gc-Vorschau: Shenmue 3 (Action-Adventure)

von Michael Krosta



Shenmue 3 (Action-Adventure) von Ys Net / Deep Silver
Die Saga geht weiter
Entwickler:
Release:
19.11.2019
19.11.2019
Erhältlich: Digital (PSN, Epic Games Store), Einzelhandel
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Spielinfo Bilder Videos
Shenmue hat keinen leichten Stand: Erst mussten sich Fans jahrelang für die Fortsetzung der Dreamcast-Saga gedulden, dann sorgten nach der erfolgreichen Kickstarter-Kampagne für Shenmue 3 eine lange Entwicklungszeit und Querelen um die Veröffentlichung im Epic Store für Ärger. Ob Spieldesigner-Veteran Yu Suzuki die Wogen mit einer überzeugenden Qualität glätten kann, verraten wir in der Vorschau...

Der Zahn der Zeit

Als Shenmue 1999 für Dreamcast erschien, war es revolutionär: Eine lebendige Spielwelt mit detailverliebter Kulisse und lebensechten Figuren, frische Spielelemente wie eingebundene Reaktionstests und eine aufregende Geschichte machten das Abenteuer von Ryo Hazuki zum Klassiker. Heute wirken dagegen weder die Technik noch die Spielmechaniken sonderlich frisch, sondern eher altbacken und stellenweise sogar unnötig kompliziert. Auch das Missionsdesign, bei dem man sich auf der Suche nach Hinweisen durchfragen oder lästige Bring-Aufgaben erfüllen muss, sorgt nicht länger für Jubelschreie, sondern erweist sich sogar oft als nervig. Nein, selbst als Fan des Originals muss man akzeptieren, dass Shenmue trotz seiner wegweisenden Errungenschaften nicht besonders gut gealtert ist. Ein Eindruck, der sich beim Blick auf die Neuauflage manifestiert.

Jobs, Minispiele und hartes Training

Aber Shenmue steht eben für diese Spielwelt, in der man auf seinem Weg zum Ziel schon mal einen Nebenjob antritt, bei dem man Geld verdient, das man anschließend in kleinen Minispielen oder zum Aufstocken des Equipments wieder ausgeben kann. Es ist eine Welt, in der man erst trainieren muss, bevor man sich in Kämpfen mit stärkeren Gegnern messen kann. Ein Abenteuer, bei dem Gespräche mit den richtigen Leuten und kleine Gefallen der Schlüssel sind, um voran zu kommen. Die gute Nachricht: Wer Shenmue für all die Dinge geliebt hat, die es damals gemacht hat, wird im dritten Teil eine kleine Zeitreise erleben, die ihn zurück in die Dreamcast-Ära versetzt. Shenmue 3 wird trotz leichter Anpassungen kein moderndes Spiel, aber das will es auch
Ryo muss wieder seine Kung-Fu-Künste zeigen und seine Kampffähigkeiten im Training verbessern.
Ryo muss wieder seine Kung-Fu-Künste zeigen und seine Kampffähigkeiten im Training verbessern.
gar nicht sein! Yu Suzuki will ganz offensichtlich das Spielgefühl von damals einfangen und das gelingt ihm erstaunlich gut – im positiven wie im negativen Sinne.

So muss man sich auf der Suche nach einem Narbengesicht wieder mühselig durchfragen. Hat man ihn gefunden, folgt nach einer anschließenden Kampf-Herausforderung schnell die Einsicht, dass man ihr noch nicht gewachsen ist. Was also tun? Richtig: Trainieren! Also fragt man die Dorfbewohner, wo sich die Martial-Arts-Halle befindet, in der man seine Fähigkeiten sowohl an Holz-Dummies mit kleinen Geschicklichkeitstests als auch in Sparring-Sessions aufpeppen kann. Fühlt man sich fit genug, darf man Mönche zum Kampf herausfordern und im Rang der Kampfschule aufsteigen. Bis man endlich bereit ist, dem Narbengesicht die Stirn bieten zu können, ist allerdings viel Training mit Grind-Tendenzen nötig. Ein Glück, dass man sich die Zeit zwischendurch wieder anderweitig vertreiben darf. Wie wäre es z.B. damit, einem Ladenbesitzer beim Holzhacken unter die Arme zu greifen und den hart erarbeiteten Lohn beim Peggle-Verschnitt Lucky Hit mit seiner arg fragwürdigen Kugelphysik wieder zu verprassen? Oder sich auf die Suche nach Kräutern zu begeben? Es gibt mehr als genug zu tun in der Welt vom neuen Shenmue! Ärgerlich dagegen, dass manche Dialoge die Illusion komplett zerstören. Spricht Ryo bei seiner Suche nach Ablenkung erneut mit den Dorfbewohnern, fragt er z.B. erneut nach dem Standort der Martial-Arts-Halle, obwohl er dort bereits mehrere Trainingseinheiten absolviert hat.

Technisch darf man ebenfalls nicht viel erwarten: Im Vergleich mit dem Remaster erkennt man zwar grafische Verbesserungen hinsichtlich Kulisse und den Charaktermodellen, aber den Wow-Effekt von damals wird Shenmue 3 sicher nicht auslösen. Dafür fehlt es den Schauplätzen bzw. den Texturen einfach an Details und manche Bewegungs- sowie vor allem die Gesichtsanimationen wirken zu steif. Zudem lässt die Bildrate vor allem bei Kameraschwenks noch zu wünschen übrig und darf bis zur Veröffentlichung gerne noch etwas höher ausfallen.


 

AUSBLICK



So richtig weiß ich noch nicht, was ich von Shenmue 3 halten soll. Auf der einen Seite bin ich froh, dass Yu Suzuki seine Saga endlich weitererzählen kann und er bewusst versucht, das Spielgefühl von damals beizubehalten. Aber genau dort liegt die Krux: Wir befinden uns nicht mehr im Jahr 1999 und das Spieldesign hat sich mittlerweile spürbar weiterentwickelt. Im Vergleich zu modernen Action-Abenteuern wirkt Shenmue 3 nicht nur technisch, sondern häufig auch spielmechanisch antiquiert. Der Fan in mir will es akzeptieren, dass Shenmue so bleiben soll, wie man es damals gekannt und geliebt hat. Doch als Spieler der Gegenwart fällt es mir oft schwer, mich wieder mit so manchen Eigenheiten dieser alten Ära zu arrangieren. Shenmue 3 wird kein modernes Spiel. Es wird nach heutigen Maßstäben vermutlich auch kein gutes Spiel. Aber es wird ein Nostalgie-Trip in eine Zeit, in der Yu Suzuki mit seiner Vision neue Maßstäbe gesetzt hat. Und das reicht mir, um Shenmue 3 eine Chance zu geben und mich zumindest ein bisschen auf ein Wiedersehen mit Ryo Hazuki zu freuen.  
 
Einschätzung: befriedigend

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Kommentare

Höpi schrieb am
Haste recht. Wahrscheinlich hab ich es schon so oft falsch gelesen, dass es irgendwie hängen geblieben ist :)
Poolparty93 schrieb am
Höpi hat geschrieben: ?23.08.2019 12:58 Wenn ich mich recht entsinne, heißt er im Japanischen (evtl. auch im Englischen?) tatsächlich Ryu. :Häschen:
Laut allen Quellen, die mir Google ausspuckt, heißt er ausschließlich Ryo Hazuki (Kanji: ???, R?maji: Hazuki Ry?).
Höpi schrieb am
4P|T@xtchef hat geschrieben: ?23.08.2019 10:15 :man_facepalming: Ich krieg das "o" noch irgendwie rein...
Wenn ich mich recht entsinne, heißt er im Japanischen (evtl. auch im Englischen?) tatsächlich Ryu. :Häschen:
Jörg Luibl schrieb am
:man_facepalming: Ich krieg das "o" noch irgendwie rein...
Poolparty93 schrieb am
4P|T@xtchef hat geschrieben: ?22.08.2019 08:36 Jetzt mal abwarten, was am Ende für Ryu rauskommt.
Du gemeiner Wiederholungstäter! Er heißt Ryo! Ryoooooo!!!:stuck_out_tongue_winking_eye:
@Topic:
Ich freue mich weiterhin mega auf das Spiel. Die HD-Remaster haben Hunger auf mehr gemacht.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie grausam es für die armen Dreamcastler ist, die so lange mit dem Cliffhanger vom zweiten Teil leben mussten.
Dank der Epic-Geschichte wird zwar "nur" die PS4-Version für mich, aber das macht bei dem Spiel wohl eh keinen großen Unterschied in der Performance.
schrieb am