Test: Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen (Plattformer)

von Paul Kautz



Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen
Publisher: Konami
Release:
13.10.2005
13.10.2005
Spielinfo Bilder Videos
Freunde verrückter und gleichzeitig intelligenter Comedy dürften beim Namen »Wallace & Gromit« milde lächelnd seufzen – die Plastillin-Meisterwerke aus den Aardman Studios (»Hennen Rennen«) haben dank dreier hoch prämierter Kurzfilme die Herzen der Menschen im Sturm erobert. Jetzt sind die beiden endlich im Kino – und natürlich gibt es auch die offizielle Versoftung dazu.

Kamera-Plage

Die Reinigungsfirma war nicht schmutzig genug, jetzt wühlen der schusslige Erfinder Wallace und sein ungleich cleverer Hund Gromit als Schädlingsbekämpfer »Anti Pesto« nach dem tiefen Schlamassel: Kaninchen. Die sind weit mehr als eine knuffig hoppelnde Plage, fressen sie sich doch hemmungslos durch wertvolles
Einfach süß: Das Figuren- und Landschaftsdesign ist liebevoll und ideenreich.
und preisverdächtiges Gemüse! Darüber hinaus verwandeln sich die Rekordrammler nachts in Wer-Kaninchen und bedrohen nicht nur Vitaminträger, sondern auch die Nachbarschaft im Allgemeinen! Wer kann ihnen Einhalt gebieten? Nach einem Käsecracker-Snack natürlich nur Wallace & Gromit.

Einen großen Teil dieser Geschichte bekommt ihr im fantastischen Renderintro erzählt, welches exakt im Stil der Knet-Animationen gehalten und daher für den Fan ein Pool der Wonne ist. Direkt danach geht es fast nahtlos ins Spiel über, das ebenfalls exakt dieselbe Handschrift trägt: Knuffig gestaltete Figuren hopsen noch knuffiger animiert durch ideenreiche Levels, die direkt dem Film entsprungen sein könnten. Begleitet von der Aardman-typischen Slapstick-Musik bietet sich hier dem W&G-Liebhaber nach dem öden ersten Game »Project Zoo« ein Spiel, welches die Seele der Knetfiguren zumindest optisch hervorragend einfängt. Die Ernüchterung folgt, sobald man die Kontrolle übernimmt: Einem ungeschrieben und sehr lästigen Jump-n-Run-Gesetz folgend ist nämlich auch hier die Kameraführung miserabel! In den ersten Levels müsst ihr z.B. eine Bande Karnickel zuerst einzeln sowie sehr langatmig aufsaugen und später als Rudel in den Kaninchen-Saug-O-Mat scheuchen. Tut ihr das auf offenem Feld, geht die Sache soweit klar. Aber spätestens im beengten Gemüsegarten, in dem das Grünfutter hundehoch wächst, kollabiert die Kamera im Sekundentakt und zeigt statt Karnickel lieber Gromit in Großaufnahme – zwar schön anzusehen, aber der Sache kaum dienlich. Auch genaue Sprünge (z.B. von Wand zu Wand) werden so immer wieder zum unnötigen Glückspiel.

Drei Helden, zwei Langohren

Während der erste Teil noch sehr linear abläuft, bleibt euch mehr Handlungsfreiheit, sobald ihr in der heimatlichen West Wallaby Street ankommt. Hier dürft ihr durch die Straßen stromern und mit den liebevoll gestalteten Nachbarn ein Schwätzchen halten – mit dem Resultat, dass immer neue, mehr oder weniger spielentscheidende Missionen euer Tagebuch füllen. Letzten Endes drehen sich die meisten Aufträge aber darum, dass ihr mit eurem Hasensauger Hasen aufsaugt und sie für eine spätere Gehirnwäsche in einem großen Hasi-Aufsaug-Mobil verstaut – nicht gerade ein Abend füllendes Programm. Interessant wird es, wenn ihr anfangt zwischen Tag und Nacht zu wechseln. Dann gibt es neue Missionen und
Wallace hat viele nützliche Erfindungen parat.
böse mutierte Gegner. Spätestens hier kommen auch Wallace verrückte Erfindungen stärker zum Tragen: der großartige »Bunny Hopper« (ein Sprungball, mit dem man schnell und vor allem hoch vorwärts kommt), der elektrische Schraubenzieher oder die Riesenkaninchen-Tarnung. Teilweise kommt ihr auch nur mit den Erfindungen an die versteckten Boni heran.

Zusätzlich zu Wallace und Gromit betritt später auch der Hoppler Hutch als spielbare Figur das Protagonistenlager. Alle drei steuern sich sehr ähnlich, haben aber unterschiedliche Spezialeigenschaften, so dass ihr immer wieder zwischen den Figuren wechseln müsst. Teilweise müsst ihr auch zusammenarbeiten: So bedient eine Figur auf Kommando z.B. eine Kurbel, damit die andere eine Tür passieren kann. Oder einer stellt sich auf einen Schalter, damit der andere an ein Objekt herankommt – sehr simpel, aber durchaus unterhaltsam. Besonders nett ist, dass nach dem Tutorial jederzeit ein zweiter Spieler aus Fleisch und Blut ein- und aussteigen kann, was die Zusammenarbeit natürlich erleichtert.

Tuba-Tuba-Ufftata!

Nacht sind alle Hühner mutiert: Die Wer-Biester sind schnappfreudig.
Die Story des Spiels folgt nachvollziehbar dem Film, geht aber natürlich auch eigene Wege – die Wer-Biester (Wer-Wiesel, Wer-Dachse, Wer-Hühner etc.) sind z.B. neu. Weitergeführt wird die Geschichte von den großartigen Renderfilmen, die sich allerdings nicht abbrechen lassen. Zwar sollte man sie aufgrund ihrer Qualität und des tollen Humors auch nicht wegklicken, aber ungeduldige Geister sollten zumindest die Möglichkeit dazu haben. Ihr könnt jederzeit speichern, es aufgrund des intelligenten automatischen Sicherungssystems aber auch bleiben lassen.

Akustisch glänzt das Spiel gleich an mehreren Fronten: Zum einen wäre da die gemütliche, Tuba-lastige Uffta-uffta-Musik, die wie die Möhre in den Hasen zum Spiel passt und für ein kaum wegzukriegendes Lächeln sorgt. Freunde von Originalversionen werden sich über die authentischen Sprecher freuen, was Fans nativer Umsetzungen hingegen ärgert – die Sprachausgabe ist immer Englisch, lediglich die Untertitel sind eingedeutscht.

    

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