Gaming-Headsets sind mittlerweile die erste Wahl bei vielen Spielern, bei längeren Zockersesstion werden sie allerdings oft zu heiß, unbequem und blenden die Umgebung fast vollständig aus – und das ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Da eingebaute TV- oder Monitorlautsprecher meist nur sehr dünnen Sound produzieren und nicht jeder das Geld oder den Platz für ein dickes Surround-System hat, bietet sich eine Lösung aus der noch relativ nischigen Kategorie der Gaming-Soundbars an. Die Razer Leviathan V2 will mit edlem Look, THX-Raumklang ("Spatial Audio") und obligatorischer RGB-Beleuchtung in der Oberklasse mitspielen. Wir haben die Soundbar nicht nur bei Spielen, sondern auch Filmen, Serien sowie Musik ausgiebig getestet – und verraten, ob sich die 249,99 Euro teure Anschaffung lohnt.
Einsatzgebiete und Klangcheck beim Spielen, Filmen und Musik
Schlicht & wertig: Von der (anpassbaren) Beleuchtung und dem Razer-Logo abgesehen, passt die Soundbar auch ins Wohn- oder Schlafzimmer. Vorsicht: HDMI gibt es nicht. Den wuchtigen Subwoofer versteckt ihr hinter dem TV-Rack oder unter dem Schreibtisch.
Die Leviathan V2 musste sich in mehreren Zimmern und damit sehr unterschiedlichen akustischen Gegebenheiten und Szenarien behaupten: Am Fernseher im Schlafzimmer, im Wohnzimmer sowie am (Gaming-) Schreibtisch. Gleichzeitig testeten wir die Soundbar mit verschiedenen Genres an Musik, Spielen und Filmen, um die volle Bandbreite abzudecken. Schon am TV war der Unterschied sofort hörbar: Trotz der geringen Maße von "nur" 8,4 x 9,1 x 50 cm (HxBxT) sind Lautstärke und Soundbühne sehr eindrucksvoll. Beim abendlichen Serienmarathon offenbarte die Soundbar sonst kaum hörbare Hintergrundgeräusche der ruhigen Serie "Severance" und gibt Stimmen der Protagonisten glasklar wieder, wenngleich der Bass in den Standardeinstellungen einen Hauch zu kräftig eingestellt war. Mittels Razers Synapse-Software war dies allerdings rasch erledigt. Bei der neuen Disney+ Serie "Obi Wan Kenobi" gab die Leviathan-Soundbar krachende Explosionen und vorbeifliegende Gleiter mit einer beeindruckenden Wucht und guter Räumlichkeit wieder – zumindest für eine Soundbar. Naturgemäß kann die Soundbar aber nicht mit einem einer vollwertigen 5.1- oder 7.1-Anlage mithalten, kommt einem vollwertigen Stereoset aber beeindruckend nahe.
Die Lautsprecher in TV-Geräten sind bestenfalls mager und liefern kaum Bass. Mit der Leviathan V2 und dem Subwoofer wird ein raumfüllendes und im Bassbereich starkes Klangbild erzeugt.
Am Gaming-PC kann die Soundbar ihre Stärken komplett ausspielen: Den orchestralen Soundtrack und das Wuseln der Einheiten bei
Age of Empires 4 gibt sie klar und vor allem detailliert wieder. Da der Spieler direkt vor der Soundbar sitzt, sind diese Feinheiten auch bei geringer Lautstärke fein herauszuhören. Auch bei Actiontiteln wie
Dying Light 2 fetzte der Bass beim Zerstückeln (oder Zerbissen-Werden) von Infizierten und dank der THX-Spatial-Audio-Technik wurde ein räumliches Klangbild der 3D-Umgebung erzeugt. Für kompetitive Multiplayer-Spiele wie
Counter-Strike: Global Offensive ist der Raumklang nicht ausreichend: Gegner lassen sich also nicht wie bei einem vollwertigen 7.1-Headset oder -Anlage klar orten. Razer richtet seine Soundbar klar an Single-Player-Spieler, da ausreichend Räumlichkeit erzeugt und viel Wert auf die Wiedergabe von Stimmen und Soundtracks gelegt wird. Zusammengefasst lässt sich sagen: Klanglich ist Razer hier ein kleines Meisterstück gelungen. Selten hörten wir eine Soundbar, die beim Spielen und bei Filmen einen satteren Klang produzierte. Bei Musikstücken hingegen ist noch Luft nach oben – die hörten sich aufgrund des Fokus' auf Höhen und Tiefen zwar noch gut, aber etwas flach an.
Funktionen & Bedienung
Erzeugt wird der Klang von je zwei Breitbandtreibern und Hochtönern sowie einem nach unten strahlendem Subwoofer, der ordentlich wummst.
Die Soundbar gibt sich bei der Anzahl verfügbarer Anschlüsse (zu) minimalistisch: PCs werden mit einem USB-Kabel direkt verbunden. Alle weiteren Geräte, etwa Smartphone, koppeln per Bluetooth 5.2 – das war’s. Die bei vielen Soundbars üblichen HDMI-ARC-Anschlüsse, über die der Sound via Fernbedienung des TV-Geräts bedient werden kann, fehlen – ebenso optische sowie AUX-Anschlüsse. Die meisten Zocker dürfte das nicht stören, da am Gaming-Laptop und erst recht am PC meist üppig USB-Anschlüsse vorhanden sind und der Klinkenstecker von vielen Herstellern nach und nach durch USB-C- oder drahtlose Verbindungen per Dongle abgelöst wird. Wer jedoch noch viele Geräte mit 3,5 mm-Anschluss besitzt, der sollte hingegen Abstand nehmen.
Die Verbindung per Bluetooth klappte mit den meisten Geräten, etwa Smartphone oder Steam Deck, auf Knopfdruck. Von der Verbindung würden wir trotzdem insgesamt abraten: Die Tonqualität war via Bluetooth hörbar flacher, was besonders bei Musikstücken auffiel. Ein No-Go war jedoch die hörbare Latenz, die ein Spielen per Bluetoothverbindung unmöglich macht – so waren Schüsse bei Cyberpunk 2077 erst eine halbe Sekunde später zu hören! Ein weiterer Wermutstropfen: Mit PlayStation 4/5, Xboxen oder der Switch lässt sich die Soundbar weder per USB noch Bluetooth koppeln.
Razer-typisch ist die Soundbar mit etwas "Bling" ausgestattet: Die Beleuchtung lässt sich per Synapse-Tool farblich anpassen und mit Effekten (z.B. Atmen oder Spektrum) versehen.
Fazit
Razer mischt den (noch jungen) Markt der Gaming-Soundbars ordentlich auf: Beim Spielen und sogar beim Filmgenuss zeigten wir uns schwer beeindruckt von der Räumlichkeit, den knackigen Bässen und den akkurat klingenden Stimmen. Einzig bei der Wiedergabe von Musik schwächelt sie minimal. Für PC-Spieler, die sich nicht an den spartanischen Anschlussmöglichkeiten stören, sprechen wir eine klare Kaufempfehlung aus.
Test-Note: 1,7 (gut)