenschwester, die zur tödlichen Scharfschützin wird, mal ein Mitglied der australischen Garnison Rats of Tobruk, die den libyschen Hafen gegen das deutsche Afrikakorps verteidigt hat. Sledgehammer Games lässt sich von historischen Begebenheiten inspirieren, gibt aber keine Garantie, dass man sich immer an den Verlauf der Realität hält. Vorgespielt wird uns Journalisten eine Mission, die laut den Entwicklern früh im Spiel stattfindet: Im Rahmen der Operation Tonga (Teil der Landung der Allierten in der Normandie) springen britische Fallschirmjäger hinter der Strandlinie ab - und hier geht die Call-of-Duty-Action gleich so richtig ab.
Sledgehammer Games lässt sich von historischen Begebenheiten inspirieren, gibt aber keine Garantie, dass man sich immer an den Verlauf der Realität hält.
Der Nachthimmel wird erhellt von Flugabwehrfeuer, in Brand geratenen Fallschirmen und getroffenen Fliegern, die einen Feuerschweif hinter sich herziehen. Mittendrin ist die Spielfigur, die selbst beinahe abstürzt und ihren Fallschirm erst kurz vor dem tödlichen Aufprall öffnen kann. Nach der Landung in einem See unweit eines Dorfes versteckt sich der Protagonist am Rand eines Wäldchens - Nazi-Wachen mit Taschenlampen und Hunden durchforsten die Umgebung. Doch unser Brite bleibt außer Sichtweite, der Wald wird dichter - und plötzlich kommt von der Seite, zwischen den Bäumen, ein infernalischer Lärm, begleitet von einem gleißenden Lichtblitz. Der Grund dafür bleibt auch in den nächsten ein, zwei Minuten unklar - doch alle paar Sekunden donnern Lärm und Licht von der Seite heran, das sieht grafisch extrem dramatisch und beeindruckend aus, sorgt für eine bedrohliche Stimmung. Schließlich erscheint ein Soldat in Sichtweite, man wirft zur Absicherung, dass es ebenfalls ein Allierter ist, ein paar Codewörter hin und her - bis er von einem Wehrmachtssoldaten von der Seite erschossen wird. Jetzt muss es schnell gehen, unser Protatonist in Ego-Sicht schnappt sich das Gewehr des Getöteten, hechtet sich auf den Boden und erschießt den Deutschen.
Die Kämpfe wirken sogar noch intensiver und unmittelbarer als in Infinity Wards
Modern Warfare von 2019.
Aus dem Wald geht es in eine Siedlung, nur ein paar deutsche Patrouillen sind zu sehen, die wenigen Patronen im Gewehr würden aber auch keine großen Gefechte mitmachen. Schon der nächste Feindkontakt ist packend und ebenso wuchtig inszeniert wie der erste: Ein Schuss auf eine Benzinlache steckt eine Wache in Brand, der Kollege wird durch ein Laken hindurch erschossen, nur für einen Sekundenbruchteil war seine Silhouette im Licht der Flammen sichtbar. Weil wie aus dem Nichts die Kollegen der beiden Toten heranstürmen, türmt unser Protagonist in einem Schacht, kommt durch den Keller im Haus nebenan wieder an die Oberfläche und erledigt mit drei weiteren Schüssen die Wachen, die ihm auf die Schliche gekommen sind. Jeder einzelne Treffer wirkt dramatisch, jede Begegnung wie eine Gefahr. In dieser Hinsicht hat Sledgehammer im Vergleich zu
WW2 dramatisch zugelegt, die Kämpfe wirken sogar noch intensiver und unmittelbarer als in Infinity Wards
Modern Warfare von 2019. Das Demolevel schließt mit einer gehetzten Flucht durch ein Feld, wo die letzte deutschen Soldaten abgeschüttelt werden - und der Protagonist findet inmitten einer apokalyptischen Szene wieder, wie sie nur ein Videospiel malen kann: Vor dem schwarzen Nachthimmel steht eine riesige Mühle in Flammen, ihre sich nur noch langsam drehenden Flügel lodern, glimmende Holzstückchen und Funken regnen herab. Das sieht schlicht sensationell aus! Unter der Mühle zwischen zwei Schuppen steht ein Soldat, der grelle Hintergrund lässt ihn zu einer dunklen Silhouette werden. Wieder ruft der Protagonist ein paar Worte, um sein Gegenüber als Verbündeten zu erkennen. Der andere wartet, hebt dann langsam seine Waffe - und die Demo ist aus.
Nach dem Paukenschlag
Natürlich wird Vanguard nicht nur eine hollywoodesk inszenierte Kampagne bieten - CoD-Fans können sich auf einen Zombie-Modus freuen.
Das muss man Sledgehammer lassen, dieser kurze Einblick in Vanguard war hervorragend: Technisch beeindruckend und extrem intensiv, die wenigen Gefechte voller Intimität und Wucht, die Szenerie eine erschreckend schöne Kriegskulisse zwischen schwarzer Nacht und lodernden Flammen. Das entkräftet zwar nicht meine Enttäuschung ob der vorhersehbaren Schlachtenschauplätze und macht Vanguard auch nicht zu einem verstörenden Antikriegsdrama - aber der handwerkliche Eindruck und die Art, wie Schusswechsel inszeniert werden, das hat mich beeindruckt. Ich kann nicht leugnen, dass ich gespannt bin, wie sich die vielen schnell geschnittenen Szenen aus dem Enthüllungstrailer spielerisch anfühlen. Die Dogfights über dem Meer, der Angriff auf einen Flugzeugträger, die Panzerfahrt in Nordafrika, der Sturm auf Berlin, die Scharfschützenmissionen mit der russischen Soldatin.
Satte 20 Karten sollen zum Start dabei sein (davon 16 für das typische 6-gegen-6-Format).
Natürlich wird Vanguard nicht nur eine hollywoodesk inszenierte Kampagne bieten - CoD-Fans können sich auf einen Zombie-Modus freuen und natürlich gibt es eine Integration in
Warzone. Beim Mehrspieler-Modus will Sledgehammer klotzen statt kleckern: Satte 20 Karten sollen zum Start dabei sein (davon 16 für das typische 6-gegen-6-Format), ein neuer Modus namens „Champion Hill“ wurde angekündigt und mir wurden interessante Szenen hinsichtlich der Zerstörbarkeit der Mehrspieler-Areale gezeigt. Sledgehammer verspricht „reaktive Umgebungen“ und einen besonderen „Kampfrhythmus“, bleibt dazu aber weitere Details schuldig. In jedem Fall scheint der Abstand zum neuen
Battlefield 2042 in diesem Jahr besonders groß, so dass sich die beiden Baller-Platzhirsche kaum ins Gehege kommen dürften.