Vorschau: Resident Evil 5 (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Capcom
Release:
03.2009
31.12.2010
03.2009
28.06.2016
29.10.2019
28.06.2016
Erhältlich: Digital (Nintendo eShop)
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ab 3,89€
Spielinfo Bilder Videos
Der wütende Mob

Die Schauplätze variieren angenehm zwischen Außen- und Innenarealen. Mal seid ihr in engen Gassen unterwegs, mal in Kellern oder dunklen Hütten, dann in Industrieanlagen oder Höhlen.
Damit meine ich nicht die KI im klassischen Sinne, denn von infizierten Menschenbestien, die immer noch wie Zombies 2.0 daher kommen, kann man weder kluges Deckungsverhalten noch Gruppentaktik erwarten. Was Capcom sehr gut macht, ist den wütenden Mob zu simulieren und zu animieren - es gibt so viele unheimlich gelungene Situationen und Bewegungen, dass man sich daran gar nicht satt sehen kann. Dieses Resident Evil 5 ist hinsichtlich der Kampfeinleitungen und Abläufe ein einziger grafischer Genuss. Wir meckern immer so viel über Clippingfehler & Co: Ein Highlight der Kollisionsabfrage ist z.B., dass man bei einem Sprung über eine Mauer den dahinter wartenden Feind wegschubst - sehr schön! Etwas enttäuschender ist da schon das Auftauchen der mutierten Hunde, die wie eine verwirrte Meute wirken, die aml eben zum Abschuss freigegeben wird.

Aber zurück zum Verhalten der humanoiden Feinde: Die Aggressivität dieser Bestien muss konsequent spürbar sein - und da haperte es noch. Man kann und muss erwarten, dass diese Kreaturen nicht tatenlos neben einem stehen und selbst nach Beschuss nicht reagieren. Und man kann und muss erwarten, dass ein riesiger Bossgegner, der einen auf ein Dach verfolgt und in eine Sackgasse drängt, nicht plötzlich in der Ecke stehen bleibt und den Sonnenuntergang anstarrt. Ich hoffe, dass Capcom diese Schnitzer in der finalen Fassung ausbügelt. Sie sind bisher nicht fatal, da es sich um sporadische Aussetzer handelt, aber sie schwächen das Panikgefühl etwas ab. Übrigens gehört dazu auch das Phänomen, dass die Feinde manchmal im Film wie von einer Tarantel gestochen auf einen zurennen, aber dann im Spiel plötzlich innehalten und langsamer schlurfen - so sind sie dann eine leichte Beute. Auch die vielen Ladezeiten sorgen dafür, dass man ab und zu aus der Spannung, die die erstklassigen Filme aufbauen, heraus gerissen wird. Auch das darf nicht all zu oft passieren.

Licht und Schatten

Ein Hauch vom klassischen Survival-Horror weht, als man mit Sheva durch stockfinstere Katakomben watet und dabei eine Lampe tragen muss, ohne selbst schießen zu können. Wer sie trägt und wer Deckung gibt, entscheidet ihr.
Das afrikanische Szenario bringt einen Vorteil und einen Nachteil mit sich. Der Vorteil ist, dass es bisher kaum Actionspiele gibt, die auf dem schwarzen Kontinent angesiedelt sind. Lediglich Far Cry 2 nutzte die Gelegenheit für einen Abstecher in die Savanne. Mit einer offenen Spielwelt kann Capcom zwar nicht dienen, aber die Japaner inszenieren das Ganze grafisch eine Klasse besser - vor allem hinsichtlich der Architektur der Wellblechdörfer, Industriebaracken und Hafenviertel haben die Japaner klasse Arbeit geleistet. Die Schauplätze wirken vor allem aufgrund der Licht- und Farbwirkung durchweg authentisch und lebendig. Und der Nachteil? Die Sonne. Das Licht. Das mag sich seltsam anhören, denn aus rein technischer Perspektive gehören die Übergänge vom Hellen ins Dunkle, die sogar die Gewöhnung des Auges simulieren, sowie all die feinen Reflektionen und Schattenwürfe auf Kleidung und Metall zum Besten, was ich bisher gesehen habe. Wie gesagt: Ein einziger gleißender Genuss. Und vergesst die Tearing-Probleme der Demo: Schon in unserer Vorschaufassung war davon nichts mehr zu sehen.

Aber aus atmosphärischer Perspektive sorgt die neue Helligkeit auch dafür, dass manchmal fast so etwas wie Urlaubsstimmung aufkommt - wenn auch nur der Marke Billigflieger all inclusive mit 1-Sterne-Hütte und Wellblech-Charme. Was verbindet man mit Angst und Schrecken? Schwärze. Dunkelheit. Düsternis. Natürlich muss man diese Eindrücke noch mit Vorsicht genießen, denn ich beziehe mich auf das Erlebnis der ersten beiden Kapitel. Und es ist nicht so, dass Resident Evil 5 diese Facetten nicht anbieten würde - immerhin geht es auch dort schon in Keller, Katakomben und Höhlen.  Doch im Gegensatz zu Resident Evil 4, das schon mit seinem europäischen Schauplatz inklusive Wald, Nebel & Co gleich von Beginn an für eine gewisse schaurige Düsternis sorgte, bleibt dieses Abenteuer den Aspekt bisher noch schuldig. Aber das sind alles
Der schlurfende Zombie war gestern: Die mutierten Einheimischen verfolgen euch auch fast wie eine Gang auf Motorrädern, während ihr sie dezimieren müsst.
Ersteindrücke. Und es gibt bereits einen optimistisch stimmenden Abschnitt, in dem man mit Sheva durch stockdunkle Gänge pirscht, während man einen Scheinwerfer nutzen muss und nicht schießen kann; genau davon erhoffe ich mir mehr!

Ansonsten kann man grafisch nur kleine Erdnüsse finden: Schade ist z.B., dass sich Stoffe wie aufgehängte Wäsche oder Vorhänge bei Kontakt oder Beschuss nicht bewegen. Auch große Pflanzen schwingen zwar leicht im Wind, bleiben aber bei Kontakt statisch - das konnte Uncharted etwas besser. Außerdem kann man mit der Machete keine Schnitte an den Pappkartons anbringen oder diese zerfetzen; sie bewegen sich lediglich etwas hin und her. Aber das sind nur Details, die das großartige und lebendige Gesamtbild nicht trüben. Und dafür kann man wiederum jede Pampelmuse in saftige Einzelteile schießen.

Nostalgische Momente

Gold sammeln? Dabei. Waffen kaufen? Auch, allerdings ohne Händler, sondern vor jedem Kapitel in einem Inventarmenü, wo ihr alles tauschen, Waffen in vier Bereichen aufrüsten und Überflüssiges auch einlagern könnt. Schmuck vom Topas bis zum Armreif? Dabei. Kann ich den verkaufen? Ja. Kann ich wieder große Schmuckstücke kombinieren? Ist noch offen. Heilspray? Dabei. Grünes und rotes Kraut, das man kombinieren kann? Dabei, nur diesmal in Tubenform und seltsamer Sprüh-Verabreichung. Auch in Afrika bleibt man bestimmten Traditionen treu. Wie schon in Resident Evil 4 verbergen sich in all den verborgenen Winkeln und zerstörbaren Kisten altbekannte und sehr hilfreiche Gegenstände, auf die ein vertikaler Leuchtkegel aufmerksam macht. Über R2 kann man eine kleine Karte aufrufen, die eure Position sowie das Ziel einblendet.
      
 

AUSBLICK



Bisher hinterlässt Resident Evil 5 einen technisch ausgezeichneten, aber spielerisch eher konservativen Eindruck. Keine Frage: Das macht Laune, das kracht, das unterhält visuell auf höchstem Niveau. Aber falls das der über alle Zweifel erhabene Blockbuster werden soll, dann muss sich das Spektakel noch steigern. Capcom tritt natürlich ein schweres Erbe an: Die Faszination des Vorgängers hatte viel damit zu tun, dass man ein frisches Spieldesign präsentierte, viele alte Zöpfe abschnitt und dazu noch ungewohnte Grafikpower aus dem GameCube kitzelte. Diesmal setzen die Japaner auf einen interessanten Schauplatz, das kooperative Erlebnis sowie erneut eine grafisch beeindruckende Kulisse: Die hasserfüllten Blicke, die unheimlich lebendigen Animationen, das gleißende Licht. Auch die ersten Bosskämpfe sorgen bereits für Nervenkitzel und Sheva gefällt mir als Begleiterin, die austeilt und sterben kann, wesentlich besser als Lebensretterin Elika. Aber die gegenüber dem Vorgänger nahezu unveränderte Spielmechanik, die träge Steuerung sowie die sporadischen Aussetzer im Feindverhalten dämpfen momentan die Euphorie. Und um es klar zu sagen: Dead Space ist schockierender - es gab in den ersten beiden Kapiteln keinen Moment, in dem ich vor Schreck ähnlich zusammen gezuckt bin. Und Silent Hill: Homecoming ist verstörender - es gab in den ersten beiden Kapiteln keinen Moment, in dem mich ein ähnlich kaltes Grausen beschlich. Aber auch Dracula und Frankenstein stehen in der Literatur für ganz unterschiedliche Stilrichtungen: Resident Evil 5 serviert wie sein Vorgänger weniger Horror, sondern vielmehr Terror mit Fratzen, Mutationen sowie dem ständigen Kampf gegen eine blutrünstige Übermacht. Hier herrscht Panik statt Grausen, Gewalt statt Gänsehaut. Auch das kann begeistern. Die wichtigste Frage ist für mich jedenfalls nicht, ob es im März Survival-Horror im klassischen Sinne gibt, sondern ob das Spiel mit seiner Art von Survival-Action so packen kann, dass man mit Herzklopfen und Schweiß im Nacken auf der Couch sitzt. Es gab Momente, es gab Andeutungen. Aber nach zwei guten bis sehr guten Kapiteln wartet man noch auf ein Fanal, hinter dem wirklich Großartiges aufmarschiert.


Ersteindruck: sehr gut
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Kommentare

Oberdepp schrieb am
NSoldat hat geschrieben:
Und es werden bestimmt nicht ,wie in der Demo, die ganze Zeit unzählige Gegnerhorden auf einen zu stürmen. War in RE4 ja auch net so.
Täusch dich mal nicht, Capcom hat für den fünften Teil deutlich mehr Gegner als in RE4 und mehr Rätsel etc. angekündigt. Alle Gameplay Videos die ich bis jetzt gesehen habe hatten eine Sache gemeinsam: Ziemlich viele Gegner. Und Zeitschriften wie die Gamepro die das Spiel schon in der Beta(?) durchgespielt haben, sagen auch das RE5 noch mehr an einen Shooter erinnert als RE4. Das Hauptaugenmerk in RE5 lag darauf den Spieler möglichst mit Gegenerhorden zu tyraniesieren.
Tja, im Coop soll man ja möglichst beschäftigt werden. Hoffentlich wird das nicht zu einem Trend.
aRt BiTcH schrieb am
haha unterirdisch am vierten teil war ASHLEY ... ich freu mich beim 5ten teil endlich mal ne power-frau spielen zu können und nicht so ne verschreckte-uschi mit penetranter stimme :o
gozd13583 schrieb am
Ihr seid vielleicht ein paar tolle Fans. Klar, das Run&Gun fehlt mir auch aber trotzdem muss ich zugeben das beste Resident Evil aller Zeiten in den Händen zu halten. Für ein paar Zombies brauch ich keine interaktive umgebung. Und mal ehrlich, wer benutzt bei Resident Evil ein Messer? Höchstens um ein Fass oder eine Kiste zu zerschmettern.
Ich finde Teil 5 jedenfalls besse als den unterirdischen 4. Teil, der meiner Meinung nach überhaupt nichts mehr mit Resident Evil zu tun hatte. Die Steuerung finde ich besser als bei Code Veronica X.
aRt BiTcH schrieb am
also das einzige was mir sorgen bereitet ist, dass das spiel doch sehr gehypt wird ... das endet dann meistens in totaler enttäuschung ! gespannt bin ich trotzdem vor allem auf den koop modus und das echtzeit-inventar ...
gozd13583 schrieb am
Das Spiel ist der Oberhammer. Besonders der Kampf mit Wesker ist derbe schwer wenn man vorher keine Munition gehörtet hat :D. So viele Boss Fights wie in Teil 5 hab ich noch nie bei R.E. erlebt. Nur schade das nichts über Ada Wong erklärt wird. Kannst kaum erwarten mit Jill oder Wesker die Mercenaries zu spielen.
schrieb am