Test: Harvest Moon: Deine Tierparade (Taktik & Strategie)

von Jens Bischoff



Harvest Moon: Deine Tierparade
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ab 45,00€
Spielinfo Bilder  
Obwohl Rune Factory das virtuelle Bauerndasein mittlerweile auch auf Nintendos Wii um auflockernde Dungeon-Streifzüge erweitert hat, hat man die friedvolle Mutterserie noch lange nicht abgeschrieben. Der jüngste Harvest Moon-Sprössling rückt den Umgang mit Tieren in den Vordergrund, ohne das traditionelle Spielgerüst großartig zu verändern. Reicht das, um die Fans erneut auf den Hof zu locken?

Bauer sucht Haustier

Man nehme das letzte Harvest Moon, füge ein paar neue Rezepte, Figuren und Feldfrüchte dazu, injiziere eine Dosis Nintendogs und fertig ist Harvest Moon: Deine Tierparade.
Grafisch erreicht der Wii-Bauernhof leider nicht einmal GameCube-Niveau.
Klingt hart, trifft es aber auf den Punkt, denn viel verändert hat sich im Vergleich zum letztjährigen Baum der Stille nicht. Okay, der Charaktereditor hat zwei neue Optionen erhalten und bietet nun ganze vier Auswahlmöglichkeiten...

Nein, Spaß beiseite, es gibt durchaus sinnvolle Detailverbesserungen wie z. B. beim Beziehungssystem, der Zeitabrechnung oder der Hoferweiterung. Aber auch wenn alles etwas stimmiger und umfangreicher wirkt, grundlegend verändert hat sich nichts. Die Präsentation würde nach wie vor selbst einem GameCube die Schamesröte ins Gesicht treiben, einen Großteils des Spiels verbringt man noch immer nervigem Gerenne und Däumchendrehen, weil die Wege unnötig lang und die Ladeunterbrechungen ungemein zahlreich sind, während Handlung und Charaktere trotz netter Einbettung völlig blass bleiben.

Kling Glöckchen, kling

Ziel des Spiels ist es, fünf Glöckchen zu läuten, um den Erntekönig zu beschwören sowie eine Familie zu gründen und ein erfolgreicher Landwirt zu sein. Das Bestellen der Felder, das Knüpfen von Beziehungen und der Ausbau des Hofs sind nach wie vor motivierend. Auch die erweiterten Interaktionsmöglichkeiten mit den Tieren wissen durchaus zu gefallen. 
Der Spielablauf ist altbekannt und bietet wenig Überraschungen.
Doch auch wenn man nun sämtliche Nutztiere reiten, Haustiere dressieren und Zirkustiere als Abkürzungen missbrauchen kann, wirkt der eigentliche Spielablauf ungemein dröge.

Man steht morgens auf, jätet Unkraut, wässert seine Pflanzen, füttert sein Vieh, packt seine Erzeugnisse in die nächste Versandbox und plaudert mit den anderen Dorfbewohnern. Man kauft sich neue Setzlinge, Rezepte, Kleider oder Einrichtungsgegenstände, verteilt Geschenke und leistet Gefälligkeiten. Wer will, kann auch Kräuter und Pilze sammeln, Fische fangen, Mehl mahlen, kochen, Fotos schießen sowie Holz hacken und Steine zerbröseln, um neue Stallungen zu bauen oder seine Gerätschaften aufzumotzen.

Alle Jahre wieder

Doch trotz wechselnder Jahreszeiten und Witterungen sowie gelegentlicher Dorffeste und Spielwelterweiterungen erledigt man Tag für Tag die selben Tätigkeiten und Handgriffe. Harvest Moon-Fans kennen und mögen das natürlich, aber selbst wenn einem der immer gleiche Alltag im Hinblick auf seine Karriere als Bauer nichts ausmacht, so fragt man sich doch, warum man sich dafür schon wieder ein neues Spiel kaufen soll. Nur weil man sich jetzt auch mit Fröschen anfreunden, auf Ziegen reiten oder mit Hunden Gassi gehen kann, soll man eine weitere Farmer-Karriere starten? Wohl kaum...

Mir wäre es wesentlich lieber gewesen, wenn man endlich mal eine vernünftige Streaming-Technologie entwickelt hätte,
Neben einem Wanderzirkus gibt es auch neue Reit- und Haustiere.
um die zahllosen Ladeunterbrechungen einzudämmen, die audiovisuelle Präsentation erstmals über N64-Niveau gebracht oder sich wenigstens mal eine spannende Story und interessante Charaktere ausgedacht hätte. Aber nein, erzählerisch wird noch immer belangloses Kasperletheater gespielt, grafisch in der 3D-Steinzeit vor sich hin geruckelt und akustisch konsequent die Klappe gehalten.

Auch in punkto Mehrspielerangebot gibt es keinen Grund zum Jubeln: Statt kooperativer Feldarbeit oder spannender Ernteduelle, kann man öde Wettrennen bestreiten oder stumpfsinnige Rubbeldienste leisten, um den Protagonisten eines Freundes bei Mensch und Tier beliebter zu machen, was natürlich auch ohne die kaum zumutbare Hilfe eines Mitspielers funktioniert, sofern man eine zweite Remote sein eigen nennt. Wer will, kann übrigens auch per Classic Controller seinen Bauernhof schmeißen, die Bewegungssensoren werden ohnehin kaum genutzt. Dafür können bis zu drei Hobbybauern eigene Spielstände anlegen und sich so Spiel und Konsole kostengünstig teilen.   
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Kommentare

Viva_los_tioz2505 schrieb am
Ich hab Harvest Moon immer gern gespielt, hab mir die letzten Teile für die Konsole auch zugelegt und muss leider auch sagen, dass die Serie wohl langsam dem Ende zuläuft...
Sehr schade.
crewmate schrieb am
Es gibt keinen Grund mehr zum herkömmlichen Harvest Moon zu greifen, wenn es Rune FCtory gibt. Der ds Teil mag dich nicht überzeugt haben, Fronteirs auf der Wii hat im Grunde alle Mangel beseitigt. Und im Oceans Teil wird man auch als Mädchen spielen können.
Bei Harvest Moon kommt mit Grand Bazarr der nächste große schritt. Bier brauen und Gras auf dem Schwarzmarkt verticken
Ilumi schrieb am
Da die Entwickler anscheinend unfähig sind, schöne 3D-Grafik zu präsentieren, sollten sie es auch auf der Wii in 2D machen.
Fand schon, dass der GC-Teil "A Wonderful Life" nicht so der Bringer war. Nun ja, bleib ich halt beim GBA-Ableger :)
Chckn schrieb am
Ich konnte den HM Spielen noch nie etwas abgewinnen.
Mich wundert auch die mässige Wertung nicht....das Spiel bietet einfach nicht mehr als eine 50 er Wertung.
Woher soll das bitte kommen?
Barranoid schrieb am
Also irgendwie zeugen die letzten Wii Tests davon, dass da zur Zeit nur Müll auf die Wii kommt oder täuscht mich das?
schrieb am