Vorschau: Opus Magnum (Logik & Kreativität)

von Benjamin Schmädig



Opus Magnum (Logik & Kreativität) von Zachtronics
Edler Alchemie-Baukasten
Entwickler:
Publisher: Zachtronics
Release:
07.12.2017
07.12.2017
07.12.2017
Erhältlich: Digital
Spielinfo Bilder Videos
Ich habe keine Sekunde überlegt, sondern Opus Magnum beim Erscheinen als Early-Access-Titel sofort gekauft. Zach Barths kleines Independent-Studio gehört zu denen, die ich leidenschaftlich gerne unterstütze, denn von dort kommen mit steter Regelmäßigkeit Knobeleien, die für mich die Speerspitze der Puzzlespiele darstellen: SpaceChem, Infinifactory und Shenzhen I/O gehören zum Besten, über dem ich je gebrütet habe! Warum? Weil Barth nicht das Entdecken des von ihm vorgegebenen Weges verlangt, sondern dazu einlädt, vertrackte Kopfnüsse durch kreatives Erschaffen eigener Lösungen zu knacken - und genauso ist es auch in Opus Magnum.


Gleich und gleich gut

Ähnlich wie seine vorherigen Spiele basiert dabei auch Opus Magnum auf einem Konzept, das er schon vor Jahren spielerisch verwirklicht hat; tatsächlich ist The Codex of Alchemical Engineering sogar kostenlos im Browser spielbar. Und natürlich kann man seinem aktuellen Projekt durchaus vorwerfen, sowohl diesem Original als auch seinen anderen Spielen ausgesprochen ähnlich zu sein. Immerhin geht es auch hier darum, Produktionswege zu erstellen, auf denen aus vorgegebenen Ressourcen gewünschte Materialien hergestellt werden. Genauer gesagt spaltet man als Alchemist chemische Elemente auf, veredelt sie und erstellt daraus neue Moleküle.
Einmal mehr erstellt man Abläufe so komplex oder kompakt wie man möchte oder eben kann.
Einmal mehr erstellt man Abläufe so komplex oder kompakt wie man möchte oder eben kann.

Man könnte einen Greifarm etwa so programmieren, dass er sich das Eisen schnappt und zu einer Glyphe transportiert, auf der das Material mehrmals mit Quecksilber reagiert, wobei aus dem dem einfachen Metall erst Zinn, dann Eisen, Kupfer, Silber und schließlich Gold wird - Alchemie eben: das "Zauberwerk" des mittelalterlichen Chemikers.

Elegantes Drag&Drop

Dabei ist Opus Magnum nicht nur zugänglicher als die zuletzt veröffentlichten Programmierspiele TIS-100 und Shenzhen I/O, sondern auch ein verdammt schicker Hingucker. Immerhin sehen die Hexfelder, auf denen man Greifarme, Transportschienen oder Glyphen anordnet, nicht nur edel aus. Wenn die Bewegungen aller dort angeordneten Bauteile perfekt abgestimmt buchstäblich ineinandergreifen, dann ist das auch geradezu erhebend! Jeden funktionierenden Mechanismus hält man dann per Knopfdruck in einer animierten GIF-Datei fest.

Angenehm auch, dass man komplett ohne die Programmierarbeit der geistigen Vorgänger auskommt, da man sämtliche Objekte per Maus aufs Spielfeld zieht, in die richtige Position dreht und ähnlich wie in Human Resource Machine Funktionsanweisungen in die Zeitleiste schiebt. Mit diesem einfachen Drag&Drop entsteht ein ausgesprochen eleganter Spielfluss.
Sieht kompliziert aus, hat man aber schnell intus: das alchemische System der Elemente.
Sieht kompliziert aus, hat man aber schnell intus: das alchemische System der Elemente.


Die audiovisuelle Lust

Zwischen den Aufgaben, von denen meist mehrere zur Wahl stehen, so dass man gefühlt nie in eine Sackgasse rennt, klickt man sich zudem durch die erst amüsante und bald spannende Geschichte des hochnäsigen Chefalchemikers Anataeus Vaya. Oder man verliert sich in dem Minispiel Sigmars Garten: Die Variante des Brettspiels Solitaire sorgt für Ablenkung vom eigentlichen Rätseln und hat mich blitzschnell mit den Elementen vertraut gemacht - praktisch!

Ständig wechselnde, besonders anspruchsvolle Herausforderungen halten hingegen engagierte Alchemisten mit dem Erstellen sehr komplexer Produktionsabläufe auf Trab. Im Handumdrehen kreiert man nicht zuletzt eigene Aufgaben und wer will, wetteifert einmal mehr mit der globalen Statistik um den kostensparendsten Mechanismus, die platzsparendste Lösung oder die am effektivsten programmierte.

Interessanterweise habe ich mich allerdings immer wieder dabei erwischt, möglichst komplexe Apparate zu bauen - einfach weil das Beobachten einmal funktionierender Produktionszyklen so ungemein befriedigend ist! Diese Lust am audiovisuellen Ergebnis erweckt Opus Magnum viel stärker als Barths bisherige Spiele. Deshalb und weil die aktuelle Early-Access-Version schon einen sehr runden und inhaltlich umfangreichen Eindruck macht, fesselt mich sein neues Spiel genauso an den Bildschirm wie SpaceChem, Infinifactory & Co.
 

AUSBLICK



Zachtronics erinnert mich an Monolith Productions, denn auch die heutigen Mittelerde-Studios haben früher von Blood über Shogo, No One Lives Forever, Tron 2.0, F.E.A.R. oder Condemned einen Ego-Shooter nach dem anderen entwickelt: Ihr Prinzip war also immer das gleiche - die Spiele aber alle auf ganz eigene Weise fesselnd. Und genauso geht es mir mit Opus Magnum, in dem mal wieder Ausgangsmaterialien verwandelt, veredelt und neu zusammengefügt werden. Durchschaubar? Klar. Langweilig? Mitnichten! Denn das kreative Schieben und Drehen der Bauteile komplexer Mechanismen ist spätestens dann eine Freude, wenn die so erstellten Abläufe reibungslos ineinandergreifen. Selten gingen Kopfnüsse und edles Design eine so gelungene Symbiose ein und ich bin mir sicher, dass Zach Barth mit Opus Magnum einmal mehr ein großer Wurf gelingt!

Einschätzung: sehr gut

Kommentare

WH173W0LF schrieb am
Ich habe es eben selbst bemerkt. :-D Trotzdem vielen Dank.
4P|Benjamin schrieb am
Jup, ist so. Allerdings ist mit Einzelbindung nicht eine einfache Bindung auf der Triplex-Glyphe gemeint, sondern eine, wie du sie vorher immer erstellt hast. :)
WH173W0LF schrieb am
Ich habe ein Problem in Kapitel II bei der letzten Aufgabe mit dem Namen Explosive Phiole. Entweder Ich muss zum Optiker oder es ist ein Bug. Man muss doch in einer Linie erstellen: Feuerelement-3erBindung(rot-gelb-schwarz)-Feuerelement-Einzelbindung(schwarz)-Salz. Kann jemand die gewünschte Ausgabe für dieses Level bestätigen?
4P|Benjamin schrieb am
mannefix hat geschrieben: ?24.10.2017 11:44 Gibts die aufgeführten Spiele für IOS?
Die wenigsten davon (such am besten nach Zachtronics) und die, die es gibt, kann ich leider nicht empfehlen. So sehr ich SpaceChem z.B. liebe: Die Schrift ist vor allem auf Smartphones dermaßen klein, dass das stellenweise unter unspielbar fällt, und die Steuerung so fitzelig, dass es einfach keinen Spaß macht. Mit den halbgaren Umsetzungen haben sie sich echt mal keinen Gefallen getan.
mannefix schrieb am
Gibts die aufgeführten Spiele für IOS?
schrieb am