Test: GunGriffon: Allied Strike (Action-Adventure)

von Jens Bischoff



GunGriffon: Allied Strike
Entwickler:
Publisher: Microsoft
Release:
14.04.2005
Spielinfo Bilder  
Mech-Fans aufgepasst: Es gibt ein neues GunGriffon von den Machern des Saturn-Originals - und zwar für die Xbox! Ja, da kitzelt es 32Bit-Veteranen verheißungsvoll in den Fingern, da werden Erinnerungen wach, die sogar den mauen PS2-Ableger vergessen machen, da lassen Hardcore-Zocker selbst ein Mech Assault oder Zone of the Enders links liegen. Doch freut euch nicht zu früh, denn Allied Strike hat mehr Retro-Flair als euch lieb sein wird: Eine Präsentation wie zu seeligen PSone-Zeiten, ein Spieldesign wie aus längst verdrängten 3DO-Tagen und eine Technik über die selbst die ersten PS2-Launchtitel die Nase gerümpft hätten - und das alles zum Vollpreis von stolzen 60 Euro...

Unterirdische Grafik

"Mann ist das hässlich - selbst für einen PS2-Starttitel...", werden wohl die ersten Worte sein, die einem beim Anblick von Allied Strike über die Lippen kommen. Peinlich nur,
Augen zu und durch: Ihr könnt in Third-Person- oder Ego-Ansicht durch die öde Pampa stapfen.
dass es sich beim jüngsten GunGriffon-Ableger nicht um ein jahrelang verschollen geglaubtes Launchprojekt für Sonys zweite Spielstation, sondern um ein topaktuelles Xbox-Spiel der jüngsten Generation handelt. Die gleiche Hardware also, auf der ein Mech Assault 2 vor kurzem noch für audiovisuellen Hochgenuss unter Anhängern fernöstlicher Stahlkoloss-Scharmützel sorgte.

Teure Zeitreise

Doch vergesst Mech Assault 1 und 2, vergesst alles was in den letzten sieben Jahren an Mech-Titeln auf den Markt kam, vergesst selbst den legendären GunGriffon-Erstling für den Saturn. Allied Strike entführt euch zurück in die Zeit als Levelbebauungen noch platte Bitmaptapeten waren, Kollisionsabfrage ein Fremdwort war, Animationen aus gerade einmal zwei, drei Frames bestanden, ein Spiel noch mit 16 Farben auskam und Sprachausgabe noch von den gebrochen Englisch sprechenden Entwicklern selbst beigesteuert wurde. Ja, ja, das waren noch Zeiten. Doch wer hätte gedacht, dass diese abseits von Retro-Compilations und Budget-Remakes jemals wiederkehren würden - vor allem in einem aktuellen Vollpreisspiel für Microsofts 128Bit-Schleuder...

Awards der Peinlichkeiten

Na ja, jammern hilft nichts und Game Arts ist selbst schuld, wenn sie ihr Image und das ihrer Kultserie mit einem solchen Totalschaden wie Allied Strike in Grund und Boden stampfen. Vielleicht hat man sie ja dafür bezahlt, das mit Abstand schlechteste GunGriffon aller Zeiten zu entwickeln - was ihnen zweifelsfrei gelungen ist. Doch nicht nur das, denn gleichzeitig dürfen sie auch den Award für das wohl hässlichste Xbox-Spiel, die wohl mieseste KI sowie die dilettantischste Präsentation der Neuzeit einstreichen - Glückwunsch! Die teils nicht einmal deutsch untertitelte englische Sprachausgabe ist an Peinlichkeit ebenfalls kaum zu unterbieten und Story-Elemente sind so gut wie nicht vorhanden - nicht einmal Zwischensequenzen bekommt ihr zwischen den Einsätzen zu sehen und nach gut sechs Stunden ist das Trauerspiel auch schon vorbei...

Online-Treff für Masochisten

Doch zurück zum Spiel. Wer sich in der unglücklichen Lage befindet, den Titel bereits unstornierbar vorbestellt, ohne Kassenbeleg blauäugig gekauft oder unfreiwillig geschenkt bekommen zu haben,
Fliegender Idiot: Der Nachschub-Heli wartet meist an völlig ungeeigneten Orten auf euch.
 darf sich auf 13 stinklangweilige, völlig gehaltlose und an jeder Spielbalance vorbei designte Solo-Missionen sowie absolut belanglose und technisch schwache LAN- und Online-Gefechte "freuen". Letztere sind aber nur dann möglich, wenn ihr zufällig auf jemanden trefft, dem das gleiche Schicksal widerfahren ist wie euch (nämlich durch unglückliche Zufälle in den Besitz dieses Spiels gekommen zu sein) und sich damit völlig ohne Scham ins Netz oder zu euch nach Hause wagt. Selbstredend, dass diese Chance äußerst gering ist, was nicht zuletzt die geradezu erbärmliche Online-Rangliste mit gerade einmal acht aktiven Usern zeigt, bei der man mit fünf Siegen schon zum Tabellenführer aufsteigen kann. Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen, dass irgendjemand - außer Redakteure, die bei der Testmustervergabe die Arschkarte gezogen haben (wie ich) - sich jemals auf den GunGriffon-Server verirren werden; außer vielleicht um ihren masochistischen Neigungen anonym nachzugehen - im Koop-Modus sogar mit geteiltem Leid.           

Kommentare

anigunner schrieb am
Köstlich, wir leiden mit dir ^^
Der Tag fing Scheisse an, aber dank dieses Verisses musste ich wirklich lachen... sorry, ich weiß das es für dich sicher nicht so lustig war :)
Ich frage mich bloss immer wieder wie so was durch die Qualitätsprüfung kommt....
4P|Jens schrieb am
Thoddy hat geschrieben:Danke Jens. Mehr davon.
hehe, hoffentlich nicht. schließlich investiere ich meine testzeit lieber in award-kandidaten als in hoffnungslose totalausfälle... :P
wenn du aber auf verrisse von spielen, die man nicht einmal seinem ärgsten feind schenken würde, stehst, empfehle ich als nachspeise den kürzlichen test zu segas beschämender lizenzverwurstung von astro boy. :wink:
Thoddy schrieb am
Das Gute an diesem Spiel ist, das es ein kurzweiliges Review hervor gezaubert hat.
War cool zu lesen.
Der Beste Test bis dato!!!
Danke Jens. Mehr davon.
4P|Jens schrieb am
IwamaRyu hat geschrieben:aber irgendwie MÖCHTE ich das spiel schon fast mal spielen, damit ich mich auch sagen kann - darf - ich hab so ein schlechtes spiel überhaupt mal gespielt ;)
schließ vorher aber auf jeden fall eine gute unfall- und haushaltsversicherung ab, denn wer weiß was du nach dem "genuss" dieses spiels deiner xbox und anderen dingen in deiner umgebung so alles antust...
falls ich mal eine masochistische phase durchmachen sollte, können wir uns aber gerne mal online die volle qualenbreitseite geben :lol:
schrieb am