Von Hollywood-Gigantomanie und Phrasendreschern
Weder in
StarCraft 2: Wings of Liberty noch in
StarCraft 2: Heart of the Swarm waren die Geschichten in den Kampagnen die Highlights. Nein, vor allem die Story der Marke "Ich will Rache und bin so mächtig" rund um Kerrigan wirkte ziemlich schwach. Und auch StarCraft 2: Legacy of the Void schafft es nicht, eine spannende Story zu erzählen, denn abgesehen von einigen Parallelen zu
Mass Effect 3 ernüchtert die Geschichte um die Rückkehr des Gottes Amon und die Vernichtung der Schöpfung - lediglich die Größendimensionen wirken "episch". Aber Größe ist eben nicht alles. An der Tiefe und den hintergründigen Überzeugungen mangelt es. So schlimm wie in einem Michael-Bay-Film ist es nicht, jedoch fühlt sich vieles wie Hollywood-Gigantomanie an - inkl. kitschigem Ende.
Die Missionen in der Kampagne sind einfalls- und abwechslungsreich. Hier kämpfen zwei Protoss-Charaktere (im weißen Kraftfeld) gegeneinander. Ihr Duell wird durch die Präsenz der jeweiligen Armee direkt beeinflusst.
Ohne viel verraten zu wollen, liegt es u.a. an dem Feind Amon, der mit seinen Vernichtungsphantasien viel zu einseitig bleibt. Gleiches gilt für viele der Protoss-Charaktere. Bei den Gesprächen auf dem Protoss-Raumschiff "Speer des Adun" schwankt die Qualität zwischen pathetischen Aufrufen, unmissverständlich formulierten Standpunkten und netten Einblicken in die Welt der Protoss, während manche Vertreter sich als pure Phrasendrescher outen. Zwar ist es außerordentlich überraschend, dass Blizzard einen der Charaktere ziemlich früh sterben lässt, um zu zeigen, dass die Situation wirklich ernst ist, aber bis auf Alarak und Fenix sind die meisten Protoss-Charaktere recht eindimensionale Wesen. Interessante Themen wie die Vernetzung des Bewusstseins, die Roboter-Subfraktion als Diener oder der interessante Aspekt, dass eine hochentwickelte Rasse wie die Protoss an Götter glaubt und es in ihren Reihen Templer sowie Abtrünnige gibt, werden immer wieder angeschnitten, aber unzureichend vertieft. Etwas mehr Tiefe und Zeit für die Figuren hätte nicht geschadet. Verglichen mit Heart of the Swarm ist die Void-Geschichte längst nicht so dröge und so eintönig - zumal es mehr und unterschiedlichere Charaktere gibt, die jedoch nicht an Tychus und Co. heranreichen.
Großartige Verpackung der Story
Aber Schwächen im narrativen Bereich sind bei einem Echtzeit-Strategiespiel nicht tragisch. Fast schon kaschiert wird die Schwäche der Geschichte angesichts der Präsentation mit imposant inszenierten Gesprächen,
An Bord der Speer des Adun können Missionen ausgewählt, die Armee angepasst und Gespräche geführt werden - wie schon auf der Hyperion und dem Leviathan.
zahlreichen Zwischensequenzen und Geschehnissen in den Missionen. Besonders die Einbettung mancher storyrelevanter Ereignisse mithilfe von sich vergrößernden Karten, Zwischensequenzen, Dialogen in Form von animierten Einheitenporträts und geskripteten Ereignissen in den laufenden Einsätzen gibt es in der Form und der Qualität nur bei StarCraft. Kein anderes Echtzeit-Strategiespiel inszeniert seine Geschichte so aufwändig und integriert sie so gut in den Spielablauf.
Diesmal ist die Kampagne auch nicht mit so vielen unnötigen Nebengeschichtchen aufgeplustert. Es wird wesentlich stringenter und auf ein klares Ziel hingearbeitet, ohne irgendwelche Abstecher zu machen, die weder Mehrwert noch Auswirkungen haben. Und die vorhandenen Nebenhandlungen rund um Moebius sowie die Vereinigung der versprengten Protoss-Fraktionen wurde überraschend gut in die 19 Missionen lange Rückeroberung der Heimatwelt Aiur eingebaut. Nur das Finale der Kampagne ist relativ schwach, wenn man betrachtet, wie mächtig Amon sein soll. Aber dafür gibt es einen drei Missionen langen und leider etwas zu kurz geratenen Epilog, indem man Protoss, Terraner und Zerg spielen darf und die Geschichten der Charaktere wirklich abgeschlossen werden - inkl. ziemlich eindrucksvoller Endbosskampfmission mit Lovecraft-Anleihen.