Vorschau: Scrapland (Action-Adventure)

von Paul Kautz



Chaos in Roboter-City: Auch Maschinenwesen sind nur Menschen! Scrapland ist eine verführerische Mischung aus verrücktem Design und coolen Ideen.
Entwickler:
Publisher: Deep Silver
Release:
04.02.2005
11.03.2005
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ab 29,95€
Spielinfo Bilder  
Das Bertelsmann-Lexikon definiert einen Roboter als einen »elektronischen, selbstgesteuerten Apparat, der bestimmte mechanische Tätigkeiten ausführen kann«. Douglas Adams geht in seinem Bestseller »Per Anhalter durch die Galaxis« ein wenig weiter, und sieht im Roboter »deinen Kunststoff-Freund für die schönsten Stunden des Lebens«. Scrapland schließlich wischt mit all den Definitionen den Boden auf, und beweist, dass auch Roboter nur Menschen sind. Wir haben einen langen Tag auf dem Blech-Planeten verbracht.

Selbst ist der Cyborg!

Der junge Blechkumpel D-Tritus landet zufällig auf dem Planeten Scrapland. Der heißt nicht nur so, weil er zum größten Teil aus Schrott aufgebaut wurde, sondern auch, weil es da keine lebenden Komponenten mehr gibt – Menschen haben keinen Zutritt, sondern sind das Roboter-Pendant des nächtlichen Monsters unterm Bett. Da D-Tritus weder Abitur noch eine brauchbare Ausbildung hat, bekommt er den erstbesten Job, den es zu kriegen gibt – den eines Reporters! Sein erster großer Auftrag ist ein Interview mit dem blechernen Erzbischof, der aber gerade mehr in Ölbade- statt in Laber-Laune ist.
Draußen ist die Hölle los: An der frischen Luft erwarten euch heiße Gefechte.
Also schick er D-Tritus zum Teufel, nur um kurz darauf selbst eine kalte Hand zu spüren: Ein geheimnisvolles Wesen (gar ein Mensch?) schickt den gläubigen Blechhaufen in den Roboterhimmel. Für eine gute Story tut D-Tritus natürlich alles, und da die hiesige Polizei mehr mit dem Gelderwerb als mit der Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung beschäftigt zu sein scheint, nimmt er die Aufklärung des Falles eben selbst in die Hand!

Das vom bislang unbekannten spanischen Team Mercury Steam entwickelte Scrapland ist kein Action-Adventure im klassischen Sinne. Vielmehr lässt es sich mit der GTA-Reihe in einem extrem abgefahrenen SciFi-Szenario vergleichen. Zum Beispiel wäre da die offene Missionsstruktur: Ihr habt zwar eine Hauptstory, die sich wie ein roter Faden durchs Spiel zieht, aber links und rechts davon gibt es auch jede Menge zu tun. Wenn ihr auf lukrative Nebenaufträge pfeifen wollt, könnt ihr auch straff der Hauptgeschichte folgen – aber genau wie z.B. bei GTA San Andreas entgeht euch damit ein großer Teil des Spaßes.

Die Mensch-Maschine

Das wichtigste und eigenartigste Feature in Scrapland ist eure Wandelbarkeit – ihr seid nämlich nicht auf die Hülle von D-Tritus angewiesen! Stattdessen erwarten euch 15 verschiedene Roboter-Formen, die sich nicht nur in Sachen Aussehen, sondern vor allem in der Funktion erheblich voneinander unterscheiden. Der Banker zieht Passanten z.B. kontinuierlich das Geld aus der Tasche, der Bürgermeister versetzt Umstehende dank seiner Reden in den Sleep-Modus, der kleine Tacker kommt aufgrund seiner Größe auch in die kleinste Ritzen und der Giganto-Polizeiroboter hat eine extra-dicke Wumme. Mit diesen Gestalten bekommt ihr es das ganze Spiel über nicht nur dauernd zu tun, ihr könnt euch auch in jede davon verwandeln. Das Stichwort dafür lautet
Wurdet ihr bei etwas Illegalem erwischt, sind die Gesetzeshüter sofort mit aller Macht hinter euch her.
»Große Datenbank«: In diesem Rechenzentrum, das von der Größe her an den 4Players-Download-FTP rankommt, ist die Matrix fast jedes Roboters gespeichert. Wenn man draufgeht, wird man also schwuppdiwupp gegen ein geringes Entgelt wieder belebt - ungemein praktisch. Für D-Tritus sogar noch mehr, kann er sich doch einfach einloggen, eine neue Form wählen und schon erstrahlt er in komplett neuer Hülle!

Das ist natürlich nicht nur zum Spaß integriert: Ihr müsst immer wieder die Form wechseln, um z.B. an spezielle Informationen heranzukommen oder unerkannt von A nach B zu gelangen. Allerdings ist nicht alles so einfach wie es klingt, denn diese Art der Camouflage ist auf Scrapland verboten: Werdet ihr beim Formwandeln erwischt, ist die Polizei sofort hinter euch her. Eure einzige Chance ist dann, in eine sichere Ecke zu flüchten und auf das Absinken des Detektionsbalkens zu warten – erstrahlt der wieder in einem friedlichen Blau, seid ihr vorläufig nicht mehr gesucht.

Wir sind die Roboter

Während Scrapland im Innern von Gebäuden eher Adventure-lastig ist und euch mit umfangreichen Missionen auf Trab hält, verlagert sich der Schwerpunkt drastisch, sobald ihr an die rostig-frische Luft kommt: Denn da schwingt ihr euch in euren Düsenhobel und tretet das Gaspedal durch! Je nach Schiff habt ihr mehr oder weniger Waffen und Leistung, so dass sich Kämpfe leichter oder schwieriger gestalten. Ihr könnt euch entweder auf euren Standard-Flitzer verlassen oder eines der herumstehenden Schiffe klauen, wenn es euch gefällt. Diese Methode hat allerdings den Nachteil, dass ihr diese Schiffe nicht aufrüsten, sondern nur in der Werkstatt als Altmetall verkaufen dürft. Das so (oder anders) erwirtschaftete Geld könnt ihr an gleicher Stelle auch sofort weiter investieren, denn ihr dürft eure 
Dicke Luft in Scrapland: Manche Roboter sind sich untereinander nicht grün.
eigenen Vehikel basteln: Dazu benötigt ihr eine Blaupause des Schiffs sowie Vorlagen für Triebwerke und Waffen – all das gibt es zu kaufen, aber die richtig heißen Modelle benötigen naturgemäß etwas mehr Untergrundarbeit. Ihr setzt euer Wunschmodell wie ein kleines Puzzle zusammen, woraufhin es wunschgerecht zusammengeschweißt und euch schlüsselfertig übergeben wird.

Mit dem neuen Flitzer könnt ihr entweder freie Runden fliegen, euch mit anderen Robotern duellieren, der Polizei bei der Verbrecherjagd helfen (bringt Geld) oder ein Rennen fahren. Falls ihr Flugangst habt, aber trotzdem gerne herumkommt, steht euch auch ein praktisches Röhrenbahnsystem zur Verfügung, welches alle wichtigen Gebäude in Scrapland miteinander verbindet. Egal ob innen oder außen, die Optik ist ein großartiger Anblick: Die Animationen sind weich wie Synthetik-Öl, selbst dezenter Blödsinn wie beim Laufen harmonisch mitwippende Roboterhaare bewegen sich super-flüssig. Die gesamte Metall-Welt ist in ein leichtes Glühen getaucht, was der Optik einen sehr abgefahrenen Touch verleiht. Dazu kommen noch coole Details wie verzerrte Abgasstrahlen, jede Menge herumfliegende Schiffe, die alle ihrem eigenen Tagwerk nachgehen, herrlich bizarre Roboter-Designs und saftig-dicke Explosionen. Dass die Texturen gelegentlich etwas niedrig aufgelöst sind, passt zwar nicht so recht zum stilsicheren Rest, ist aber ein dezenter Wink auf die Konsolen-Herkunft des Spiels, und somit verzeihbar. Denn dieser leichte Malus wird mit erstaunlich niedrigen Hardwareanforderungen und sehr kurzen Ladezeiten versüßt.

         
 

AUSBLICK



Scrapland ist in meinem Herzen: So ein herrlich abgefahrenes Szenario hatte ich schon lange nicht mehr auf der Festplatte! Die Roboter-Welt ist verschroben-verrückt, fantastisch designt und steckt voller cooler Ideen: Der kläglich herumpiepsende Tacker z.B., der nichts mehr zum Tackern hat, und dabei so knuddelig wirkt, dass man ihn am liebsten in den Arm nehmen und ihm versichern möchte, dass alles super-gut wird, ist einfach nur großartig. Spielerisch ist die Begeisterung etwas verhaltener: Der Vergleich mit der GTA-Serie drängt sich zwar auf, aber das große Vorbild ist vom Missionsdesign her deutlich abwechslungsreicher. Doch auch wenn man im Grunde sehr oft dasselbe tut – bislang kam bei mir keine Langeweile auf! Was nicht auch zuletzt an der coolen Musikbegleitung und der tollen englischen Sprachausgabe liegt. Freunde ungewöhnlicher Action-Adventures sollten sich also Scrapland in Rot auf die Innenseite ihrer Augen malen!
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Kommentare

johndoe-freename-59884 schrieb am
hyper! hyper!
... hype...?
ach nee, chigga chigga... gabs nicht mal so ne \\\"tolle\\\" scifi serie mit den chiggs? ... komisch.
HerrSchmidt schrieb am
Klingt interessant, aber ich könnte mir gut vorstellen, aber ich denke, dass das Spiel zur falschen zeit rauskommt. Februar und besonders März sind vollgepackt mit guten Spielen, das Spiel wird wahrscheinlich in der Masse untergehen. Ich habe auch kaum was von dem Spiel (bis heute) gehört.
Ich hoffe bloss, dass das Spiel spielerisch auch viel bietet, denn auch Simpsons: Hit&Run hatte eine tolle Simpsonsatmosphäre, aber war spielerisch wirklich ziemlich schlecht.
Bin aber wirklich gespannt, ob das Spiel, wie das Roboterspiel Metal Arms, auch in der Masse untergehen wird. Das wurde ja zauch von vielen magazinen sehr gut bewertet und auch ihr hattet First Facts zu dem Spiel, aber dann nichtmal ein Review. ;)
AnonymousPHPBB3 schrieb am
Das Bertelsmann-Lexikon definiert einen Roboter als einen »elektronischen, selbstgesteuerten Apparat, der bestimmte mechanische Tätigkeiten ausführen kann«. Douglas Adams geht in seinem Bestseller »Per Anhalter durch die Galaxis« ein wenig weiter, und sieht im Roboter »deinen Kunststoff-Freund für die schönsten Stunden des Lebens«. Scrapland schließlich wischt mit all den Definitionen den Boden auf, und beweist, dass auch Roboter nur Menschen sind. Wir haben einen langen Tag auf dem Blech-Planeten verbracht.<br><br>Hier geht es zum gesamten Bericht: <a href="http://www.4players.de/rendersite.php?L ... CHTID=3341" target="_blank">Scrapland</a>
schrieb am