Konstanter Höhenflug
Wie beschreibt man in klugen Worten das, was eine seit Jahren bestehende Faszination noch faszinierender macht? Einfacher
|
Hier das Titelmenü der PS2: Neu ist das "Random Selection Match", das euch mit zufällig zusammen gesetzten Teams antreten lässt. |
wäre es, die kalte Ernüchterung zu beschreiben - das Absinken ins Mittelmaß, der plötzliche Fall auf den harten Durchschnittsboden. Dann könnte man in die Floskelkiste der Enttäuschungen greifen und mit
schade, leider, trotzdem, unerklärlich, bitter und
böse um sich werfen. Könnte man, geht aber nicht. Es ist jedes Jahr dasselbe und das ist ebenso schön wie mysteriös: Pro Evolution Soccer 6 bleibt der Tradition der japanischen Perfektion treu und bewegt sich weiter Richtung Fußball-Nonplusultra.
Soll ich in dieser Vorschau auf die neuen Finessen der Spielmechanik eingehen? Warum eigentlich? Könnt ihr euch nicht denken, dass Pässe, Schüsse, Laufverhalten und Dribblings noch intuitiver, noch echter ineinander greifen? All das sind die Ursachen für diesen Fit4Hit, aber vielleicht reicht ja auch die Wirkung für eure Vorbestellung: Wir kennen dieses Spiel auswendig, wir müssten irgendwann gelangweilt sein. Stattdessen tragen wir zig Matches auf PS2 und Xbox 360 aus und freuen uns einen Wolf: Wir haben geschrien, gejubelt und gezickt wie kleine Kinder, bis entnervte Kollegen die Türen in den Gängen verriegelten:
"Sag bloß, das neue PES ist da? So'ne Scheiße, dann geht das jetzt wieder los."
Zwei Männer, ein Jubel
Oh ja, Freunde des gepflegten Lattenkrachers, ölt schon mal das Oropax. Dieses Spiel lässt alte Männer wie junge Ferkel
quieken, wenn der Volley mit Schmackes Richtung Kasten jagt, wie Fanboys kreischen, wenn er auch noch ins Netz flattert - mit herrlicher Echtzeitwölbung versteht sich. Wir haben mit roten Backen die Stars des FC Barcelona auf die ballackfreien Bayern gehetzt, die hochdotierten Aktien Chelseas gegen Milan auflaufen lassen und die überbewerteten Italiener mit Deutschland vom Platz gefegt. All das tat unheimlich gut, weil es sich, mal wieder, unheimlich authentisch anfühlte - und anders! PES6 ist eindeutig besser als PES5, es ist sogar einen Tick besser als
Winning Eleven 10 .
|
Auf der PS2 wird die Animationskunst auf die Spitze getrieben - weich, flüssig, vielfältig. Nur das Drumherum der Kulisse bleibt fade und matschig. |
Die spielerische Qualität knüpft an die vielen kleinen Verbesserungen an, die Konami bereits in diesem nur in Japan veröffentlichten PS2-Spiel vorgelegt hat - wir haben es in unserem
Import-Test bereits im Juni ausführlich unter die Lupe genommen und mit einem Platin-Award gefeiert. Aber die Xbox 360-Fassung ist keine einfache Umsetzung, sondern eine Weiterentwicklung mit eigener Seele. Das spürt man schon nach wenigen Ballkontakten. Auch die Lizenzen, die in EAs
FIFA 07 wie immer kompletter enthalten sind, haben Zuwachs bekommen: Holländer, Spanier, Italiener und Schweden spielen endlich in offiziellen Trikots.
Viele Verbesserungen, neue Modi
Da ich mir weitere Superlative und Detailanalysen für den Test aufsparen möchte, halte ich mich jetzt zurück und liste auf: Die Kontrollmechanismen in der Defensive wurden verfeinert, indem man ein neues seitliches Grätschen integriert hat, das euch in Seitwärtslage, aber ohne Foul den Ball sichern lässt - der Stürmer fällt, ihr habt den Ball, steht auf und spielt weiter. Auch die Balldeckung wird besser simuliert, da ihr euren Körper jetzt effektiver zur Absicherung des Leders und zum Abdrängen des Gegners nutzen könnt. Je nachdem, wie schnell ihr ihm entgegen lauft, könnt ihr den Stürmer aus dem Rhythmus und ins Straucheln bringen - das führt zu packenden Laufduellen. Hinzu gekommen ist auch eine neue schnelle Freistoßausführung, eine viel konsequentere Kartenvergabe, die ohne kleinliche Pfiffe beim Tackling auskommt sowie zig neue Torwartanimationen. Die Hintermänner müssen allerdings noch im Härtetest beweisen, wie gut sie sich verhalten - ab und zu gab es kleine Aussetzer. Als Ball führender Spieler könnt ihr jetzt auf elegante Absatzkicks zurückgreifen, die die Ferse deutlich nachpendeln lassen; starke Stürmer wie Henry sind außerdem deutlich dribbelstärker und brechen schon mal durch eine Abwehrreihe. Diese Lücken könnt ihr aber so effektiv wie eh und je über den aktivierten zweiten Mann schließen, der schnell zur Hilfe kommt - ganz im Gegensatz zur lethargischen Attacke bei
FIFA 07 auf Xbox und PS2, die kaum echtes Pressing zulässt. Die Defensive bleibt damit das Prunkstück der Reihe.
Aufgestockt wurden neben der Zahl der Spieler (jetzt können bis zu acht Leute online an vier PS2s gegeneinander antreten) auch die Modi sowie die Meisterliga-Features: ein Weltmeisterschaftsmodus ist dabei, bei dem ihr ein Team durch die Qualifikation ins Finale führen könnt, die Alterung der Spieler in der Meisterliga ist endlich abschaltbar und Matches mit Zufallskader sind möglich - sprich: Ihr wählt ein Team, in dem Ballack neben Ronaldinho und drittklassigen Kickern auflaufen könnte. Klasse ist auch, dass ihr als Besitzer der PC-Version gegen PS2-Spieler online antreten könnt. All das werden wir im Test genauer analysieren.