Test: Phoenix Wright: Ace Attorney - Trials and Tribulations (Adventure)

von Bodo Naser



Phoenix Wright: Ace Attorney - Trials and Tribulations
Entwickler:
Publisher: Capcom
Release:
03.10.2008
Spielinfo Bilder  
Phoenix Wright ist zurück. Dieses Mal muss der forsche Anwalt von Capcom einige knifflige Fälle gewinnen, die es in sich haben. Nach bewährtem Muster seid ihr wieder als Ermittler und vor Gericht unterwegs. Klar, dass es in Trials and Tribulations wieder die eine oder andere Wendung gibt, die man nicht für möglich gehalten hätte.

Diener der Rechtspflege

Der Strafverteidiger ist Organ der Rechtspflege. Nach deutschem Recht ist ein Verteidiger also nicht nur seinem Mandanten verpflichtet, sondern auch noch dem Rechtsstaat. Er hat eine Funktion, die über das bloße Vertreten hinaus geht und der
Sitzung mit Godot. Manch ein Staatsanwalt wirkt reichlich seltsam. Ob das Absicht ist? Das Spiel ist jedenfalls auf Deutsch, auch wenn verfahrenstechnisch wie in England verhandelt wird.   
 Wahrheitsfindung vor Gericht dient. Das klingt bedeutend, aber manchem Strafverteidiger scheint dieser elementare Grundsatz schlicht Schnuppe, da sie sich bisweilen bedingungslos an Angeklagte ketten. Das führt sogar so weit, dass sie das Gericht mit sinnlosen Anträgen bombardieren, um den Prozess zu verschleppen. Man denke nur an Befangenheitsanträge, die fast schon regelmäßig gestellt werden. Dient das etwa einem schnellen Verfahren?

Ein hiesiger Anwalt sollte sich also ruhig ein Beispiel an Phoenix Wright und seinen virtuellen Kollegen nehmen, die sogar eine eigene "Hundemarke" schwenken. Das sind noch echte Staatsdiener, die es genau nehmen. Obwohl das Ganze im fernen Japan spielt, ermittelt Phoenix auf eigene Faust, sammelt Beweise und zerlegt sogar seine eigenen Zeugen im Kreuzverhör vor Gericht. Etwas, das einem deutschen Anwalt in 100 Jahren nicht einfallen würde. Dafür hat man schließlich keine Zeit und außerdem ist doch der Staatsanwalt für Ermittlungen zuständig! Allerdings orientiert sich Phoenix auch eher am angelsächsischen Prozess, der etwas anders läuft.

Fall um Fall

Natürlich hat das Spiel mit der Realität in etwa so viel zu tun wie ein Manga mit dem heutigen Japan. Es spielt in einer künstlichen Comicwelt, in der Polizisten, Anwälte und Richter genauso selbstverständlich agieren wie Hellseherinnen, Meisterdiebe mit eigener Visitenkarte und bunte Clowns. Von der Handlung bewegt sich das Ganze irgendwo zwischen nachmittäglicher Gerichtsshow, Comicsendung und bisweilen langatmigem Krimi-TV, ohne aber je richtig tiefgründig zu werden. Meist beginnt alles harmlos, dann aber gelangt durch Fragen immer mehr ans Licht und schließlich kommt die Handlung vom Hundertsten ins Tausendste. Dann weiß selbst Phoenix oft nicht mehr, was nun Sache ist, und ihr als Stylus-Anwalt vor dem Doppelschirm erst recht nicht.

Im ersten Fall verteidigt ihr Phoenix in der Vergangenheit, der angeblich seinen Studienkumpan ermordet haben soll. Ihr spielt eine junge Anwältin Mia bei ihrem ersten Fall und bekommt auf Wunsch Hilfe. Zunächst versucht ihr zu klären, wie es überhaupt zum Tod kam. Ein Stromschlag soll verantwortlich sein. Die Verteidigung versteift sich darauf, dass alles nur ein Unfall gewesen sei. Möglicherweise ist ein Blitz verantwortlich. Doch der gewiefte Staatsanwalt präsentiert ein Gutachten, wonach es keine Blitze an dem fraglichen Abend gab. Plötzlich tritt noch eine Zeugin auf, die angeblich dem Angeklagten nix Böses will. In der Folge stellt sich raus, dass nicht alles stimmt, was die unschuldige Dame von sich gibt.

Sag die Wahrheit!

In solchen Fällen kommt es regelmäßig zum Kreuzverhör, dem Hauptbestandteil des spielerischen Krimidramas. Ihr müsst nun die Zeugenaussage auf Widersprüche durchforsten. In Deutschland würdet ihr das freilich nur mit dem Zeugen der Anklage machen, hier aber könnt ihr alle und jeden in die verbale Mangel nehmen. Die Aussage wird in kleinen
Um manchem Zeugen Herr zu werden, müsst ihr schon mal härtere Psycho-Bandagen anziehen. Nur so bekommt ihr so einen "Keuschheitsgürtel" auf.  
Worthäppchen präsentiert, die fehlerfrei übersetzt sind und welche ihr erst mal durchlesen müsst. Bisweilen ergibt sich hier schon ein Widerspruch. Habt ihr den Verdacht, fragt ihr einfach mal nach, indem ihr Stylus oder Aktionsknopf benutzt. Nun fragt ihr vertieft nach, denn nur wer fragt, erfährt auch was. Bisweilen werdet ihr gefragt, ob ihr nachhaken wollt. Das kann ins Auge gehen, den der unfähige Richter hat euch ständig aufm Kieker.

Diese Entscheidung ist aber nur scheinbar frei, denn eigentlich ist der Weg vorgezeichnet. So verlaufen die Verhöre immer ähnlich, was auch für das ganze Spiel gilt, das sich als so linear wie eine Bahntrasse entpuppt. Ihr müsst nur noch den Beweis finden, der der Aussage widerspricht, was oft nicht schwer ist. Läuft das schief, geht etwas von eurem Lebensbalken verloren. Ist dieser ganz unten, ist der Prozess für euch gelaufen und ihr müsst neu anfangen. Zum Glück dürft ihr zusätzlich zu den festen Speicherpunkten jederzeit einen Sicherheitsspielstand anlegen.

Psychotricks eines Anwalts

Zudem müsst ihr noch die Vorermittlungen machen, die bei jedem Prozess anstehen. Das könnte man am ehesten mit einem einfachen Krimi-Adventure vergleichen, bei dem ihr eine Hand voll Schauplätze abklappert. Routinemäßig befragt ihr Zeugen, tütet Beweise ein und besorgt Schriftstücke. Hier könnt ihr auch Psychoattacken durchführen, wenn der Zeuge blockiert. So geschehen beim an Sherlock Holmes erinnernden Meisterdetektiv, dessen Mund verschlossen ist. Das funktioniert ganz ähnlich wie das Kreuzverhör, da ihr auch hier einen Widerspruch beweisen müsst.

Auch hier kommt es regelmäßig zu nervigen Wiederholungen und Unterstreichungen, die scheinbar selbst ganz Begriffsstutzige auf die richtige Fährte locken sollen. Es ist einfach unnötig, alles dreimal zu wiederholen, zumal ihr die Verhöre ohnehin lesen könnt, so oft ihr wollt. Weiter fällt negativ auf, dass es keine Sprachausgabe gibt, die die Bezeichnung verdient hätte. Zwar wird ab und an "Einspruch!" gerufen, das war's dann aber auch schon. Es ist eben nur halb so interessant, nur einen schnöden Text durchzulesen. Wenn man das als Hörspiel verfolgen könnte, wäre es doch besser. Zudem klingt die Begleitmusik oft kindisch, auch wenn fast alle Beteiligte eine Erkennungsmelodie haben.

Für Japan-Fans

Auch äußerlich betrachtet ist das Spiel ein zweischneidiges Schwert. Natürlich wird der Eindruck eines interaktiven Comics vermittelt, was sich schon aus dem Zeichenstil ergibt, der sich an Mangas orientiert. Allerdings in recht gezähmter Form, denn besonders brutal ist das Adventure nicht und kommt daher ohne Altersbeschränkung aus. Zudem fehlt es bisweilen an der Bewegung, dem filmische Sequenzen entgegen wirken, die jedoch meist nur wenig dynamisch sind. So gibt es etwa kaum Szenen zu sehen, bei denen mal jemand durchs Bild läuft.
           

Kommentare

superboss schrieb am
.... wer hat sich denn den letzten Fall ausgedacht??
teilweise sau schwer und unlogisch, und andauernd irgendwelche Wiedersprüche für Nichtigkeiten zu finden, macht auch keinen Spaß . Und storymäßig wirds so abgefahren , dass man fragen muss, ob bei der Produktion Drogen verteilt wurden. Ist mir too much und wird langweilig mit der Zeit.
bin aber noch nicht ganz durch. muss noch den Mörder finden........
Und dann gehts zu einem anderen Teil der Serie, die ich eigentlich super finde.
Jimbei schrieb am
Ich schließe mich der vorherrschenden Meinung an. Normalerweise habe ich ja Verständnis, wenn 4Players ein Spiel schlecht bewertet, aber nur, weil ich die Kritikpunkte nachvollziehen kann. Hier hingegen ist mir das unmöglich. Es kommt mir vor, als habe der Tester eine komplexe Gerichtssimulation erwartet, dabei lebt das Spiel von seiner Skurrilität.
Es ist eben nur halb so interessant, nur einen schnöden Text durchzulesen. Wenn man das als Hörspiel verfolgen könnte, wäre es doch besser.
Nein, es ist (für mich) extrem interessant. Wieso liest man sonst Bücher statt sich die als Hörbuch (wenn vorhanden) reinzuziehen? Und wenn es eine gäbe, dann gäbe es todsicher den Kritikpunkt, dass sie schlecht eingedeutscht bzw. dass sie nicht lokalisiert wurde, oder dass eine Sprachausgabe überflüssig bei DS-Lautsprechern sei. Ich kapier jedenfalls nicht, wieso man ernsthaft eine Sprachausgabe erwartet - für mich wäre es ein Atmosphärekiller.
Abgesehen davon, wie hier schon jemand (mehrmals?) geschrieben hat, sind die ersten drei Phoenix Wright-Teile (inkl. Trials & Tribulations) GBA-Umsetzungen. Wieso erwartet man da "dynamische filmische Sequenzen"?
Natürlich wird der Eindruck eines interaktiven Comics vermittelt, was sich schon aus dem Zeichenstil ergibt, der sich an Mangas orientiert. Allerdings in recht gezähmter Form, denn besonders brutal ist das Adventure nicht und kommt daher ohne Altersbeschränkung aus.
Das ist BILD-Niveau, was anderes kann ich dazu nicht sagen.
TheOriginalDog schrieb am
Ich glaube, das war einer der schlechtesten Bewertungen für Trials & Tribulations, die ich je gelesen habe.
Hab auch schon einen gesehen, der es als eines der besten Spiele aller Zeiten bezeichnet hat, aber das wäre natürlich auch übertrieben.
Aber dieser Test ergibt tatsächlich in Teilen überhaupt keinen Sinn und zeugt von einer absolut fehlenden Motivation
[ Zero ] schrieb am
ohne böse klingen zu wolle, aber sorry, das ist einer der schlechtesten tests, die ich jemals gelesen habe. eine Seite lang, und geschrieben wie von nem 12-Jährigen. sorry aber das hat nichts mit professionaliität zu tun. wenn du keinen Bock hast, deinen Job zu machen, lass es beliben und verschon uns mit solchen Tests. Das war's von mir
Odins son Thor schrieb am
Kritisert Bodo nicht so sehr!
ich finde er macht nen guten Job!
Seine Argumente sind (fast) immer gerechtfertigt und er bewertet fair
war doch abzusehn das es kein ULTRA spiel wird
auserdem liegt das immernoch im auge des betrachters
ein riesen Star wars fan liebt eben alle 6 teile, nicht wie ich der nur die ersten 3 (also IV-VI) genial findet.
kurz: Mach weiter so Bodo^^
schrieb am