Test: Reaper: Tale of a Pale Swordsman (Rollenspiel)

von Mathias Oertel



Reaper: Tale of a Pale Swordsman (Rollenspiel) von Hexage
Reaper: Tale of a Pale Swordsman
Entwickler:
Publisher: Hexage
Release:
10.2013
10.2013
08.02.2014
Erhältlich: Digital (Steam)
Spielinfo Bilder Videos
In letzter Zeit lässt sich vermehrt eine Spielewanderung vom Mobiltelefon oder Tablet hin zum PC feststellen. Doch die Ergebnisse sind nicht immer positiv wie bei Hero Siege. Nicht alles, was mobil funktioniert, macht auch stationär Spaß. Mit Reaper - Tale of a Pale Swordsman ist jetzt ein Titel auf Steam erhältlich, der unter iOS bzw. Android bereits seit Oktober letzten Jahres für Action-Rollenspiel-Spaß sorgt. Geht das Konzept auch am PC auf?

Comic-Rächer

Video
Der blasse Antiheld zeigt viel Potenzial, ist am PC aber überfordert.
Wenn auf dem PC ein Spiel auftaucht, das nur entfernt nach Action-Rollenspiel oder scrollender Prügler aussieht, werde ich neugierig. Und so war es auch bei Reaper, das als Untertitel "Tale of a Pale Swordsman", also "Die Geschichte eines blassen Schwertkämpfers" trägt: Auf Steam als "Action, Indie, RPG" klassifiziert, trifft es auf dem Papier genau meinen Nerv - zumindest ist zwei von drei Treffern schon mal nicht schlecht. Der Anfang hinterlässt einen guten Eindruck: Ein Schwertkämpfer zieht auf einer Übersichtskarte durch eine comichafte Fantasywelt, in der ein Konflikt zwischen dem Imperium (eine Art Steampunk-Fraktion) und den Eingeborenen-Stämmen den Alltag bestimmt. Dabei gehört er aber weder der einen noch der anderen Gruppe an, sondern verfolgt seine eigenen (monetären) Ziele, die er kompromisslos verfolgt. Er bewegt sich frei zwischen den Fraktionen und schert sich nicht um Auswirkungen.

Und wenn das bedeutet, dass er einen Auftraggeber nach Erledigung der Mission erpresst, um mehr Gold herauszuschinden oder ihn sogar tötet und dann sein Gold nimmt, dann ist das so. Die Hauptfigur bleibt geheimnisvoll, seine Beweggründe sind häufig diffus und lassen viel Platz zur Interpretation, wobei die moralische Verurteilung ohnehin auf dieser Seite des Bildschirms stattfindet. Dass die Geschichte darüber hinaus nur über kurze prägnante Dialogschnippsel mitsamt minimaler Antwortoptionen erzählt wird, macht die Neugier auf die Figur nur größer. Leider scheinen die Entscheidungen es aber keine Auswirkungen zu haben. Zumindest hat sich der Spielverlauf nicht gravierend genug verändert. Selbst wenn man sich auf die Imperiums-Seite schlägt, bleiben einem die Soldaten feindlich gesinnt - schade!

Hack&Slay light

Die Kämpfe verkommen dank Autoangriff zu einem simplen Geschicklichkeitstest.
Die Kämpfe verkommen dank Autoangriff zu einem simplen Geschicklichkeitstest.
Neben der Erzählung bzw. der Charakterzeichnung ist das Artdesign eines der Hauptargumente, die der blasse Rächer für sich verbucht. Am ehesten als der minimalistische Stiefbruder der letzten Rayman-Abenteuer zu kategorisieren, darf man sich über knallige Farben und klare Strukturen in den seitwärts scrollenden Abschnitten freuen, die allerdings klein ausgefallen sind: Im Bestfall darf man etwa über drei bis vier Bildschirme hin und her laufen bzw. muss sie von allerlei Ungetier befreien, während man Fallen, spitzen Holzzäunen oder tiefen Gräben ausweicht. Um den Gegnern den Garaus zu machen, gibt es neben dem Sprungknopf zwei Angriffstasten (einen für einen "Uppercut", einen für einen Schmetterschlag) - und das war's. Mit einer weiteren Taste kann man Sprinten und dabei versuchen, Gegner umzurennen oder zumindest bewegungsunfähig zu machen. Mit entsprechenden Variationen, die man aus dem Sprung heraus starten kann, wird das Angriffsrepertoire abgerundet, das jedoch bei jedem Schlag Wut-Energie verbraucht. Diese wird aufgebaut, wenn man den Reaper in die Nähe der Gegner manövriert, wo er automatisch (!) seine Standardattacken vom Stapel lässt.

Stationäre Probleme

Im mobilen Einsatz ergibt diese Automatik im bei der entsprechenden Knopfknappheit oder Sichtproblemen auf kleinen Berührungsbildschirmen durchaus Sinn. Doch am Rechner, wo sowohl auf der Tastatur als auch am unterstützen Pad deutlich mehr Knöpfe zur Verfügung stehen, hätte man mehr machen müssen - und sei es nur, um das Anforderungsprofil zu erhöhen, das sich unter dem Strich moderat zeigt.

Das bunte Artdesign von Reaper ist sympathisch, die Geschichte wird spartanisch, aber gut erzählt.
Das bunte Artdesign von Reaper ist sympathisch, die Geschichte wird spartanisch, aber gut erzählt.
Denn obwohl es eine stattliche Auswahl an Gegnern gibt, verhalten sich viele grundlegend gleich - hat man den Zeitpunkt verinnerlicht, an dem man per Sprung einem Angriff ausweicht, wird man nur selten vor ernsthafte Herausforderungen gestellt. Einzig bei Anhäufungen von Feinden, die einen mit Projektilen beharken, kann man gelegentlich Schwierigkeiten bekommen. Wie es sich für ein Action-Rollenspiel gehört, gibt es sowohl Auf- als auch Ausrüstung. Hat man eine neue Figurenstufe erreicht, kann man aus drei zufällig ausgewählten Verbesserungen wählen. Das kann Erhöhung der eigenen Lebensenergie sein, zusätzliche Kraft (resultiert in stärkeren Angriffen), ein stärkerer (automatischer) Block usw. Bei den wenigen Händlern kann man sich für sein schwer verdientes, geraubtes oder erpresstes Gold neue Ausrüstung kaufen. Doch auf Dauer reichen weder das eine noch das andere, um aus dem kurzfristig unterhaltenden Kampfspaß ein länger motivierendes Erlebnis zu machen.

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