Test: Orborun (Plattformer)

von Jan Wöbbeking



Orborun (Plattformer) von Digerati Distribution
Eine runde Sache?
Release:
19.09.2013
19.09.2013
19.09.2013
05.09.2014
Erhältlich: Digital (Steam)
Spielinfo Bilder Videos

Da Sega keine „Rollenspiele“ mehr entwickelt, müssen es eben die Indies richten: In Orborun vom litauischen Team Tiny Lab Productions kullern keine Affen, sondern putzige Roboter durch wild verdrehte Rampen und Schraubenzieher. Herrscht ähnlich starke Suchtgefahr wie bei Super Monkey Ball?



Nicht zu stoppen!

Als Microsoft die Xbox 360 startete, gab es zwei gänzlich unerwartete Highlights. Ich spreche nicht von den Grafikbomben, welche die Hardware-Fähigkeiten beweisen sollten. Es geht um zwei kleine, aber feine Spiele, die die aufblühende Sparte der Arcade-Spiele beflügelten und mich länger an die Konsole fesselten als manch großer Titel. Einer davon war natürlich Geometry Wars: Retro Evolved. Der zweite hieß Marble Blast Ultra und inszinierte unheimlich knifflige Kugel-Labyrinthe in futuristischem Design. Tiny Lab Productions möchte das Prinzip auf Steam wieder aufleben lassen und schickt einen tanzenden Roboter ins Rennen, der mich auf Anhieb fast so süchtig gemacht hat wie im Jahr 2006.

Fast wie in der Wasserrutsche: In einigen Highspeed-Tunnels kommt ein gutes Geswchwindigkeitsgefühl auf.
Fast wie in der Wasserrutsche: In einigen Highspeed-Tunnels kommt ein gutes Geschwindigkeitsgefühl auf.
Das Prinzip ist simpel: Der zur Kugel zusammengeklappte Roboter kullert unaufhörlich vorwärts und muss durch ein glühendes Labyrinth aus Röhren, Sprüngen, Loops und Halfpipes navigiert werden. Anders als bei Super Monkey Ball neigt man in Orborun nicht den Untergrund, sondern steuert die Murmel direkt. Die Strecken erinnern ein wenig an den Saturn-Titel Scorcher – hier sind sie allerdings noch viel durchgeknallter aufgebaut. Als Spieler kann ich lediglich mit dem Analogstick (oder Tasten) nach links und rechts lenken – das war‘s. Beschleunigen oder Abbremsen ist nicht drin; Beschleunigungsfelder, Rampen und andere Feinheiten machen das flotte Spiel trotzdem zu einer angenehm kniffligen und abwechslungsreichen Herausforderung. Auf einigen ebenen Flächen klappt sich der Robo übrigens aus und läuft ein Stückchen zu Fuß weiter.

Tony Hawk trifft WipEout

Manchmal kullere ich auch durch Portale oder muss geschickt von der Bande abprallen, ohne meinen knuffigen Schützling zu zerdeppern. Die eingestreuten Rätsel beschränken sich auf kleine Wegfindungs-Kniffe und alternative Abzweigungen – der Rest dreht sich einfach nur um Reflexe, Voraussicht und geschicktes Schlängeln durch die zahlreichen Fallen und Rampen. Bei ihrem Design haben sich die Entwickler viel Mühe gegeben: Wenn man blitzschnell durch die glühenden Tunnel rauscht, gelangt man ähnlich flott in einem von Reflexen bestimmten Rausch wie in WipEout. Die schwungvolle Drum-n-Bass-Mucke unterstützt das Spielgefühl ideal.

Maschinelle Menschmaschine: Die freischaltbaren Robos tanzen nach Abschluss einer Strecke einen coolen Electro-Boogie.
Maschinelle Menschmaschine: Die freischaltbaren Robos tanzen nach Abschluss einer Strecke einen coolen Electric Boogie.
Leider wiederholen sich die wenigen Stücke viel zu schnell. Auch anderswo macht sich die spartanische Ausstattung bemerkbar. Die aus wenigen Bausteinen bestehenden Drahtgitter-Kulissen wirken trotz minimalistischer Eleganz extrem schlicht und es gibt keine anspornende lokalen oder weltweiten Bestenlisten. Nicht einmal die Kurven sind vernünftig abgerundet, sondern besitzen an den Schnittstellen merkliche kleine Huckel. Auch Online-Duelle wie in Marble Blast Ultra fehlen hier. Für den Steam-Release hätten die Entwickler das von iOS und Android stammende Orborun also ruhig noch ein wenig mehr aufmotzen sollen. Vielleicht fehlte es dem „Tiny Lab“ einfach an der nötigen Manpower. Ein paar motivationssteigernde Extras gibt es aber immerhin: Dazu gehören freischaltbare Kugel-Dekorationen sowie der lokale Splitscreen-Modus für vier Spieler. Außerdem lassen sich einzelne Levels mit höherer Punktzahl und Wertungen von bis zu drei Sternen perfektionieren.

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