Test: BloodRayne: Betrayal (Action-Adventure)

von Paul Kautz



BloodRayne: Betrayal
Entwickler:
Release:
07.09.2011
07.09.2011
Spielinfo Bilder Videos

Sieben Jahre ist das letzte Abenteuer der Dhampirin Rayne her, die danach folgenden Sinnesvergewaltigungen seitens Uwe Boll haben nie existiert. Jetzt ist der bissige Rotschopf wieder da, hat seinen Look und die Klamottenwahl überdacht, ist aber unverändert auf der Suche nach seinem mistigen Vater. Und hat den Blutsaugertrick immer noch ziemlich gut drauf.



Vorsicht, bissig!

Video
Rayne ist wieder da - anders als man sie kennt, aber insgesamt noch ganz die Vampirbraut. Und die Heldin eines Spiels, das für viele Gamepad-förmige Löcher in der Wand verantwortlich sein dürfte.
Ich mag WayForward im Großen und Ganzen wirklich sehr; Contra 4, A Boy and His Blob sowie Shantae: Risky's Revenge sind exzellente Spiele - die aber, genau wie BloodRayne: Betrayal (BRB), nur zum Teil ihren Weg nach Deutschland finden. Warum? Im Falle des Schlitzfrolleins kann das kaum an der Gewalt liegen. Klar geht es blutig zur Sache, wenn Rayne ihre Armklingen sprechen lässt, aber zum einen passiert das Ganze in 2D, zum anderen ist das Gezeigte im Vergleich zu Spielen wie der Dishwasher-Serie ziemlich harmlos. Trotzdem findet sich das Spiel nicht auf dem deutschen Xbox 360-Marktplatz - merkwürdig.

Aber gut, wenden wir uns dem Spiel zu: Da steht Madam Rayne im Hauptmenü, atmet schwer vor sich hin, während hochwertige Klaviermusik angemessen dramatisch aufs Spiel einstimmt. Ein Druck auf die Start-Taste, keine Wahl des Schwierigkeitsgrades, stattdessen ein Schlitz-Stakkato: Zack, zack, zack - da fallen die lächerlichen Emporkömmlinge wie die Fliegen zu Raynes Füßen, die Armschwerter leisten gut geschliffene Arbeit. Kassiert Frollein Dhampir einen Treffer oder zwei, betäubt sie einen Feind und stößt ihm anschließend ihre beachtlich spitzen Beißerchen in den Nacken - schon ist die Lebensenergie wieder im Haus. Besonders garstig ist die Taktik, einen Feind nur anzubeißen, woraufhin er als lebende Blutbombe vor sich her wankt. Einen Knopfdruck später explodiert er in einem roten Schwall und reißt idealerweise ein paar seiner bedauernswerten Kollegen mit in den Untod. Auf Distanz wirkt auch ein Schuss aus der mickrig munitionierten Magnum Wunder, außerdem kann Rayne auf Knopfdruck einen flotten Sprint einlegen, während dessen sie zwar nicht angreifen, aber auch nicht angegriffen werden kann. Alles Paletti, schöner 2D-Schlitzspaß, Gold-Award gezückt, wir können nach Hause gehen?

Nicht... ganz.

BRB ist in erster Linie eines: Ein Test der persönlichen Frusttoleranz.  MegaMan 9 & 10, Hard Corps: Uprising, Castlevania: The Dracula X Chronicles, Contra 4 - ich habe sie alle irgendwie überlebt. Aber BloodRayne hat mich an die Grenze des Wahnsinns getrieben: Da schlitzt man gefühlte 800 Gegner nieder, während man von der Seite verhöhnt wird, trifft nach diesen aufreibenden Minuten auf den großmäuligen Bossgegner, wird von dem zu Klump gehauen - und muss alles noch mal von vorn machen! Da wird man von einer gigantischen Kreissäge verfolgt, muss sich von Stockwerk zu Stockwerk und von Plattform zu Plattform kämpfen, wobei Letztere immer kleiner und immer beweglicher werden - ein Fehlsprung, alles noch mal von vorn! Wäre ja alles kein Problem, wenn ich das Gefühl hätte, dass ich tatsächlich die Kontrolle darüber hätte, wann ich einen Fehler mache. Das habe ich hier nicht. Und das liegt am Animationssystem von BRB.

Viele der Geschicklichkeitseinlagen sind von Wahnsinnigen für Wahnsinnige gemacht.
Viele der Geschicklichkeitseinlagen sind von Wahnsinnigen für Wahnsinnige gemacht.
Das Problem ist, dass die (sehr guten) Animationen unabhängig von Pad-Eingaben zuende gespielt werden: Man will eine schnelle Aktion ausführen, kann das aber nicht, weil gerade die Dash-Animation abgespult wird. Klar handelt es sich dabei nur um Sekundenbruchteile, aber die machen hier den Unterschied zwischen Weiterkommen und Ladebildschirm. Das ist unheimlich frustrierend, weil man dadurch quasi zum Zuschauer seiner eigenen Leidensgeschichte wird. Gerade dadurch, dass das Spieldesign so extrem starken Wert auf nahezu pixelperfekte Geschicklichkeitseinlagen legt, ist es mir komplett unverständlich, wie man im gleichen Atemzug die Steuerung derart träge zurücklassen konnte. Zwar ist es gut, dass man unendlich viele Leben hat und nach dem Ableben schnell wieder im Spiel ist, aber derartige Designideen (oder dass man auch am Boden liegend noch Treffer kassiert) sind der Grund für Gamepad-förmige Löcher in den Wänden dieser Welt.

Wer die bisherige Arbeit von WayForward kennt, der weiß, dass BRB ein sehr gut aussehendes 2D-Spiel sein muss: Stimmt, ist ein sehr gut aussehendes 2D-Spiel! Die Grafiker haben sich dieses Mal in Sachen Palettenvielfalt allerdings eingeschränkt; die Welt von BloodRayne ist in erster Linie düster - abgesehen von jeder Menge Rot, natürlich. Diese Beschränkung hat Vor- und Nachteile: Der Vorteil ist, dass das Ganze sehr stilvoll wirkt, es gibt coole Silhouettenspielereien, die ein wenig an die Schwarz-Weiß-Szene aus Kill Bill erinnern. Der Nachteil ist, dass es des Öfteren schwer ist, die Dinge zu unterscheiden - so latscht man immer wieder mal in eine Gasfalle, ohne dass man sie gut erkennen konnte.

Kommentare

Sigistauffen schrieb am
SoulBlazer hat geschrieben:Schreck lass nach, ich hatte schon derbe Probleme bei Castlevania:Dracula X Chronicles :lol: Wenn das Spiel noch schwerer ist und andauernd frustriert, warum sollte man es dann spielen? ^^ Eigentlich sollen Spiele doch Spaß machen und unterhalten und den Spieler nicht dazu bringen wütend die Konsole auszuschalten xD Immerhin ist es sehr schön anzuschauen, aber das macht ein gutes Spiel leider nicht aus ^^
Schwerer als Dracula X Chronicles ist es auf keinen Fall.
hellomynameisasecret schrieb am
Soulblazer Das einizge Spiel was mich je wütend gemacht hat war Mario kart Wii :lol: Öetzte Runde, Online und kirz vorm Zeil kommt so ver*** Blauer Panzer, fatz Wii Mote an die Wand gepfeffert
SoulBlazer schrieb am
Schreck lass nach, ich hatte schon derbe Probleme bei Castlevania:Dracula X Chronicles :lol: Wenn das Spiel noch schwerer ist und andauernd frustriert, warum sollte man es dann spielen? ^^ Eigentlich sollen Spiele doch Spaß machen und unterhalten und den Spieler nicht dazu bringen wütend die Konsole auszuschalten xD Immerhin ist es sehr schön anzuschauen, aber das macht ein gutes Spiel leider nicht aus ^^
hellomynameisasecret schrieb am
Wir gefällt das Spiel! Ich mag schwere SPiele und mit der Steuerung hatte ich keine Probleme, aber das ist voll GEschmackssache. :)
Gelungener Test, auch wenn ich nicht 100 % zustimmen kann..
Sigistauffen schrieb am
Chaftain hat geschrieben:höllischer Schwierigkeitsgrad,teilweise sehr frustrierende Geschicklichkeitseinlagen
Also...bei demon souls wären das jetzt wieder 2 pluspunkte :)
Aber is ja auch kein rpg und hat keine 3d grafik....
Bloodrayne 2 hab ich wie ein irrer gespielt...super action game gewesen....ich will wieder so eins...^^
BloodRayne ist schwer, weil die schwammige Steuerung angesichts des wirklich diabolischen Leveldesigns einfach auf ganzer Linie versagt. Zu den Animationen, die sich nicht abbrechen lassen (einzige Ausnahme: das Ausweichmaneuver), gesellen sich auch noch Ärgernisse wie zu wenige unverwundbare frames nach einem knockdown. Die Gegner scheinen auch so programmiert worden zu sein, dass sie einen immer genau dann eine überziehen, wenn man sich gerade wieder aufrappeln will. Ähnlich wie bei den meisten fighting games gibt es zwar eine quick-recovery Funktion, aber wie so ziemlich alle Kommandos im Spiel ist sie mehr als unzuverlässig.
Auf den ersten Blick mag das Spiel wie ein grafisch attraktiver 2d-Klopper aussehen. Ein Spiel, das Reakionsvermögen fordert und, ähnlich wie ein Devil May Cry, stylische Spielweise und das Meistern der Steuerungsfinessen belohnt. In Wirklichkeit wird einfach nur stures Auswendiglernen von den Spawnpunkten der Gegner belohnt, da man auf die meisten Angriffe gar nicht erst reagieren kann.
Demon's Souls ist schwer. BloodRayne ist unfair. Spaß kann man zwar trotzdem damit haben, aber übers Mittelmaß kommt der Titel beim besten Willen nicht raus.
PS.: noch erwähnenswert finde ich, dass das Spiel meiner Meinung nach über weite Strecken gar nicht mal sooo schwer ist. Das ist sicher kein Meatboy, oder N+, oder von mir aus auch ein Ninja Gaiden. Es gibt lediglich ein paar so richtig etxrem derbe Stellen, an denen man verzweifelt. Kurz danach gehts meistens recht locker weiter. Zumindest so lange, bis die nächste mistige Passage kommt.
Wie Yahtzee das in einem seiner "reviews" mal treffend umschrieben hat: "the difficulty curve...
schrieb am