Test: Pokémon HeartGold (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
26.03.2010
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ab 329,99€
Spielinfo Bilder Videos
Karriere der Taschenmonster

In der Bibliothek kann man sich alle gefangenen und getroffenen Pokémon ansehen.
Also zurück zum Stein: Man schaltet vor allem über den Sieg in Arenen mit einer Art Bosskampf weitere Fähigkeiten frei, die Hindernisse wie Felsen oder Pflanzen aus dem Weg räumen, Nebel auflösen, das Klettern über Berge ermöglichen oder für Licht im Dunkeln sorgen - man wird hier genau so über die Karte geködert wie in klassischen Abenteuern der Marke Zelda. Zwar wiederholen sich die Bewohner oft in den Textdialogen, aber gerade Einsteiger bekommen von ihnen nützliche Hinweise: Etwa, dass der Dauersprint wilde Monster anlockt oder dass es nachts im Turm spuken soll. Zwar gibt es kein separates Tutorial, aber das Spiel fließt sehr angenehm von einem zum nächsten unbekannten Feature.

Obwohl es sich nur um kurze Gespräche handelt und beim Wiedersehen meist dasselbe geplappert wird, wirkt die Spielwelt lebendig - es entsteht ein angenehmes Wirrwarr an Aufgaben und Möglichkeiten: Man begegnet anderen Trainern, die einem helfen oder herausfordern; man hört Gerüchte und kann sich ein Adressbuch mit Nummern anlegen. Danach klingelt des Öfteren das Telefon im PokéCOM - das ist quasi das Kommunikationstool des Spiels. Außerdem kann man mit bis zu fünf Freunden lokal über die Datenübertragung oder weltweit über WiFi kommunizieren, Monster und Statistiken suchen bzw. tauschen sowie in Arenen gegeneinander kämpfen; man kann sogar Kampfvideos erstellen und versenden. Auf der Visitenkarte werden dann immer der aktuelle Rang in Punkten sowie die Ergebnisse bisheriger Duelle aufgelistet. Trotzdem lässt der Online-Komfort ohne echte Lobby und mit umständlicher Freundescode-Eingabe im Jahr 2010 zu wünschen übrig.

Vater: Sag mal, worum geht es eigentlich in dem Spiel? Findest du die Story gut?
Tochter: Kämpfen und Pokémon trainieren.
Vater: Gibt es denn eine Geschichte wie in Zelda?
Tochter: Es gibt auch böse Trainer und so. Und wer in die Liga kommen will, muss in allen Arenen gewinnen. Die Geschichte ist hier aber nicht soooo wichtig. Eigentlich will man nur sammeln. Und kämpfen. Sollen wir jetzt mal gegeneinander antreten?

Ich mach dich platt!

Ein Pokémon trottet dem Helden erstmals immer brav hinterher und kann angesprochen werden.
Okay, also geht es per drahtloser Verbindung in die Arena. Bisher habe ich in der Spielwelt noch keinen Kampf verloren, also bin ich optimistisch - schließlich ist mein Feurigel auf Level 12, Kokuna auf Level 6, Rattfratz auf Level 8 und Bamelin auf Level 3. Von maximal sechs bringe ich also vier Pokémon in den Kampf. Jeder davon kann auf maximal vier Fähigkeiten zurückgreifen, die man per Stift oder Knopf aktiviert - das können Angriffe oder Verteidigungen, heilende oder schädigende Zauber sein. Wenn die Pokémon aufsteigen und eine neue Attacke gewinnen, muss man sich gut überlegen, welche vier man mitnimmt.

Tochter: Okay, fertig?
Vater: Jep, kann losgehen.
Tochter (grinst): Das ist dein Team?
Vater: Ja, wieso?

Ich habe keine Lust, das anschließende Gemetzel samt peinlichem Kicheranfall öffentlich zu machen. Jedenfalls hatte ich erstens kein Glück, zweitens keine Chance. Mein Bamelin wurde als Wassertier von einer komischen Trompetenpflanze platt gemacht - doppelter Schaden, weil sich diese Typen quasi direkt gegenüber stehen. Ich konnte zwar mit meinem Feurigel etwas Schaden verursachen und sogar permanente Verbrennungen auslösen, aber spätestens als es auf ein Vogelvieh namens Taubsi traf, das mich mit seinem Windstoß fast kampfunfähig machte, war die Sache klar. Außerdem hat meine Kontrahentin geschickt die Pokémon gewechselt und immer jene in den Kampf geschickt, die am besten passen. Sehr fies auch die Taktik des schnellen Rückzugs: Erst eine Pflanze vorschicken, die vergiftet und dann einem stärkeren Angreifer Platz macht - z.B. einem miesen Kleinstein mit seinen Felsfäusten. Das war ein Pokéloo für mich.
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Kommentare

mr. toast schrieb am
Ich finde den Test in der Retrospektive extrem interessant. Gerade wenn man sich im Vergleich den Test zu Sonne/Mond anguckt, merkt man, wie anders Pokémon damals noch in "ernsthaften" Videospielredaktionen aufgenommen wurde. Heute gibt es wahrscheinlich keine Redaktion, in der sich nicht mindestens ein Pokémon-Fan befindet. Damals wollte es noch niemand testen, und man war ganz überrascht, dass die Spiele nicht ganz scheiße sind. Ich frag mich, wann da dieses Umdenken stattgefunden hat, und seit wann die Pokémon-Spiele den heutigen guten Ruf haben.
Macht es die Technik, die seit X/Y auch für Nicht-Fans ansprechend ist? Oder liegt es eher daran, dass die alten Fans jetzt mittlerweile auch erwachsen sind und Expertise in die Redaktionen gebracht haben?
Jack55555 schrieb am
Toller Test!
Konnte mir einige male ein Lachen nicht verkneifen, diese Einlagen mit der Tochter waren wirklich herzallerliebst.
Jörg ist und bleibt einfach mein Lieblingstester.
RamiLich25mg schrieb am
mit der Kernaussage bin ich ja bei dir, aber du musst auch bedenken, dass die meisten in der Redaktion auch schon einiges älter waren als wir damals (ich nehme mal nicht an, dass du 30 o. älter bist) und Pokemon dementsprechend auch anders gesehen haben
wenn ich heutzutage ein Yu-Gi-Oh 4D oder wie das heißt auf RTL2 sehe, würde ich nie im Leben drauf kommen, mir davon ein Spiel anzuschaffen und schon gar keinem zumuten das testen zu müssen :)
DoubleR88 schrieb am
ist zwar lange her^^ aber mal ehrlich: eine Spiele-Tester-Redaktion die noch keinen Pokemon Titel gezockt hat? Ich kenne so gut wie keinen, ob Frau oder Mann, der damals nicht mit der Roten oder Blauen Edition mit Pokemon angefangen hat... schämt euch
suwe schrieb am
was hab ich geschmunzelt als ich diesen test gelesen hab (auch wenn er mittlerweile mehrere jahre aufm buckel hat) - sehr guter test!
ich selbst bin ü30 und habe noch nie ein pokémon-spiel in händen gehalten noch hab ich mehr als 30 minuten meines lebens die anime-serie gesehen.
dennoch werde ich mir pokémon schwarz-weiss holen - nicht zuletzt wegen diesem test. das durchaus anspruchsvolle kampfsystem, das jörgs nachwuchs so perfekt beherrscht, hat mich zum kauf animiert.
in ein paar tagen werde ich ein feedback geben ob pokémon auch bei ü30ern zünden kann^^
schrieb am