Test: Nintendogs (Simulation)

von Jörg Luibl



Nintendogs
Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
13.06.2006
Spielinfo Bilder Videos
Sprecht ihr auch schon mit eurem DS? Streichelt ihr Bildschirme? Und kauft ihr Kurzhaarshampoo? Okay, dann seid ihr bereits auf den Hund gekommen. So wie Eva Padberg. Und so wie Tausende andere Nintendogs-Spieler von Tokio bis London, von New York bis Berlin. Die Hundesimulation stürmt in die Charts, die TV-Werbung und erobert weltweit Spielerherzen. Was ist dran an der vierbeinigen Euphorie?

Ein Mann, ein Hund

Da sitzt er ja, mein Schäferhund: Fenris. Fenris! Komm schon. Na komm schon her, du kleiner…Fenris? Fenris! Ah, da bist du ja. Sitz. Sitz! Braaav. Sehr schön. Jetzt kraul ich dich erst mal eine Runde. Das tut gut, nicht wahr? Brav, und jetzt gib Pfötchen … Mist. Fenris? Na los: Gib Pfötchen. Wieso hört er jetzt wieder nicht? Noch mal deutlicher: G i b P f ö t c h e n! Ah, sehr schön. Ja, du bist ein ganz braves Kerlchen. Und jetzt lernen wir mal das Umdrehen, okay? Also los: Umdrehen. Nein, nicht sitzen: Du sollst dich umdrehen…

Beim Gassi gehen kann man die Geschwindigkeit mit der Leine kontrollieren. Die Route wird bereits vorher bestimmt.
…habt ihr jetzt schon einen Hals? Geht euch das auf die Nerven? Mögt ihr keine Hunde? Dann lasst die Finger von Nintendogs. Schüttelt den Kopf und legt ein spöttisches Grinsen auf. So ging's mir auch erst. Und so geht's vielen hier in der Redaktion, wenn ich meinen DS zücke und nur ganz kurz Fenris ins Mikro raune: Er wird doch nicht schon wieder? Doch, er wird. Denn dieses Spiel ist ein herrlicher Kontrapunkt zum Action-Alltag. Es gibt keine Story, keine Waffen, keine Bossmonster (obwohl Chihuahuas mit rosa Schleife sehr nahe rankommen), keinen Kampf, keinen Tod. Nintendogs ist das für die Handhelds, was Die Sims für den PC sind: die Alternative für alle, die eine intelligente Simulation statt stupider Destruktion suchen. Kann man soetwas als Mann mit Max Payne-Shirt spielen? Klar, wozu gibt's Dunkelkammern...

Knuffiger Haustiermanager

Mal im Ernst: Wenn man sich die Bilder anschaut, könnte man ein albernes Kinderspiel im Tamagotchi-Stil vermuten. Für Mädchen. Für Kids. Für Oh-wie-süß-Sager. Ein paar Hündchen, die man verhätscheln und knuddeln soll. Aber Pustekuchen: Unter der knuffigen Oberfläche steckt tatsächlich ein Spiel mit einiger Tiefe, das nicht nur den Ehrgeiz des Besitzers oder die Tierliebe befriedigt. Es verlangt kluges Zeitmanagement, denn die Uhr läuft ständig weiter. Und der Hund kann nur etwa drei bis vier Befehle pro Tag lernen, ein paar Mal Gassi gehen und drei Wettbewerbe austragen. Wer innerhalb von 24 Stunden so schnell wie möglich vorwärts kommen will, hat ein Problem. Sprich: Powerdoggen is' nich. Mich hat das nicht gestört, denn das unterstützt das Simulationsflair ebenso wie schon bei Harvest Moon .

Außerdem ist ein wenig Finanzplanung gefragt: Ihr braucht jeden Tag frisches Wasser und Nahrung, Spielzeug und Pflege-Utensilien wie Kämme sowie Shampoo müssen auch bezahlt werden. Das Ganze gewinnt natürlich an Komplexität, wenn man gleichzeitig irgendwann zwei oder gar drei Hunde betreut. Aber man startet zunächst mit 1000 Euro und kann sich gerade mal einen Hund für knapp über 500 Euro zulegen. Danach muss man erst mal Wettbewerbe gewinnen, um sich einen weiteren leisten zu können. Damit wird von Anfang an der Ehrgeiz geweckt, seinen Hund erfolgreich auszubilden. Denn nur so oder über den Verkauf von Gegenständen im Secondhand-Laden kann man zu Geld kommen.

Natürlich kann man seine Hunde auch einfach ins fellige Nirvana streicheln, bis sie schielend auf dem Rücken liegen und vor Wonne jaulen - kein Thema, geht auch. Aber dann wird man erstens nie alle der achtzehn plus zwei versteckte Hunde (habt ihr schon den Dalmatiner?) zu Gesicht bekommen sowie nur einen Bruchteil der 100 mehr oder weniger nützlichen Gegenstände wie Fußbälle, Uhren, Kameras, Schleifen, Leinen oder Hüte entdecken. Zweitens wird der Vierbeiner dann wieder seine Befehle verlernen. Nintendogs zwingt sowohl zu Disziplin als auch Verantwortung und ist daher, man verzeihe mir das spießige Prädikat: pädagogisch wertvoll. Falls da draußen noch Eltern ohne Kaufgrund existieren: Tamagotchi führte zu anarchistischer Spielzeugliebe mit Tunnelblick, Nintendogs bildet den künftigen Haustiermanager mit Weitblick aus! Also bestückt euren Nachwuchs ab acht bis zehn Jahren aufwärts damit. Auch Frauen und Ehemänner kann man damit interaktiv disziplinieren.

Unheimlich lebendig

Zum trauten Tatort:
Findet der Hund unterwegs einen Gegenstand, bringt er ihn euch.
Ihr kümmert euch um euren Hund zuhause in 3D-Kulisse, die zu Beginn noch recht spartanisch wirkt, aber später in eine Ranch oder eine japanische Wohnung verwandelt werden kann. Viel wichtiger und ansehnlicher sind allerdings die Hauptdarsteller: Ich habe noch nie so natürlich umher stromernde virtuelle Hunde beobachtet! Wenn sie hecheln, springen, rennen, sich im Park balgen oder um Bälle streiten, wirkt das alles verdammt lebensecht. Jede Rasse hat ihre spezifischen Attitüden und Gesten. Hundebesitzer dürfen sich auf ein ganzes Arsenal an typischer Mimik und Bewegungen freuen, die die Realität hervorragend abbilden - egal ob Aufmerksamkeit heischende Schwanzwedelei oder gieriges Fressnapfmampfen. Nintendogs hat neben Black & White 2 die besten Tieranimationen, die es derzeit zu sehen gibt.

Aber das Auge ist hier gar nicht das Entscheidende. Viel wichtiger ist die emotionale Bindung, die sich tatsächlich aufbaut, wenn man sich dem Spiel ernsthaft widmet: Wie entsteht eine Beziehung? Man verbringt Zeit zusammen. Man ärgert und freut sich zusammen. Man gewinnt und verliert zusammen. Man erlebt spannende Momente zusammen. Und genau das bietet auch Nintendogs: Ihr trainiert Hunde, die nicht altern, nicht sterben und ewig Welpen bleiben. Man verzweifelt, wenn sie nach einem Tag Ignoranz plötzlich ihre Befehle nicht mehr korrekt ausführen, man jubelt, wenn sie den ersten Platz beim Diskuswerfen machen.

Training & Pflege

Die Simulation ist voll auf das Training und die Pflege der immerjungen Vierbeiner ausgelegt. Der Nachteil ist, dass man sich ständig um sie kümmern muss - alles Gelernte muss wiederholt werden. Außerdem geht man nicht ganz konsequente Wege: Wäre es nicht motivierender gewesen, wenn der Hund auch altern würde? Allerdings hätte man dann ein Problem mit dem Echtzeitansatz gehabt: Die Uhr läuft ja immer mit. Der Vorteil der ewigen Jugend ist natürlich auch, dass man sich einen Freund fürs Leben züchten kann.

Aber es ist nicht alles Sonnenschein - es gibt auch negative Konsequenzen: Wenn ihr euren Hund nach einem wilden Parkausflug nicht reinigt, wird er sich kratzen und einen schlechten Eindruck in Turnieren hinterlassen. Wenn ihr seinen Dreck nicht von der Straße räumt, sinken eure Trainerpunkte. Wenn ihr ihn vor dem Gassi gehen nicht füttert, wird er sich aus dem Müll bedienen, was ihm schlecht bekommt. Zwar kann er nicht sterben, aber bevor er ganz verwahrlost, wird er das Vertrauen zu euch verlieren, nicht mehr gehorchen und einfach Reißaus nehmen - das mündet zwar nicht in ein Game Over aber in harte Vertrauensarbeit. Daher gilt: Wer seinen DS mal ein paar Tage nicht nutzt, sollte seinen Hund so lange in eine Pension geben.

Ihr könnt euer Verhältnis zum Hund jederzeit überwachen: In den Optionen wird neben einer Zahl an Trainerpunkten auch eine Beschreibung wie z.B. "Jugendliebe", "Bewunderung" oder "Archie-Level" aufgeführt. Erst ab der Stufe Bewunderung hat euer Vierbeiner z.B. genug Vertrauen, um sich auf die Hinterbeine zu stellen und Männchen zu machen. In den übersichtlichen Menüs findet ihr auch eine Einschätzung seines Hungers, Dursts, Aussehens sowie eine Trickliste mit allen erlernten Befehlen.    

Kommentare

Felix Jedidja schrieb am
Ich schmeiss immer mit dem Meteoriten auf den Hund meiner Schwester :twisted:
Jörg Luibl schrieb am
schiegi hat geschrieben:hei jörg kennst du mich noch dennis olivers sohn sammer bist du schon in hamburg?
Hi Dennis,
sorry, aber hier hab ich so lange nicht reingeschaut; jetzt seid ihr ja auch in Hamburg - viel Spaß übrigens mit dem DS-Fußball!
Bis denne
johndoe-freename-96920 schrieb am
Schniffel hat geschrieben:Ich hab ne Frage! Kann man auch mit 2 Hunden spaziern?
Wär toll wenn mir jemand antwortet.Bis bald.Kussi!!
Nein, man kann immer nur mit einem Hund spazieren gehen!
johndoe-freename-96920 schrieb am
Mein bruder hat mal versucht meine Stimme nach zu ahmen! er hat gesagt sitz und die Hunde taten es! Also ist nur etwas übung gefragt und schon gehorchen die Hunde einem Fremden! :wink:
schrieb am