Die ganze Welt des Schmerzes
Video:
Das neue Intro stimmt gut auf die Prügelaction ein: In Tekken Tag Tournament werden wieder doppelt so viele Fäuste wie üblich geschwungen.
Was erwarte ich von einem Tekken? Tiefschürfende Handlung? Wohl kaum. Möglichst realistische Fights? Nur in begrenztem Umfang: Die meisten gezeigten Kampfsportarten mögen ihre Wurzeln in der echten Welt haben, aber zu Tekken gehören lange Juggles und Dinosaurier mit Boxhandschuhen einfach dazu. Rasanten Kloppspaß mit langen Kombos und dezenter Buttonmasher-Tendenz? Auf jeden Fall! Tekken ist dann am besten, wenn es sich auf das einfache Mann gegen Mann konzentriert. Bzw. in diesem Fall Mann gegen Frau gegen Holzpuppe gegen gigantisches Geweihfeuerspuckflatterdrachenmonster.
49 Kämpfer glotzten mich in der Vorschaufassung an, sie kamen aus allen Ecken des Tekkenversums angeflogen: Paul und Jin, Heihachi und Kuma, Eddy und Hwoarang, Kunimitsu und Angel, Lili und Raven. Das sollen schlussendlich noch nicht alle sein, aber auch diese Zahl wäre angesichts der in aktuellen Beat-em-Ups immer kleineren Kader eine sehr beeindruckende - wenn die vielen Wiederholungen nicht wären. Aufgefallen sind mir bislang vier identische Kämpfer, die sich lediglich äußerlich unterscheiden: Eddy/Christie/Tiger, Alex/Roger Jr., Kuma/Panda und Forest/Marshall Law.
Schnelle Kombos in schöner Umgebung - TTT2 setzt auf klassischen Klopperspaß.
Früher waren das einfach nur Bonusversionen, heute haben sie ihren eigenen Platz in der Kämpfer-Auswahl. Aber gut, es schadet nicht, und es macht Platz für mehr zusätzliche Klamotten pro Nase. Echte Neuzugänge gibt es nicht: Heihachi Mishima tritt jetzt in der aus Tekken 3D bekannten Jungspund-Variante auf, die scheinbar frische Luchadora Jaycee ist die altbekannte Julia Chang in neuer Klamotte. Konsequenterweise steuern sich alle Fighter im Großen und Ganzen altbekannt; ein paar neue Bewegungen hier, ein paar entschlackte Kombos da, aber nichts, was einen Tekken-Profi aus der Bahn werfen würde. Viel ungewöhnlicher ist da schon der Hang zur Muttersprache, die jetzt fast alle Kämpfer sprechen - Eddy und Christie schwadronieren auf Portugiesisch, Leo lässt vor und nach dem Kampf deutsche Sprüche los. Wer rein zufällig nicht alle Sprachen beherrschen sollte, dürfte sich über die einblendbaren Untertitel freuen.
Die Rückkehr der 1-Million-Dollar-Mütze
Weihnachtsmannkostüm mit Boxhandschuhen, Giganto-Schmetterlingsflügeln und kleidsamer Rundumleuchten-Haube? Kein Problem im Editor.
Einer der fröhlichsten Teile von
Tekken 6 war der Figuren-Editor, in dem man seinen Lieblingshaudruff mit normalen bis völlig absurden Klamotten und Gegenständen „verschönern“ konnte. Dieser Part ist natürlich auch in Tekken Tag Tournament 2 enthalten - und umfangreicher als je zuvor! Wirklich jeder kleine Fitzel ist veränderbar, von der Frisur über den Kopfschmuck, die Hosen oder Schuhe. Sowie natürlich, und spätestens an dieser Stelle wird es zumeist höchst abstrus, der Zierrat: Eine schmückende Rückenpizza, ein hellblaues Elchgeweih, gigantische Schmetterlingsflügel oder eine Rundumleuchte über der Stirn sorgen für jede Menge durchtrainierter Zirkusfreaks. Das für diese Verschönerungen benötigte Geld (das in Strömen fließt - eine hübschere Frisur kostet locker eine halbe Million an Ingame-Währung) erhält man im Arcade-Modus. Und wer auf das ganze Editor-Gefummel keine Lust hat, darf sich über bis zu drei vorgefertigte Kostüme pro Nase freuen. Und auch hier beweisen die Entwickler abermals Sinn für legale Droge - was man spätestens an Anna Williams‘ rotem Nichts nebst schlabberiger Oktopus-Haube sieht.