Test: Mario Kart Wii (Rennspiel)

von Paul Kautz



Mario Kart Wii (Rennspiel) von Nintendo
Mario Kart Wii
Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
11.04.2008
Jetzt kaufen
ab 126,95€
Spielinfo Bilder Videos
Gelegentlich, nicht sehr oft, man möchte sogar sagen fast nie, kommt es vor, dass sich gestandene Mannsbilder wie 13-jährige Knirpse aufführen: Sie zappeln die ganze Zeit hin und her, checken die Mails alle paar Minuten, rennen jede halbe Stunde zum Empfang, um die Post zu checken. Und wenn sie dann schließlich haben, was sie wollen, dann hört man ein lautes Hochjauchz durch die Flure schallen, gefolgt von einem Mannsbild-förmigen Kondensstreifen, der das Büro in Richtung Heimat verlässt. Tja. Wie gesagt, kommt nicht oft vor. Hat aber auch meist seinen Grund. Ob der wohl was mit der von Jörg beschriebenen Vorfreude zu tun hat?

Meine kleine Wiilt

Wii ist eine eigene Welt, ein ganz privates kleines Universum. Die Konsole sperrt sich gegen einen bestimmenden Artikel, die Hardware ist den Konkurrenten technisch überdeutlich unterlegen. Und deren Regeln gelten hier einfach nicht. Nehmen wir zum Beispiel mal die schöne Welt des Online-Gamings: Xbox Live hat vorgemacht, wie eine perfekte Community-Einbindung in die DSL-Leitung funktioniert; Freundeslisten, Gamerscore, Onlinespiel auf Knopfdruck - alles funktioniert wunderbar (wenn es funktioniert, aber das ist ein anderes Thema). Im Vergleich dazu ist das Wii-Pendant ein Relikt aus den End-Neunzigern: In Mario Kart Wii dürft ihr online gegen bis zu elf Spieler aus aller Welt
Beschleunigerpads, rote Schildkrötenpanzer, heiße Drifts - so kennen und lieben wir Mario Kart!
antreten. Und viel mehr auch nicht. Es gibt keine Möglichkeit, direkt Revanche an einem besonders guten Fahrer zu nehmen, sobald er das Spiel verlässt. Man kann nicht nach Namen suchen, das Freundessystem funktioniert nur über die sperrigen Freundescodes. So schließt sich auch die Möglichkeit aus, online neue Freunde zu gewinnen, was nur noch dadurch verstärkt wird, dass es de facto keine Chat-Möglichkeit gibt: Während des Rennens hört ihr nur die Geräuschkulisse des Spiels sowie eure eigene Stimme, die jauchzt und flucht. Und nach dem Spiel dürft ihr in der putzigen Mii-Lobby aus einer Liste von 96 vorgefertigten Nachrichten wählen. Klar, ich wollte schon immer mal einem Gegner, der mich gerade auf dem letzten Millimeter dermaßen gemeingefährlich überholt hat, dass ich eine Magnumpackung Valium brauche, um wieder auf einen dreistelligen Puls zu kommen, ein adrenalingeladenes »Grr. Not fair.« entgegenschmettern. Emotion pur! Klar, Nintendo will keine Fucks und Shitheads in ihrer Lobby sehen. Aber Mario Kart ist nur halb so gut, wenn es keine Möglichkeit gibt, dem Gegner ein »Ins G'sicht, Sackratte!!« zuzuschreien, wenn man einen blauen Panzer seines Weges schickt. Und genüsslich seinem Wutschrei zu lauschen, wenn das Geschoss seine Aufgabe erfüllt hat. Angesichts der Tatsache, dass selbst der DS VoIP-Kommunikation hinbekommt, ist es schon ziemlich mager, dass Nintendo auf der überlegenen Konsole nicht mal über ein optional erhältliches Headset diese Möglichkeit bietet.

So, das musste raus. Ich bin wohl einfach von Xbox Live und Konsorten verwöhnt. Und man muss ja wirklich dankbar dafür sein, dass man Mario Kart auf Wii online spielen darf. Das ging zwar schon auf dem DS, aber mit einem ordentlichen Controller in der Hand auf der Couch vor dem großen Fernseher zu sitzen, und den normalerweise unschlagbaren Japanern einen roten Panzer nach dem anderen über den Scheitel zu jagen, ist doch ein cooleres Erlebnis. Und es funktioniert ganz wunderbar: 
Drauflosgerast! Der Online-Modus (hier zu sehen: die schnuffig designte Lobby) ist die große Konsolen-Neuerung im Mario Kart-Universum. Leider bietet er nur das Nötigste.
Ein gigantischer Erdball schwebt friedlich in der Lobby, die Mitspieler-Miis grüßen freundlich winkend von ihrer tatsächlichen Position auf unserem Mutterrund. Die Synchronisation dauert eine Weile, aber wenn man einmal im Spiel ist, dann flitzt das Ganze flüssig und vollkommen lagfrei - selbst, wenn man gegen Raser von der anderen Seite der Erde antritt. Diese technische Stabilität ist vorbildlich und ein Garant für viele durchraste Nächte.

Von Ballonmördern und Münzenjägern

Der wichtigste Mehrspielermodus ist das klassische Rennen. Der einfachste Zugriff funktioniert wie folgt: Multiplayer wählen, Gebiet wählen (weltweit, kontinental oder auf die Freundesliste beschränkt), loslegen. Nach kurzer Suche winken euch die Miis eurer Gegner zu, danach wird die Strecke gewählt, die ihr auch dem Zufall überlassen könnt - und kurz darauf geht der Rennspaß los. Ihr beginnt mit einem »Race Rating« von 5000; diese Zahl steigt oder sinkt mit euren Erfolgen bzw. Niederlagen. Fahrt ihr in Teams, werden sie automatisch der Fairness halber so zusammengewürfelt, dass beide Seiten etwa auf eine gleiche Rating-Summe kommen - so dass bessere und schlechtere Fahrer durchmischt werden.

Neben dem normalen Rennen dürft ihr auch die bekannten »Battles« fahren: In der »Ballonbalgerei« trägt jeder Flitzer drei Luftballons am Fahrzeug, die durch Gegner-Kontakt bzw. Waffengewalt nach und nach platzen - am Ende siegt, wer dem Gegner die meisten Ballons zerploppt hat. Eine weitere Spielvariante heißt »Münzenjäger«, die in labyrinthartig aufgebauten Levels spielt, in denen ihr eifrig Münzen sammelt. Werdet ihr getroffen, verliert ihr einen Teil der Klimperware, die dann wieder zum Aufsammeln bereit liegt. Ihr ahnt es schon: Wer am Ende des Zeitlimits die meisten Goldstücke hat, ist der Sieger.

                

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Kommentare

Isaac93 schrieb am
Und wieder ein Grafikupdate, dass nen Award einheimst.... wobei ja eigentlich nicht mal die Grafik verbessert wurde :D.... hoffnungslos veraltet
Wulgaru schrieb am
Ich habe mit nem Kumpel heute die Meisterschaft in Double Dash gespielt. In 150 und Extra kannst du so gut wie sicher sein, dass du ständig beschossen wirst und dich auch 2-3 blaue Panzer besuchen. Ich habe zwar den Wii-Teil noch nicht gezockt, aber jeder der sich über so etwas aufregt hat Double Dash nicht mehr wirklich in Erinnerung. :wink:
Ist raus hier schrieb am
Naja, beim SNES Mario Kart ging es auch ohne blauen Panzer und in der Game Cube-Version wird man nicht so derbe beschossen.
Was ich toll finde ist, dass einige Retro-Strecken der anderen Teile mit enthalten sind. Toll wäre es, wenn mal ein Mario Kart käme mit allen Strecken der Vorgänger.
Inzwischen finde ich auch die neuen Strecken nicht mehr sooo schlecht. Sind doch einige dabei, die wirklich Spaß machen. Einige sind aber echt Müll (Beispielsweise die Staubtrockene Ruinen, Kuhmuh-Weide oder Daisys Piste)
Ulul schrieb am
Memfisline hat geschrieben:Außerdem wird man an der Spitze nur so mit Gegenständen überworfen, was recht unfair ist. Das war in Double Dash zwar auch so, aber nicht so unfair.
Wenn du Bananen oder Panzer hinter dir hängen hast (was andres bekommt man ja kaum an der Spitze), kann dich eigentlich nur der blaue Panzer treffen.
Und wenn es den nicht geben würde, wären die Vorderen kaum einholbar. Finde es also eigentlich recht fair. :)
schrieb am