Test: Street Racing Syndicate (Rennspiel)

von Michael Krosta



Street Racing Syndicate
Entwickler:
Release:
04.03.2005
21.03.2005
06.05.2005
06.05.2005
Spielinfo Bilder  
Seit Electronic Arts den nächtlichen Underground als Schauplatz illegaler Autorennen und protziger Selbstdarstellung von Tuning-Freaks wiederentdeckt und äußerst erfolgreich ausgeschlachtet hat, wollen auch andere Hersteller ein Stück vom lukrativen Oktan-Kuchen abstauben. Mit SRS schickt Namco einen dreisten NFS-Underground-Klon ins Rennen, der neben lizenzierten Boliden und Tuning-Teilen auch mit leicht bekleideten Damen aufwarten kann. Kann da überhaupt noch etwas schief gehen?

Racing nur im ersten Gang

Es ist Nacht. Los Angeles, USA. Auf dem nassen Asphalt spiegelt sich die Straßenbeleuchtung, während die Motoren von vier hoch getunten Flitzer aggressiv aufheulen. In einem dieser PS-Monster sitzt ihr und wartet nervös auf den Start des illegalen Rennens, bei dem auch eine ganze Menge Wett-Kohle auf dem Spiel steht. Endlich schwingt ein sexy Mädel ihren nicht weniger aufregenden Hintern an die Startlinie, wirft euch noch einen Kuss zu und gibt anschließend das Signal. Ihr drückt
Meistens seid ihr bei den Rennen nachts unterwegs.
das Gaspedal voll durch und freut euch schon auf den Geschwindigkeitsrausch, den der heiße Schlitten verspricht. Aber was ist das? Seid ihr nur im ersten Gang unterwegs oder warum zieht die Umgebung nur in einem solch gemächlichen Tempo an euch vorbei? Um euch zu vergewissern, dass ihr tatsächlich hinter dem Steuer eines über 500 PS starken Skyline sitzt und nicht etwa in einem Trabbi, schaltet ihr von der Motorhauben- über die Stoßstangen bis hin zu den beiden Außenperspektiven. Und tatsächlich: Ihr steuert einen voll aufgemotzten Nissan Skyline, nur leider schafft es Namco zu keinem Zeitpunkt, die enorme Power der Boliden auch auf dem Bildschirm rüber zu bringen. Dabei zeigte der Hersteller doch gerade bei der Ridge Racer-Serie, wie man den Spieler in einen wahren Geschwindigkeitsrausch versetzt. Als wäre der Mangel an Speed nicht schon schlimm genug, wird das Renngeschehen zudem immer wieder von starken Einbrüchen der Framerate heimgesucht, während sich deutliche Pop-Ups am Horizont nicht nur bei Zuschauern in die Augen brennen. Während sich PC, Xbox und PS2 in technischer Hinsicht (bis auf die längeren Ladezeiten bei den Konsolen) kaum etwas geben, sackt die Cube-Fassung mit unscharfen Texturen und der ruckelanfälligsten Darstellung deutlich ab. Nicht alle Rennen in SRS finden bei Nacht statt, sondern auch am Tag wird fröhlich Gas gegeben, was für etwas Abwechslung vom illegalen Rennalltag im dunklen Untergrund sorgt. In manchen Rennen seid ihr sogar zu beiden Tageszeiten unterwegs. So startet ihr nachts, fahrt irgendwann durch einen Tunnel und sobald ihr diesen wieder verlasst ist es plötzlich taghell. Lächerlich, oder?!

Gelungene Fahrphysik

Dabei bietet SRS einige wirklich gute Ansätze: Die Fahrphysik etwa schafft eine ordentliche Balance zwischen Arcade und Simulation, wodurch sich jede der insgesamt über 40 lizenzierten Karossen verschiedener Hersteller
Ein VW Golf eignet sich hervorragend als Anfängerauto.
(darunter VW, Nissan, Toyota) etwas anders, aber dabei durchaus anspruchsvoll steuert. So driftet ihr kontrolliert durch die Kurven oder brettert haarscharf am Gegenverkehr vorbei. Für besonders gelungene Aktionen gibt es Punkte, mit denen ihr eure Respekt-Score erhöhen könnt. Allerdings gestaltet sich die Punktvergabe sehr inkonsequent: Mal gibt es z.B. für einen Drift massig Punkte, ein anderes Mal geht ihr leer aus. Beim Punktabzug macht ihr übrigens die gleiche Erfahrung. Prinzipiell werden Punkte abgezogen, wenn ihr die Bande küsst oder Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern verursacht. Manchmal scheint diese Regel dagegen keinen Bestand zu haben und ihr rast in andere Fahrzeuge, ohne bestraft zu werden. Im Gegensatz dazu gibt es bei Rempeleien mit euren drei Konkurrenten fast immer Punktabzüge – selbst dann, wenn ihr gar nicht an den Unfällen Schuld seid. Gut gelungen ist den Entwicklern das Schadensmodell, auch wenn dieses nur von optischer Natur ist und keine Auswirkungen auf das Fahrverhalten hat. Allerdings müsst ihr bei den Reparaturen tief in die Tasche greifen - es sei denn, ihr fahrt gerne mit einem völlig ramponierten Wrack durch die Gegend.

Gute KI, schlechte KI

Die KI der Gegner macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck und ist immer wieder für eine Überraschung gut. Stures Fahren auf der Ideallinie gibt es hier nicht und so scheren die Fahrzeuge immer wieder unerwartet aus und blocken eure Überholversuche. Das führt sogar so weit, dass die CPU-Fahrer selbst Fehler machen, in Unfälle verwickelt werden und zeitweise sogar in die falsche Richtung fahren. Klingt alles ganz gut, doch hat die KI einen entscheidenden Fehler: Egal, wie übermotorisiert euer Geschoss auch sein mag, bleiben euch die Gegner trotz schwächerer Maschinen meistens auf den Versen. Liegen sie dagegen vorne, scheinen sie plötzlich mit angezogener Handbremse weiter zu fahren und warten brav auf euch. 
In der Garage motzt ihr eure Karre gehörig auf.
Natürlich habt ihr dadurch auch nach groben Fahrfehlern noch die Chance auf einen Sieg, doch verlieren das Renngeschehen und der Tuning-Aspekt damit deutlich an Glaubwürdigkeit.

Power unter der Haube

Um die Leistung eures Wagens zu steigern, findet ihr in der Garage einige Tuning-Teile namhafter Hersteller wie Bosch oder AEM, die von Motormodifikationen über Bremsen und Fahrwerke bis hin zur Lachgas-Einspritzung reichen. Das dafür notwenige Geld erhaltet ihr in diversen Rennveranstaltungen, bei denen ihr zusätzlich auch noch Wetten abschließen und dabei mächtig absahnen könnt. Die Menüführung im Tuningbereich ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Entscheidet ihr euch beispielsweise für ein Motor-Tuning, bekommt ihr anhand von Icons eine ganze Reihe von Herstellern aufgelistet. Was genau der jeweilige Hersteller im Programm hat, wird jedoch nicht gezeigt. So müsst ihr jeden Hersteller einzeln anklicken, um zu erfahren, was er für euch auf Lager hat. Ganz schön umständlich. Neben reinen Leistungsupdates dürft ihr natürlich auch rein kosmetische Veränderungen an eurem Schmuckstück vornehmen und Vinyl-Folien sowie diverse Sticker an der Karosserie anbringen. Und fette 18 Zoll BBS-Felgen machen sich bestimmt auch ganz gut, um bei den Mädels zu landen, oder? 

          

Kommentare

mb78 schrieb am
Morgen,
hätte ne kurze Anmerkung zum Test.
Das Schadensmodell wirkt sich sehr wohl auf das Fahrverhalten aus zB. zieht nach nem Frontalcrash der Motor nicht mehr richtig, auch die Lenkung und die Strassenlage werden negativ beeinflusst.
johndoe-freename-63530 schrieb am
Wenn jeder sich an dein Kommentar halten würede, würde der Markt sicher untergehen.
Schau dir WoW, Juiced etc. an:
Alles gute Games. WoW ist sehr gute MMORPG, obwohl richtige Innovation fehlt (ist gewissermaßen ein besserer Klon -.-). Juiced ist auch Klon von dem von dir angesprochenden NfS:U, aber ist besser als das Original.
Es gibt natürlich viele schlechte, aber eben auch viele gute Klone und fast jedes Spiel (außer Darwinia ^^) ist gewissermaßen ein Klon.
johndoe-freename-80032 schrieb am
Find ich voll Scheisse, wenn sich Entwickler von den grossen Blockbustern, wie z.B. NFSU, eine Scheibe abschneiden wollen. Weil dabei kommt meistens nur Kacke raus.
Ich möchte nicht wissen, wie viele NFSU-Klone in die Welt gesetzt wurden.
Bei GTA ist´s ja nicht besser(50 Cent und Snoop Dogg machen ein Game).
AnonymousPHPBB3 schrieb am
Seit Electronic Arts den nächtlichen Underground als Schauplatz illegaler Autorennen und protziger Selbstdarstellung von Tuning-Freaks wiederentdeckt und äußerst erfolgreich ausgeschlachtet hat, wollen auch andere Hersteller ein Stück vom lukrativen Oktan-Kuchen abstauben. Mit SRS schickt Namco einen dreisten NFS-Underground-Klon ins Rennen, der neben lizenzierten Boliden und Tuning-Teilen auch mit leicht bekleideten Damen aufwarten kann. Kann da überhaupt noch etwas schief gehen?<br><br>Hier geht es zum gesamten Bericht: <a href="http://www.4players.de/rendersite.php?L ... CHTID=3576" target="_blank">Street Racing Syndicate</a>
schrieb am