Test: Soul Nomad & The World Eaters (Taktik & Strategie)

von Jens Bischoff



Geheimtipp für Rollenspiel-Strategen
Entwickler:
Publisher: THQ
Release:
31.08.2021
20.06.2008
03.09.2021
Spielinfo Bilder Videos
Mit Disgaea & Co versorgte Nippon Ichi PS2-Besitzer über Jahre hinweg mit klassischer Rundenstrategie. Inzwischen konzentriert man sich eher auf DS, PSP und PS3. Trotzdem dürfen sich hiesige PS2-Genräle nochmals über Nachschub freuen. Dank Koei und THQ hat es das in Japan bereits seit über einem Jahr erhältliche Soul Nomad alias Soul Cradle doch noch nach Europa geschafft. Ein würdiges Abschiedsgeschenk?

Einseitige Schizophrenie

In Soul Nomade & the World Eaters schlüpft ihr in die Rolle eines Untergrundkämpfers, der eines Tages dazu auserkoren wird, den in einem Schwert gefangenen Übeltäter Gig, der sein Heimatland in Schutt und Asche gelegt hat, in seine Seele aufzunehmen.
Völlig regungslos: Die Story wird leider nur in starren Standbildern und Sprechblasen erzählt.
Dadurch erlangt ihr unsagbare Kräfte, lauft aber auch Gefahr durch die Nutzung selbiger euren Körper an euren geistigen Untermieter zu verlieren. Eigentlich eine interessante, wenn auch nicht ganz neue Ausgangssituation. Leider haben es die Entwickler jedoch verpasst, daraus ein echtes Dilemma zu schüren, denn eure Aktionen haben in der Praxis keinerlei Einfluss auf die Machtverhältnisse in eurem Innern.

Auch spannende Konflikte bleiben aus, da der anfangs genauso geschlechts- wie namenlose Protagonist völlig stumm und profillos bleibt. Ein schizophrenes Wechselspiel wie etwa in Valkyrie Profile  bleibt völlig aus. Im Prinzip ist der Held nichts weiter als eine austauschbare Hülle, aus der ausschließlich euer eigentlicher Erzgegner spricht. Nur gut, dass dieser extrem extrovertiert und größenwahnsinnig ist, sich mit wirklich jedem anlegt sowie Beleidigungen und Drohgebären im Minutentakt um sich schleudert. Dabei kommt natürlich auch der Humor nicht zu kurz. Nur schade, dass gegen Gig alle anderen Story-Figuren völlig verblassen. Zwar habe ich nichts gegen einen überragenden Alleinunterhalter einzuwenden, aber die ohnehin schon nicht allzu dramatisch inszenierte Hintergrundgeschichte gerät dadurch natürlich ins Hintertreffen.

Aber egal, im Prinzip geht es ohnehin nur darum, die vor vielen Jahren von Gig beschworenen World Eater, riesige Kriegsdämonen, welche die Welt noch immer in Atem halten, mit den Kräften ihres Schöpfers zu vernichten und für Frieden zu sorgen. Gig selbst ist dazu allerdings nur bereit, wenn er sich im Gegenzug den Körper des Helden aneignen und damit seine eigenen Ziele verfolgen darf. Inwieweit sich Gigs Absichten im Verlauf des gemeinsamen Abenteuers ändern, soll hier nicht verraten werden, aber neben der über 50 Schlachten umfassenden Hauptkampagne, könnt ihr später auch eine Dämonenkampagne bestreiten, in der ihr eurer dunklen Seite freien Lauf lassen könnt. Zudem gibt es verschiedene Enden, versteckte Bonuscharaktere sowie ein paar zusätzliche Szenarien, die durch bestimmte Aktionen, Entscheidungen und Erfolge freigeschaltet werden.

Außen pfui, innen hui

Umfang und Wiederspielwert sind jedenfalls enorm. Durch die Möglichkeit unendlich viele Zufallskämpfe zur Charakteraufwertung zu bestreiten sind euren Ambitionen auch über die Kampagne hinaus quasi keinerlei Grenzen gesetzt.
Die Schlachtfelder wirken karg und lieblos, die Charaktere haben hingegen durchaus Charme.
Schade nur, dass es keinen Mehrspielermodus gibt, um auch dauerhaft für Abwechslung und Herausforderung zu sorgen. Auch die Präsentation hätte ruhig etwas aufwändiger ausfallen können. Die Story wird komplett in Standbildern und Sprechblasen erzählt. Zwischensequenzen gibt es nicht. Immerhin wurden fast alle Dialoge vertont - ihr habt sogar die Wahl zwischen japanischen und englischen Sprechern, die beide einen ganz ordentlichen Job machen. Eine deutsche Synchronisation gibt es hingegen nicht, nicht einmal deutsche Untertitel, was für viele sicher ärgerlich ist.

Ansonsten ist die Soundkulisse eher schlicht und unspektakulär. Musikalisch werden ebenfalls kaum Glanzpunkte gesetzt. Mal sind die Kompositionen zwar durchaus stimmungsvoll, oft würdet ihr das nervige Gedudel aber am liebsten abwürgen. Grafisch sieht es leider nicht viel besser aus: Die 2D-Charaktere wurden zwar liebevoll gestaltet und teils charmant animiert, aber im Vergleich zu Spielen wie Odin Sphere wirken sie doch sehr plump und grobschlächtig - von den statischen Charakterportraits bei Dialogen und Standbildern bei Stadtbesuchen ganz zu schweigen. Selbst die Schlachtfelder, auf denen ihr wohl die meiste Zeit verbringen werdet, sind alles andere als attraktiv. Eigentlich bewegt ihr eure Truppen lediglich über völlig flache, gerasterte Landkarten ohne jede Räumlichkeit. Immerhin könnt ihr diese Gitterkarten frei drehen, kippen und zoomen, so dass zumindest mangelnde Übersichtlichkeit kein Thema darstellt.      

Kommentare

alikral schrieb am
soul nomad habe ich mir gekauft und ich muss sagen, daß das spiel sehr amüsant ist. die chars sind sehr niedlich und sehr sympatisch:)
schrieb am