Auf normalen Notebooks, die sich nicht ausdrücklich an anspruchsvolle Spieler richten, machen gerade aktuelle, nach potenter Hardware dürstende Games so gut wie gar keinen Spaß. Selbst mit den niedrigsten Grafikeinstellungen gibt es in dem meisten Fällen Daumenkino vom Feinsten. Also muss Hardware her, die auch in der Lage ist, aktuelle oder etwas ältere Spiele in feinstem 4K mit guter oder nahezu perfekter Framerate auszuwerfen. Wir haben uns für euch die aktuelle Modellgeneration der Gaming-Notebooks von HP, Asus, Lenovo und Razer zur Brust genommen, um herauszufinden bei welchem Notebook sich die Anschaffung lohnt – vorausgesetzt eure Haushaltskasse spielt mit.
Man kann nicht alles haben
Klar ist: Keines der hier getesteten Notebooks kann es mit den extrem leistungsstarken Desktop-Gaming-PCs aufnehmen. Kommt neben einen Intel Core i9 12900K noch eine GeForce 3090 und schneller RAM zum Einsatz, erreichen die praktisch immobilen Rechner famose Werte, an die auch die aktuell schnellsten Notebooks nicht heranreichen. Allerdings sind Desktop-Rechner in diesem Segment auch entsprechend groß und sperrig, zudem verbrauchen sie ein Vielfaches an Strom. Aber auch Gaming-Notebooks bieten nicht neben der geminderten Leistung noch weitere Nachteile, über die ihr euch vor einem Kauf Gedanken machen solltet: Ist unterwegs ausnahmsweise mal keine Steckdose in Reichweite, machen die Akkus aufgrund der erforderlichen Power hier deutlich schneller schlapp, als die der seriösen Bürokollegen. Zudem sind sie mit einem Gewicht von rund drei Kilo auch deutlich schwerer, das Herumtragen ist also kein Zuckerschlecken, solange ihr keinen Rucksack für den Transport nutzt – da passen dann auch die teils großen und schweren Netzteile problemlos rein.
Need for Speed zum Aufklappen
Und das gleich im doppelten Sinne: Waren die Gaming-Notebooks im letzten Jahr mit dicken Plastikrändern und unnötigen Schnörkeln samt abstruser Lichtspielereien noch keine wirklichen Hingucker, haben die Hersteller auch in diesem Punkt nachgelegt. Feineres Material, eine bessere Verarbeitung und sogar eine diskutierbare Unterbodenbeleuchtung à la „Need for Speed Underground“ ziehen heutzutage nicht nur viel eher die Blicke auf sich, sondern machen natürlich auch im heimischen Gaming-Ambiente deutlich mehr her, als die Vorgänger. Spiele wie das etwas in die Jahre gekommene „Underground“ wuppen die Kisten natürlich, ohne zu murren. Besonders gut gefallen hat uns im Test der Look des Razer Blade 17: Mit einem wertigen Gehäuse aus Aluminium, Spaltmaßen, die kaum Wünsche offenlassen und einer wirklich angenehm zu bedienenden Tastatur. Das Gewicht liegt hier allerdings mit 2,75 Kilo ebenfalls im oberen Mittefeld. Nur das Lenovo Slim 7 macht seinem Namen im Vergleichstest mit einem Gewicht von nur zwei Kilo alle Ehre.
Bei Autos seit Jahren out, bei Spiele-Notebooks wieder in: Unterbodenbeleuchtung.
Wie flüssig ist flüssig?
Jedes Gaming-Notebook ist immer nur so gut, wie die maximale Anzahl an Bildern pro Sekunde, die es zu stemmen im Stande ist. Ganz davon ab, dass 120 fps und mehr natürlich für viele Spieler das Maß aller Dinge ist, haben wir uns für den Test an der magischen Grenze von meist stabilen 60 Frames orientiert. Darunter machen die meisten Spiele, besonders wenn es sich um Rennsims, schnelle Actionspiele oder E-Sports-Angelegenheiten handelt, weder Sinn noch Spaß. Im Testverlauf haben wir auf den tragbaren Rennmaschinen neben der FullHD-Auflösung mit 1080p, auch die Performance im 4K-Modus unter die Lupe genommen.
Razer Blade 17 vor ASUS ROG Scar 17
Ohne Zweifel konnte sich das Razer Blade 17 mit der gebotenen Leistung an die Spitze des Testfeldes setzen. Ausgestattet mit einer Nvidia GeForce 3080 Ti-GPU und einer Intel Core i7 12800H-CPU, waren bei einer Auflösung von 1080p locker über 100 fps möglich. Bei einer 4K-Ausgabe pendeln sich die Leistungswerte bei rund 52 fps ein. Weniger anspruchsvolle oder enginetechnisch perfekt optimierte Spiele wie „Fortnite“ oder „Doom Eternal“ stellt das Razer Blade 17 im Schnitt ebenfalls mit rund 100 fps (bei 1080p) dar, die 20% an Mehrleistung sichern dem Razer-Notebook einen Platz vor dem auf dem Papier schnellsten Notebook im Test – dem Asus ROG Scar 17.
Bei extrem anspruchsvollen Titeln wie Metro Exodus und Cyberpunk 2077 geht aber auch das Razer mit 28 respektive 35fps bei hoher Detailstufe in 4K in die Knie. Zum Vergleich: Unser Referenz-PC im Labor (12900K, 32 GB DDR5 RAM bei 6400 MHz und CL32 sowie einer übertakteten GeForce 3090) kostet nur marginal mehr, bietet aber zwischen 50-100% mehr Power.
Auf älteren PCs sieht der 3D-Kracher Cyberpunk 2077 sehr flach aus.
Wer jetzt mit heruntergezogenen Mundwinkeln ob der doch recht mageren 4K-Performance vor dem Bildschirm sitzt – Hilfe naht! Und zwar in Form von Nvidia DLSS. Diese noch relativ neue Technik ist in der Lage aus der FullHD-Auflösung per aggressivem Upscaling dank künstlicher Intelligenz ein 4K-Bild zu erzeugen. Bei unterstützten Spielen kann so oft auch mit DLSS in hoher Auflösung gespielt werden, ohne das die Frames gleich in den Keller rauschen. Geht es um die Bearbeitung von Videos kommt im Test kein Notebook an die Spitzenwerte des ASUS Scar 17 heran, hier macht sich der schnellere Prozessor deutlich bemerkbar. So viel Performance macht sich in der Betriebslautstärke glücklicherweise nicht bemerkbar, fast alle Notebooks arbeiten mit unter 50 Dezibel recht leise, nur das HP Omen legt noch eine unangenehme Schippe drauf, wenn es um die Lautstärke geht.
Der Einsatz der modernen Raytracing-Technik erfordert viel Rechenpower.
Netzwerk: Immer tadellos flott
Bei flotten Onlinespielen kommt es auf eine niedrige Reaktionsgeschwindigkeit und stabile Internetverbindung an. Wird man im entscheidenden Moment getroffen, bloß weil es Aussetzer beim Router gab, wird das schnell ärgerlich.
IMTEST prüfte deshalb die Internetverbindung nicht nur mit speziellen Laborsoftware, sondern auch die Verzögerungszeiten („Latenzen“) bei Spielen wie Fortnite. Prima: Keines der Notebooks leistet sich eklatante Schwächen. Im WLAN-Betrieb waren die Verzögerungszeiten ausnahmslos sehr gering. Bei der rohen Übertragungsgeschwindigkeit gab es nur bei Lenovos Geräte eine etwas niedrige Leistung, sie funkten mit rund 290 Mbit, während Geräte wie Razer oder Alienware mit um die 450 Mbit deutlich schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten boten. Voraussetzung für eine flotte Verbindung ist auch ein entsprechender Router nach neuem Wi-Fi-6-Standard.
Headset wird fast zur Pflicht
Wie vermutet laufen die verbauten Lautsprecher der Gaming-Notebooks nicht wirklich zu Hochform auf. Der Sound ist generell viel zu dünn, Bässe sind naturgemäß kaum auszumachen. Das raubt jedem Spiel die Immersion und macht den Einsatz eines entsprechend leistungsfähigen Headsets zur absoluten Empfehlung. Das sieht bei der Bildqualität schon deutlich anders aus. Alle getesteten Notebooks bieten eine Bildschirmauflösung von mindestens 2.560 x 1.440 Pixeln und 188 ppi, die Spiele werden scharf dargestellt, selbst kleine Details sind gut erkennbar. Mit 240-Hz-Technologie bieten die Displays von ASUS und Razer die besten Werte.
Akkulaufzeit bleibt unter den Erwartungen
Helle, scharfe Displays und eine leistungsfähige Ausstattung zerren natürlich heftig am Stromverbrauch. Fast alle Gaming-Notebooks im Test verbrauchen beim Spielen zwischen 200 und 270 Watt. Bei der Erledigung einfacher Office-Jobs werden immerhin noch rund 70 Watt verbucht. Richtig übel wird das, wenn es auf den Akku ankommt – soll bei einem Notebook ja ab und zu mal der Fall sein. Denn ohne eine Steckdose in der Nähe geht fast allen Notebooks im Test nach rund einer Stunde „Dauerzocken“ schon die Puste aus. Einzig das Razer Blade 17 konnte die 90-Minuten-Marke im Akkubetrieb meistern.
Fazit
Der Testsieg des Razer Blade 17 wird teuer erkauft. Denn mit einem Preis von rund 4.200 Euro richtet sich das Gaming-Notebook eher an die ganz wohlbetuchten Spieler. Den zweiten Platz sichert sich das ASUS ROG Scar 17, das für fast 1.000 Euro weniger zu haben ist, dafür über eine etwas schnellere CPU und eine dezent schwächere GPU verfügt.
Die genauen Testergebnisse aller getesteten Gaming-Notebooks findet ihr bei den neuen Kollegen von
IMTEST.de. Die Testtabelle kann dort nur mit ausgeschaltetem AdBlocker angesehen werden, aber keine Panik, mit unnötigen Werbeanzeigen werdet ihr nicht behelligt.