Test: Harvest Moon: A Wonderful Life (Simulation)

von Jörg Luibl



Harvest Moon: A Wonderful Life
Entwickler:
Publisher: Ubi Soft
Release:
25.03.2004
kein Termin
Spielinfo Bilder Videos
Kartoffeln pflanzen, Kühe melken, Käse machen – Harvest Moon entführt euch in den Bauernhofalltag, der Neueinsteiger und Actionjunkies auf den ersten Blick verstört: Diese langweilige Plackerei soll Spaß machen? Und das auch noch ohne Sprachausgabe und mit kindlich-naiver Kulleraugenoptik? Ja, denn dieses Spiel zählt zu den stillen Wassern der Branche, die in der Tiefe mit vielen kostbaren Schätzen locken.

Das Bauernhof-Phänomen

Seit dem SNES-Debüt von 1997 begeistert ein Spiel auf seltsame Art und Weise. Denn es bietet weder eine prächtige Grafik noch packende Action; es ist weder ein reinrassiges Rollen- noch eine typisches Aufbauspiel. Nein, der Zauber geht von einer Bauernhofsimulation mit Partnersuche aus, die euch ähnlich wie das nur in den USA erschienene Animal Crossing in die Rolle eines Farmers versetzt – im Klartext: früh aufstehen, das Feld beackern, Tiere züchten, Produkte verkaufen, Frau finden, Kinder zeugen, schlafen gehen. Und das jeden Tag in Echtzeit. Und das ganze 30 Jahre lang in einem Tal. Und das soll tatsächlich Spaß machen?

Kultur in der Natur: Wie man diese musikalische Schönheit wohl für sich gewinnen kann?
Kulleraugen-Schock

Ja, macht es. Allerdings nur für solche Naturen zwischen 8 und 88 Jahren, die sich mit der naiven Kulisse anfreunden können. Denn die ersten Spielminuten mutierten für einen Farmer-Neuling wie mich zu einem Sprung ins eiskalte Kinderkanalwasser: Viel zu große Köpfe! Viel zu große Augen! Viel zu kitschig! Bin ich hier im Mumin-Land? Und spätestens, wenn euch ein behaarter Catweazle-Verschnitt aus dem "Po-po-Tal" anspricht, wird sich entscheiden, ob die Disc im Cube bleibt oder nicht. Ich hab sie aus beruflichen Gründen drin gelassen. Und ich habe es nicht bereut – im Gegenteil. 

Ackern in der Idylle

Das Team von Natsume entführt euch bei angenehmer Weitsicht in ein komplett dreidimensionales Tal mit plätschernden Flüssen, blühenden Feldern und wogenden Blumenwiesen. Besonders gelungen ist der stimmungsvolle Tag- und Nachtwechsel mit seinen sanften Farbnuancen und Schattenwürfen. Trotzdem kann der idyllische Ersteindruck nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Muskeln des GameCubes nur leicht angespannt werden. Harvest Moon sieht zwar insbesondere in der von Laternen beleuchteten Nacht gut aus, schwächelt aber bei Tageslicht.Hier enttäuschen vor allem die verwaschenen Texturen, wenig abwechslungsreiche Animationen und sehr einfach geschnitzte Figuren, die in Sachen Mimik oder Gestik nicht an die Ausdrucksvielfalt von Legend of Zelda herankommen. Akustisch gibt`s sowohl für die eintönigen Soundeffekte beim Laufen, Angeln oder Melken als auch die öden Hintergrundmelodien Punktabzug; nur Geräusche wie Vogelgezwitscher oder Hundegebell dringen angenehm ins Ohr.

Und dass es statt gut intonierter Sprachausgabe nur deutsche Texte mit Piepston-Endlosschleife abgespult werden, wirkt im Jahr 2004 ebenso verstörend wie anachronistisch. Was hat man hier an Atmosphäre verschenkt!   

Kommentare

Jhena schrieb am
mach ich keine sorge
Jhena schrieb am
ICH BRAUCH DAS SPIEL!!!!!
johndoe-freename-105330 schrieb am
Ich fand das Spiel nach ne Stunde total langweilig. Ich kann nicht genau
sagen wieso, vielleicht passt mir nicht, dass das Spiel 3D ist oder ich das
Heiraten zu einfach fand. Für mich lief das ganze Spiel zu langsam ab, viel zu relex. Also da finde ich Friends of Mineral Town viel besser, hatte mich einfach mehr gepackt. Die Musik hat auch total genervt :(
Meine Wertung: 73%
Wer ein GBA hat sollte sich FoMT holen und nicht AWL, ist echt besser.
johndoe-freename-83953 schrieb am
Spätzünder xD Aber trotzdem...
Hab mir letztlich ne Occassion-Version von HM AWL gekauft, und bereuen würde ich es nie.
Allerdings ist anzumerken, dass von den vier Teilen, die ich bis jetzt gespielt habe - HM für SNES, für GBC, Friends of Mineral Town für GBA und AWL für GC - FoMT mich am meisten überzeugt hat, aufgrund der absolut grösseren Freiheit, meiner Meinung nach. Erstens hat man mehr Frauen zur Auswahl, eine grössere Umgebung zu betrachten - inklusive einer Stadt, die zwar nicht gerade gross ist, aber einige NPCs mehr bietet, als AWL... Nicht einfach drei Felder, sondern dort Felder wo man sie herstellt. Aber die Sache ist schon die, dass der Zeitdruck teils enorm ist. (Bei einer guten Süsskartoffelernte wurde ich bei einem Tag von 6:10 Uhr bis 06:00 Uhr am nächsten Morgen nicht fertig).
Trotzdem ist natürlich zu bedenken, dass AWL sehr viel mehr Tiefe bietet, in den Dingen, die man schlussendlich macht... die Dinge, die man weniger zur Auswahl hat, sind dafür tiefer gestaltet, und das ist definitiv ein grosses Plus.
Allerdings nervt mich wiederum, dass jeder Monat - und damit die Saison - nur noch zehn Tage hat...! Ich weiss nicht.
Im Endeffekt ist es allerdings ein Must Have für Harvest Moon-fans, sowie für jeden, der gerne mal ein entspannteres RPG spielen möchte. Tatsächlich macht mich das Spielen von AWL einfach glücklich - irgendwie ist es ein Stück Lebensqualität, nach getaner Arbeit die Angebetete zu besuchen, zu fischen, n\'Cocktail zu schlürfen oder nem guten Freund beim Gitarrenklimpern zuzuhören. Es ist stressfrei, entspannend, und ungemein unterhaltsam - die Stunden verfliegen nicht nur in Spielzeit...!
Im Endeffekt ein wundervolles Spiel, aber gewisse Freiheiten von FoMT sind leider nicht mehr vorhanden.
schrieb am