Britischer B-Movie
Rebellion aus England ist ‘ne Bank. Das immer noch unabhängige Studio aus Oxford ist seit Anfang der 90er Jahre ein fester Bestandteil der Entwicklerlandschaft. Anfangs wurde dort viel für Atari Jaguar gecodet, 1999 frohlockte die PC-Shooter-Gemeinde über Aliens versus Predator, zudem entstanden bei Rebellion viele Umsetzungen oder Handheldversionen bekannter Marken. Seit 2005 gehört die Sniper-Elite-Serie zum Repertoire der Briten – zusammen mit den Zombie-Army-Spin-offs ist die Reihe seither das Aushängeschild des Studios, das auch über weniger prickelnde Software-Ergüsse der Marke
Neverdead oder
Rogue Trooper hinwegtröstet. Gute Geschichten fallen dem Scharfschützen-Studio aber immer noch schwer:
Sniper Elite 3 und
4 waren quasi zwei mal acht Sandbox-Level, die von mehr als dürftig verteiltem Story-Kitt nur so leidlich zusammengehalten wurden.
Bisschen Ballern: Sniper Elite 5 wird kein Rambo-Titel, im direkten Kampf Mann gegen Nazis ist Karl aber nicht hilflos.
Ob dies bei Teil 5 besser wird, das wage ich nach zwei Stunden mit dem Spiel zu bezweifeln: Snipersoldat Karl Fairburne macht im besetzten Frankreich kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs Bekanntschaft mit der Resistance. Zusammen decken sie ein geheimes Naziprojekt mit dem Codenamen “Kraken“, das den Krieg noch vor der Invasion durch die Alliierten zugunsten des Deutschen Reichs entscheiden könnte. Ich versuche mich an der zweiten Mission und lerne im Spielverlauf mäßig animierte französische Widerständler kennen. Und den deutschen Obergruppenführer Abelard Möller, einen hageren, alten Nazi, den Rebellion zum Antagonisten des Spiels auserkoren hat. Möller spricht auch im englischen Original blitzsauberes Deutsch, ist aber nicht ansatzweise so gut modelliert wie die Protagonisten aktueller AAA-Titel. Ein Story-Schmankerl voller Immersion und Hollywood-Dramatik erwartet uns hier aller Wahrscheinlichkeit nach nicht, immerhin scheint die Geschichte präsenter zu sein als in den Vorgängern.
Richtig gute Spiele waren die aber trotzdem, deswegen soll es nun um die spielerischen Eindrücke meiner Anspiel-Session gehen. Die fand übrigens mittels gut funktionierendem PC-Streaming statt, ein Urteil über die Reaktionsfreudigkeit der Steuerung hebe ich mir deshalb für den Test auf. Das soll den Eindruck, den Gegner-KI, Leveldesign und spielerische Optionen hinterließen aber nicht schmälern – darüber gebe ich gerne Auskunft.
La guerre, toujours
Landpartie auf dem Château de Berengar: Die große Allee sieht zwar verlockend aus, doch hier wären wir zu sehr auf dem Präsentierteller.
Die Invasion der Alliierten im von Nazi-Deutschland besetzten Frankreich haben schon dutzende Spiele durchdekliniert. Sniper Elite 5 wählt durch den Hinter-den-Linien-Ansatz und das Zusammenspiel mit der Resistance ein Szenario, das einen nicht sofort gähnen lässt. In unserer Demo-Mission schleichen wir durch einen üppig grünen Schlosspark und infiltrieren ein großes Gemäuer, um nach geheimen Naziplänen zu suchen. Klingt nicht nach Geistesblitz, kann man aber schon mal anbieten. Nach einem Plausch mit seinen französischen Kombattanten macht sich Fairburne allein in Richtung Schloss auf, dafür stehen ihm ein paar Wege zur Verfügung. Geradeaus über eine Brücke und durchs große Tor, wo schon Wachen stehen und regelmäßig ein Motorrad mit Beiwagen patrouilliert? Keine gute Idee. Ich nähere mich dem fürstlichen Anwesen in einem großen Bogen von rechts, der mich über einen alten Bauernhof führt. Meine ersten tödlichen Sniper-Schüsse scheuchen einen Motorrad-Wache auf, die ich rasch per MP-Feuer erledige. Das Ballergefühl in Third-Person-Sicht mit mäßig schlauen Gegnern empfinde ich als leichte Verbesserung gegenüber dem direkten Vorgänger, Karl geht an Hindernissen automatisch in Deckung und die Trefferrückmeldung beim Feind geht in Ordnung. Ein druckvoller Deckungs-Shooter der Marke
Gears wird Sniper Elite aber auch in der fünften Runde nicht mehr. Muss es aber auch nicht.