Vorschau: Napoleon: Total War (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Napoleon: Total War
Entwickler:
Publisher: Sega
Release:
26.02.2010
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Spielinfo Bilder Videos
Kann der kleine Korse das große Strategiespiel Total War bereichern? Sega konzentriert sich zum ersten Mal auf einen Mann und seine kriegerische Geschichte. Und zum ersten Mal wird man eine Kampagne auch kooperativ spielen können. In der Vorschaufassung konnten wir zwar nur zwei der Tutorials, den Feldzug in Italien sowie die Schlacht von Ligny spielen. Aber schon dieses erste Reinschnuppern hat für mächtig Pulverdampf und Säbelgerassel gesorgt.

Nicht 300, sondern 10.000

Eine der separaten historischen Schlachten findet 1815 in Ligny statt. Wie sieht der Mehrspielermodus aus? Schaut euch das Video an!
Wenn die Kamera über die Hügel und Wälder von Ligny schwenkt, bekommt man umgehend Lust auf die Schlacht - das ansehnliche Terrain weckt mit Flüssen, Brücken, Senken und Anhöhen sofort die strategische Neugier. Und wenn man mit der Maus hunderte, in kleinen Formationen gruppierte Schützen, Grenadiere, Dragoner und Kanoniere inspiziert, während ein General (übrigens alles historische Persönlichkeiten) die strategische Ausgangslage kommentiert, fühlt man sich sofort wie ein Feldherr. Das finale Spiel soll die Karriere Napoleons in drei Kampagnen von Italien über Ägypten bis Moskau und natürlich Waterloo abbilden. Wir konnten in Korsika starten und uns bis Klagenfurt kämpfen, um den Österreichern Paroli zu bieten sowie eine historische Schlacht erleben.

Sega hat zwar die Anzahl der spielbaren Nationen auf eine Hand voll reduziert, darunter Russland, England, Preußen und Österreich (evtl. noch die Osmanen), aber dafür die Charakteristika der Truppen verstärkt: Uniformen und Werte wurden überarbeitet, so dass vor allem die Linieninfanterie klarer zu unterscheiden ist. Man bemerkt umgehend die Effizienz der Franzosen in dieser Waffengattung, wenn es gegen Sardinien oder Österreicher geht; auch die Artillerie sowie die Scharfschützen wirken in den ersten Gefechten schlagkräftiger. Zudem wurden mehr individuelle Gesichter entworfen - satte 64 Typen soll es in einer Einheit geben. Zwar kann man theoretisch auf 10.000 sichtbare Soldaten aufdrehen können, aber die aktuelle Version war da noch etwas wacklig auf den Beinen.

Kanonendonner in Ligny

Napoleon hoch zu Ross: Eigentlich müsste der Mann ja etwas dicker und kleiner sein...außerdem sollte Creative Assembly so manche Verwechslungen und Textfehler in der deutschen Version (im Tutorial werden aus Engländern mal Spanier) noch beheben.
Diesmal sitzt man als Napoleon auf seinem Ross, kann mit seinem Moralradius direkten Einfluss auf seine Soldaten nehmen und quasi als Feuerwehr in heikle Frontabschnitte galoppieren - wo der kleine Korse auftaucht, lassen sich Truppen auch auf Knopfdruck motivieren. Aber da ist zunächst die weise Beobachtung aus der Distanz gefragt, denn es kracht, wackelt und rumst gewaltig: Meine französischen Soldaten haben sich zwar in einem Gebäude verschanzt, aber das wird jetzt von den Preußen in die Mangel genommen - von einem Hügel aus feuert die Artillerie auf das Dach und von unten schmeißen die Grenadiere ihre Bomben. Jetzt wackelt schon die Kamera bei jedem Einschlag und verräterischer Qualm lodert gen Himmel! Wenn das so weiter geht, verliere ich meine tapfere Linieninfanterie. Und siehe da: Obwohl ich noch mit einem Klick den Rückzugsbefehl erteile, bricht das Haus in sich zusammen und die feindlichen Grenadiere jubeln...

Was Napoleon: Total War auf den ersten Blick etwas besser macht als sein Vorgänger ist die Visualisierung des Kampfes in Siedlungen - zwar konnten wir die Schneestürme und Sandverwehungen in der Wüste noch nicht erleben, aber vor allem auf den Straßen kommt es zu einem dramatischen Zittern in der Perspektive, wenn die Kanonenkugeln einschlagen und ihre Krater hinterlassen. Außerdem scheinen die festen Stellungen in Häusern größeren Einfluss zu haben. Aber auf den zweiten Blick war Creative Assembly hier und bei allen anderen statischen Deckungen in der Landschaft nicht konsequent genug: Obwohl sich viele Häuser zum Stürmen und Verschanzen anbieten würden, kann man immer nur ganz bestimmte einnehmen.

Stellungskrieg in Städten

Gemetzel in den Gassen: Preußen und Franzosen kämpfen um jedes Gebäude - leider kann man sie nicht alle besetzen.
Schade ist auch, dass sich bei den Animationen im Stellungskrieg der Städte nichts getan hat: Man zieht seine Reihen per Maus in eine Position, aber die Soldaten nutzen nicht immer kontextsensitiv die Deckung von Mauern, Wänden oder Bäumen - hier würde man sich auch innerhalb einer Truppe ein flüssigeres Hinknien, an die Wand pressen und hinter den Baum hocken wünschen. Ein echter Nachfolger müsste authentischere und intelligentere Bewegungen anbieten, denn so wirkt das Positionieren im Gelände noch unglücklich.

Dafür hat man die Struktur der Benutzeroberfläche mit hilfreichen Symbolen (Moralanzeige, Icons für Truppenverhalten) sowie die Strategie auf der Karte mit etwas mehr Dynamik angereichert: Für Italien hat man z.B. nur ein Jahr Zeit, wobei jeder Zug jetzt zwei Wochen simuliert. Die Aushebung einer Armee, dauert knapp ein halbes Jahr - also muss man effizient und schnell erobern. Und wer Truppen einfach so auf die lange Reise schickt, wird aufgrund des Verschleißes nur ein Häufchen uniformiertes Elend ankommen sehen.

Man muss die Eroberungen auf der Karte also besser planen, damit die Soldaten versorgt werden - auch Pässe spielen als Schleichweg eine Rolle, so dass das Studium des Geländes an Bedeutung gewinnt. Neben einem neuen Technologiebaum gibt es die drei Städtetypen Industrie, Wirtschaft, Intellekt und man kann endlich wieder Gebiet plündern, um Geld zu gewinnen. Hinzu kommen Spione, die Armeen sabotieren und Netzwerke gründen können, sowie Gentlemen, die mit ihren Flugblättern für Propaganda sorgen. Inwiefern sich diese kleinen Änderungen auswirken, lässt sich noch nicht abschätzen, denn in Italien ging es eher militärisch zur Sache. Auch die Ankündigung, dass feindliche Nationen im Gegensatz zum Vorgänger auch mit Schiffen an den Küsten landen, um eine Invasion zu starten, muss noch in längeren Spielen geprüft werden.
       
 

AUSBLICK



Okay, das wird ein Empire: Total War 1.5 und kein echter Nachfolger in der Tradition der Reihe, dem man den technischen und inhaltlichen Sprung sofort ansieht. Aber nach den Tutorials, der Italienkampagne und einer großen Schlacht in Ligny freue ich mich auf den kleinen Korsen. Man merkt sehr schnell, dass man cleverer vorgehen muss als bisher und auch die kleinen Zusätze in der Präsentation, wie das akustische Feedback vom Schlachtfeld oder die größere Gewichtung des Gebäudekampfes stimmen optimistisch. Ich finde es zwar schade, dass ich im freien Spiel nur noch mit Preußen, Österreich, Russland, England und evtl. den Osmanen antreten kann und dass sich die Soldaten immer noch nicht intuitiv genug in Deckung begeben, aber dafür begrüße ich die spürbar verstärkten Charakteristika der Truppentypen. Allerdings bleiben noch viele Fragen offen, die erst der ausführliche Test beantworten kann: Inwiefern wirkt sich die verbesserte Diplomatie sowie die Koordination des "AI-Directors" aus? Der soll ja dafür sorgen, dass es Napoleon auf seinem Weg nicht zu leicht hat. Wie präsentiert und organisiert man die kooperative Kampagne auf der Karte? Viele Fragen, aber auch viel Vorfreude.

Ersteindruck:  sehr gut
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Kommentare

Donar81 schrieb am
Ich glaub ich spinne!
Da waren Shogun, Medi 1 und 2, Gottspiele. Sowie Rome, stimmungsmäßig wie auch geschichtlich unerreichbar.
Dann bringen die Schnellspritzer ein völlig verbugtes Empire raus, das 2 Wochen lang nur abstürzte!
--> Der versprochene Mehrspielermodus im Coop auf der Karte kam nie!
--> Der Strategiemodus ist völlig langweilig. Linieninfantrie bauen ohne Ende, gut staffeln, ein paar Mörser um die Moral zu brechen, gut is.
--> Keine anständigen Städteverteidigung mehr, die auch mit den "Total-War-Flair" ausmachte.
--> Viel zuwenig Fraktionen! Die sich fast alle gleich spielen.
--> Fehlende Langzeitmotivation. Medi2 und Rome konnte man spielen bis zum erbrechen und es machte immer noch Spaß!
-->Und jetzt ein AddON das um die 40 Euro kostet! GEIL fast soviel wie das Original!
--> Nerviger nichtsbringender kostenpflichtiger Downloadscheiß! Wo sind wir den eigentlich? Wir reden hier von der ehrwürdigen TW Reihe.
--> Tut der TW-Reihe was Gutes und stopft denen erst mal keine Kohle mehr in Arsch. Die müssen "Back to the Roots"!
Welches Genie hat denn das Game so hochgehypt? Das ist ja wie Gothic 3 92% geben.
Mfg Sam
JoeDreck schrieb am
Tiger_Ger hat geschrieben: Was mich interessieren würde wäre, wenn wie die sagen alles "echte" Personen sind... wenn man die große Kampagne dann 200jahre weiter spielt müssten ja alle von dennen Tod sein? Hat man dann keine Generäle mehr? Gibts dann ausgedachte? oder spielt man dann mit Elvis Presley als General?
200 Jahre? von 1800 bis 2000? Hmmm !!!???
Es wird bei den Abzock On in Monaten gerechnet.
DinoHunter565 schrieb am
@ Tiger_Ger: Danke für die Infos :wink:
Muhahahahaha das mit Elvis war klasse, Tiger :lol:
Ich kann dazu aber leider nix sagen, weil schlecht informiert.
Ja, der Preis ist tatsächlich verkehrt gewesen...war eine Fehlinformation meines Versandes, die hatten das so drinnen, aber 15? wären ja selbst für ein Addon seeeeehhhhr günstig gewesen, aber seit ein paar Tagen haben sies auf 37? geändert!
Das ist echt heftig was CA da jetzt abzieht, mann!
Außerdem kommt dieser "neue Teil" viel zu schnell wie ich finde...+ dann noch der ganze DLC Inhalt, aber gut, das waren überwiegend "nur" Spezialeinheiten.
Napoleon ist ja auch ein Addon, zwar Standalone, aber trotzdem, hehe.
Na gut, dann werd ich diese Beta geschichte mal antesten...mach ich zwar mit widerwillen, aber okay, ich kucks mir wenigstens mal an.
Tiger_Ger schrieb am
Muddyn hat geschrieben:eine Frage: wie sieht es in der grossen Kampagne (oder zumindest nenn ich sie jetzt so) mit Frankreich aus? wäre ja schade wenn man in Napoleon: total war nich ausserhalb der Napoleon Kampagne als Napoleon spielen könnte
So wie ich das bis jetzt verstanden habe sollen ja alle Generäle reale geschichtliche Personen sein. Vondaher denke ich, dass wenn man als Frankreich spielt Napoleon als General bekommt. Bin mir aber noch nicht sicher.
Was mich interessieren würde wäre, wenn wie die sagen alles "echte" Personen sind... wenn man die große Kampagne dann 200jahre weiter spielt müssten ja alle von dennen Tod sein? Hat man dann keine Generäle mehr? Gibts dann ausgedachte? oder spielt man dann mit Elvis Presley als General?
E. Nygma schrieb am
Primax58 hat geschrieben:und schon wieder noch keine neue Multiplayer Modus angekündigt ???
die sollen erstmal Empire fehlerfrei machen... :x
Wer Videos anschauen kann ist klar im Vorteil :roll:
Außerdem, Napoleon war 1,66m groß also bitte nicht immer diese Vorurteile über seine Größe, so groß waren früher die meisten Menschen durchschnittlich, also nicht klein und rund wie die meisten denken :wink:
schrieb am