Test: Dungeons 2 (Taktik & Strategie)

von Mathias Oertel



Dungeons 2 (Taktik & Strategie) von Kalypso Media
Command & Keeper ohne Tiefgang
Entwickler:
Publisher: Kalypso Media
Release:
24.04.2015
24.04.2015
24.04.2015
27.05.2016
Erhältlich: Digital (Steam, Gamersgate)
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Erst vor kurzem hat mit War for the Overworld ein Fanprojekt versucht, die offizielle Nachfolge des altehrwürdigen Dungeon Keeper anzutreten. Mit Dungeons 2 unternehmen die Realmforge Studios ebenfalls einen Anlauf auf den vakanten Thron. Dass sie dabei im Gegensatz zu dem Spiel von Fans für Fans tatsächlich auch die Oberwelt mit einbeziehen, soll den Höhlenbau aufwerten. Im Test prüfen wir, ob diese Mischung ihren Zweck erfüllt.

Das ultimative Böse

"Das begriffsstutzige Böse setzte sich […] in Bewegung. Zumindest sollte es das. So steht es hier im Dungeons-2-Lösungsbuch". Spätestens in diesem Moment konnte ich das Drehbuch nicht mehr ernst nehmen. Schade eigentlich. Denn mit dem ehemaligen Comedian und derzeitigem Dozenten Monty Arnold wurde ein hervorragender Sprecher verpflichtet, der den Spieler in bester Tradition als Erzähler begleitet und mit Kommentaren piesackt. Er versucht alles in seiner Macht stehende, um so etwas wie Atmosphäre zu transportieren. Und solange er keine Witze reißen muss, geht dieses Vorhaben auch meist auf. Doch sobald die Autoren versuchen, komisch zu sein, erreichen sie nicht einmal das "Niveau" eines Mario Barth oder die Platitüden von Kinostreifen wie Die Pute von Panem oder anderen "Film-Spoofs". Klar kann man über Humor vortrefflich streiten - hierzulande erst recht und bekanntlich ist ja "Humor, wenn man trotzdem lacht." Nur hier blieb mir das Lachen nicht einmal im Halse stecken. Die Gags zündeten einfach nicht bei mir. Liegt es daran, dass zu häufig die vierte Wand aufgemacht und sich über den Spieler, seinen Fortschritt oder seine Spielgeschwindigkeit lustig gemacht wurde? Oder doch daran, dass pointierter Humor und witzige Dialoge zu den Königsdisziplinen für Autoren gehören und die Schreiber für Dungeons 2 die hohe Hürde nicht nehmen konnten? Es ist die Mischung, die mit ihren Haudrauf-Anspielungen auf andere Spiele, Filme usw. sehr uneinheitlich wirkt.

Man ist mit seinen Dienern nicht nur unterirdisch, sondern auch in der Oberwelt unterwegs.
Man ist mit seinen Dienern nicht nur unterirdisch, sondern auch in der Oberwelt unterwegs.
Doch der vermeintliche Humor ist ja nur ein Teil des Höhlenmanagement-Mosaiks, das Realmforge hier zusammengesetzt hat. Und im Gegensatz zum Skript funktionieren andere Teile wesentlich besser. Im Kern geht es immer noch darum, in der Rolle des absoluten Bösen seine unterirdischen Behausungen auszubauen, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen zu wirtschaften und treu ergebene Gefolgsleute anzuheuern. Im Gegensatz zum vor kurzem erschienenen War for the Overworld beschränkt man sich auf fünf Grundtypen, von denen die Schnodderlinge nur als Lakaien eingesetzt werden. Sie graben, transportieren und sind auch als Krankenwagen unterwegs, wenn sie Verletzte oder Tote ins Lazarett schleppen. Die anderen Gruppen (Orks, Naga, Goblins, Trolle) lassen sich entweder als Standard-Kanonenfutter in die Schlacht werfen oder mit entsprechender Forschung und Ausbildung in je zwei Einheitentypen spezialisieren. So kann aus dem Goblin z.B. der Gob-o-Bot werden, der mit einem dualen Flammenwerfer auf die Gegner losgeht, während die Naga-Königin alliierte Truppen heilen kann.

Manager des Bösen

Dabei bieten die Echtzeit-Strategie-Kämpfe allerdings keinerlei Finessen, sondern verkommen zu unspannenden Materialschlachten.
Dabei bieten die Echtzeit-Strategie-Kämpfe allerdings keinerlei Finessen, sondern verkommen zu unspannenden Materialschlachten.
Da die Spezialisierung bzw. der Entwicklungsweg dorthin kostspielig ist und bis auf die Orks alle Gruppen auch in die Produktion von dafür nötigen Ressourcen eingebunden sind, ist man mit vorausschauender Planung beschäftigt, bis die Truppe eine schlagkräftige Form angenommen hat. Denn wie es sich gehört, wird man auch von Zeit zu Zeit von Helden angegriffen, die den Weg in den Dungeon gefunden haben und verhindern wollen, dass das unsagbar Böse wieder zu voller Kraft zurückkehrt und sie vernichtet. Die Steuerung ist denkbar einfach. Mit der den Cursor ersetzenden Hand kann man Steine markieren, die von den Schnodderlingen zerkloppt werden, so dass neue Wege oder Räume entstehen – dabei geschürftes Gold wird schnellstmöglich in die nächste Schatzkammer gebracht. Freie Flächen kann man ebenso einfach als Lazarett, Wachstube, Manakammer usw. kennzeichnen, wobei der Boden im Gegensatz zur Dungeon-Keeper-Serie und ihrem modernen Nachfolger War for the Overworld nicht erst „eingenommen“ werden muss. Hier gilt: Was leer ist, kann bebaut werden. Wie man es kennt, kann man seinen Dienern (Sklaven?) mit der Hand einen Klaps geben, damit sie kurzzeitig effektiver arbeiten. Und natürlich kann man seine Figuren auch aufnehmen und an anderer Stelle wieder absetzen - ein probates Mittel, wenn sich Eindringlinge ankündigen und man schnell eine Abfangtruppe benötigt.

Der Dungeon-Ausbau ist gelungen, wird aber unnötig zur Basisbau-Grundlage der Oberwelt-Ausflüge degradiert
Der Dungeon-Ausbau ist gelungen, wird aber unnötig zur Basisbau-Grundlage der Oberwelt-Ausflüge degradiert
Allerdings fehlen mir ein paar Komfortfunktionen. Zwar kann ich durch die verschiedenen Gruppentypen durchschalten, woraufhin die Kamera zur nächsten Figur der jeweiligen Art durchschaltet. Doch ich kann nicht z.B. alle Orks auf einmal aufnehmen, um sie ggf. schützend vor den Nagas zu postieren, die dummerweise in der ersten Kampfreihe gelandet sind. Stattdessen muss ich auf das Porträt klicken, dann ins Bild, dann wieder auf das Porträt, dann wieder ins Bild usw. Wenn man acht oder zehn Orks in seiner Höhle hat und mindestens die Hälfte davon schnell einsetzen möchte, verkommt das ansonsten durchdacht wirkende Interface zu einer unnötigen Klickorgie. Was die recht umfangreichen Forschungsbäume und Entwicklungsmöglichkeiten betrifft, hat man zwei Möglichkeiten, sich schnell zum Ziel zu bewegen. Entweder man lernt die üppig gefüllte Liste mit Tastaturkommandos oder man klickt in den entsprechenden Raum und kann nun entweder Forschung anstoßen oder zusätzliche Einrichtungen platzieren. Möchte man die Früchte seiner Arbeit genießen, kann man sich zurücklehnen und den Blick über seinen Dungeon schweifen lassen, der mit einem gelungenen Artdesign überzeugt und auch einen passablen Wuselfaktor bietet: Unbeschäftigte Vasallen hämmern an den Wänden herum. Orks übernehmen die Initiative und ohrfeigen an Stelle des Spielers die Schnodderlinge, wenn sie der Meinung sind, dass sie zu langsam arbeiten - nett! Allerdings würde ich mir hier eine Einstellmöglichkeit wünschen, mit der ich Ihnen die Macht wieder entreißen kann, damit die Dungeonpflege allein in meinen Händen bzw. meiner Cursor-Hand liegt.

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Kommentare

DeinTroll schrieb am
Ich finde das Game einfach nur Geil! Macht richtig Laune! Dabei hab ich Dungeons Keeper nie gespielt und daher kommt bei mir kein retrofeeling auf. Ich versteh absolut nicht warum das Spiel in einigen Gameportalen so schlechte Wertung bekommt...
Klar Story is eher langweilig und der Multiplayer ausbaufähig...Aber es macht en heiden Spaß zu zocken...
Armin schrieb am
60-70% ist aber sehr gut fuer 4P Strategie. Gibt ne ganze Reihe guter Spiele, die nur so wenig bekommen haben. Elven Legacy, Warlock 2, Tropico 5
FlyingDutch schrieb am
Ich bin ziemlich hin und hergerissen. Es erinnert doch sehr an Dungeon Keeper, mehr als jeder andere Clone den ich bisher gespielt habe. Das ist auf jeden Fall auf der Habenseite. Auf der anderen Seite ist der Schwierigkeitsgrad spürbar zu niedrig angesetzt. Die ersten Missionen sind wirklich reine Nachklickerei. Meinetwegen hätte man sich den RTS- Teil an der Oberfläche auch sparen können.
Ich habe dennoch viel Spaß mit dem Spiel weil es einem Dungeon Keeper mal sehr nahe kommt und das ganze noch mit einer angenehmen Optik kombiniert.
Allerdings ist die Optik auch nicht so gut, dass es die enormen Performanceanforderungen rechtfertigt. Auf meinem Desktop mit i7 4790, 16 Gig Ram und GTX 780ti läuft das Spiel halbwegs vernünftig. Da treten nur Scrollruckler in der Oberwelt auf (Na ja... nur...) Auf meinem Laptop mit i7 4710, 16 gig Ram und GTX 850 M läuft das Spiel nur auf niedrigen Einstellungen in Full HD halbwegs flüssig. Wohlgemerkt ein System, dass mit GTA V keine Probleme hat.
Die Optimierung der Engine ist aus meiner Sicht miserabel.
maho76 schrieb am
Doch Figuren, die mitten im Gefecht das Kampfgebiet verlassen, um ihre Bedürfnisse wie Gold oder Bier zu erfüllen, sind ein nerviges Ärgernis - eines, das nicht sein muss.
das ist REALISMUS, welcher ork zieht denn schon nüchtern in die schlacht.
Firun schrieb am
So eine niedrige Bewertung hat das Spiel definitiv nicht verdient ;). Mich hat es sehr gut unterhalten.
Ja, der Humor ist teilweise ziemlich platt, aber das Game hat einen angenehmen Flow+ netten Wuselfaktor. Einzig die extra Dämonen Missionen hätten se sich klemmen und die Zeit besser noch in ein paar Nebenmissionen für die Hauptmissionen investieren können. Wahrscheinlich gab es die eh nur, damit man sich schonmal etwas mit ihnen auseinandersetzen konnte, um sie dann effektiver im Multiplayer spielen zu können.
schrieb am

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