Unser erster Neuzugang ist gleichzeitig das jüngste Mitglied der NES Classics: Dr. Mario wurde erst 1990 in den OP gerufen. Auf den ersten Blick schien das Spiel nur auf der damals aktuellen Tetris-Klon-Welle mitzuschwimmen, auf den zweiten Blick bot es aber viel mehr als nur Stapelei: Alles ist voller Viren in drei Farben, welche auf die vom Doc unermüdlich ins Bild geworfenen Vitamine allergisch reagieren. Stapelt ihr genug gleichfarbige Antibiotika auf den grinsenden Erregern, verschwinden die jämmerlich zappelnd ins Nirvana. So weit, so einfach – aber natürlich wird’s im Laufe der Zeit immer voller im Glas, so dass man sehr geschickt taktieren muss, um nicht frühzeitig von den Viren ausgelacht zu werden.Optisch bietet das Spiel natürlich nicht wirklich viel fürs Auge: Putzig animierte Erreger, ein Mario im Arztlook, viel mehr gibt’s nicht. Aber natürlich bezieht das Spiel seinen Reiz nicht aus der
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Vitaminschock: Mit bunten Pillen geht es den ebenso farbenfrohen Viren an den Kragen. |
Fassade, sondern von dem fesselnden Spielprinzip, welches genau wie bei Tetris auf Stress, Chaos und herrliche Hektik setzt - man bekommt natürlich immer im ungünstigsten Moment das falsche Teil zugeschmissen. Als einer der wenigen NES Classics lässt sich Dr. Mario auch von zwei Spielern zocken, sogar der neue Wireless-Adapter wird unterstützt. Und damit bleibt das Game auch nach 15 Jahren ein witziger und fesselnder Puzzler, der für alle Geschicklichkeitsspieler reizvoll ist, die nicht Wario Ware Inc. im Haus haben – denn da war schon eine sehr coole Version namens »Dr. Wario« als Bonusgame integriert.
Kultfaktor: Bevor Gunpei Yokoi 1989 die Videospielewelt mit dem Game Boy erschütterte (
siehe Special), entwickelte der Mann Spiele für das NES, u.a. das 86er Metroid. Hier spielt ihr die Kopfgeldjägerin Samus Aran (ja, eine Frau – das war damals ein gut gehütetes Geheimnis!), welche sich mit intergalaktischen Piraten anlegt, die das Universum mit den tödlichen »Metroids« bedrohen. Ihr lauft, springt und ballert euch durch den ausufernden Planeten Zebes, löst allerlei Puzzles, und erweitert euer anfangs mickriges Waffensortiment um verschiedene Laser, Raketen, Energietanks und natürlich den legendären Morphball, mit dem ihr euch in eine kleine Kugel verwandeln könnt.Metroid ist gleichsam Adventure wie Actiongame: Es gibt genauso viele Kopfnüsse wie Gegner, was sowohl Segen als auch Fluch ist. Denn Metroid gilt nicht umsonst als extrem schwer, was zum großen Teil daran liegt, dass man vom Programm nicht den geringsten Vorgehenshinweis bekommt, und manche Passagen einfach fies versteckt sind - wenn man festhängt zwingt einen das Programm also dazu, wie wild überall herumzuspringen und zu ballern, bis man mit etwas Glück irgendwo das eine Mauerstück aufschießt, welches einen im Level weiterbringt. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Abschnitte im Spiel nahezu identisch aussehen, und ihr manche Bereiche erst
mit einer bestimmten Waffe betreten könnt – dauerndes Hin- und Hergerenne ist also Pflicht. Dafür war das Spiel eines der ersten, welches verschiedene End-Möglichkeiten bot. Je nach Durchspielgeschwindigkeit bekommt ihr ein anderes Schlussbild zu sehen.
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Aller Anfang ist schwer: Metroid ist eines der anspruchsvollsten Games der NES Classics. |
Für sich genommen ist Metroid ein sehr gutes Game – zwar hammerhart, aber in seiner Art einzigartig. Das Problem ist nur, dass jeder, der sich für Metroid interessiert, das Spiel bereits zuhause haben dürfte – als freispielbares Bonusgame im in jeder Hinsicht verbesserten Remake »Metroid Zero Mission«. Der Reiz jetzt bei den NES Classics nochmals zuzugreifen, dürfte sich also in Grenzen halten – es sei denn, ihr wollt die Serie komplett haben, oder legt Wert auf eine Schachtel mit dem originalen Metroid-Logo im Haus.
Kultfaktor: