Interview: Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs (Taktik & Strategie)

von Mathias Oertel



Entwickler:
Publisher: Ubisoft
Release:
26.09.2007
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ab 12,90€
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4P: Zurück zu den Siedlern: Die Community hat seinerzeit "Das Erbe der Könige" sehr gespalten aufgenommen...

Benedikt Grindel:
 JA!

4P: ...wie weit war die Community jetzt in die Grundsatzfragen zu Siedler 6 eingebunden?

Benedikt Grindel: Ich würde sagen, sie war deutlich stärker eingebunden, als sie es wahrgenommen hat oder wahrnehmen konnte. Wir haben wirklich massiv Foren ausgewertet. Alles, was wir kriegen konnten, haben wir uns geschnappt. Im Prinzip haben wir uns die Frage gestellt: "Wieso war Siedler 5 erfolgreich?" Und es war sowohl national als auch international ein wirtschaftlich sehr erfolgreiches Produkt für uns. Wir haben vor allem anhand des Community-Feedbacks die Gründe für den Erfolg identifiziert. Und dann haben wir uns die Frage gestellt: "Wieso war es nicht noch erfolgreicher?"
Manches Rollenspiel könnte sich an dieser Optik ein Beispiel nehmen.
Wir haben nicht nur Fans dazu gewonnen, wir haben auch Fans verloren... Wir haben mehr gewonnen, als wir verloren haben, daher war das Produkt erfolgreich, aber wir wollen keine Fans verlieren! Die dazu gewonnenen Fans haben wir nicht bekommen, weil wir mehr RTS waren, die haben wir nicht bekommen, weil wir leichter zugänglich waren. Die haben wir basierend auf unserer Analyse bekommen - diese Analyse kann natürlich auch falsch sein - weil es einen einfacheren Einstieg ermöglichte und weil es großartig aussah - durch die fehlende Knuddelgrafik haben wir niemanden verloren. Und natürlich durch den erstmaligen Einbau einer Geschichte. Das hat Leute angesprochen. Aber wir haben auch festgestellt, dass z.B. die USA mehr Tiefgang erwartet haben und daher vor allem hier mehr Erfolg möglich ist. 

Die Community ist für uns extrem wichtig. Wir haben früh angefangen, konkret mit einzelnen Personen zu sprechen. Leute, bei denen wir wussten, dass sie z.B. sehr intensiv bestimmte Teile der Siedler-Serie gespielt haben. Hier ist ein Kartenmacher, der heute weiß, was die Community aus Siedler 5 gemacht hat. Solche Leute haben wir eingeladen und solche Leute haben wir seit Mai dieses Jahres regelmäßig zu Gast. Die spielen unser Spiel, die geben uns jetzt schon Feedback. Bevor wir das Spiel irgendeinem Journalisten gezeigt haben, hat unsere Community es bereits gespielt.

4P: Kann man Siedler 6 dadurch als "Best of Siedler" bezeichnen?

Benedikt Grindel: Also ich find den Begriff sowohl gut als auch schlecht. Denn "Best-of-All" klingt irgendwie wie so ´ne Mischpoke, bei der man von allem irgendetwas genommen, in einen Topf geschmissen hat und dann hofft, dass unter dem Streich was halbwegs Vernünftiges dabei heraus kommt.
In gewisser Weise stimmt es aber natürlich. Wir haben geschaut, wo die Essenz der Siedler liegt. Worauf kommt es wirklich bei "Siedler" an? Wenn mir jemand "Straßenbau" sagt, dann stimmt das ja nicht: Das ist Siedler 2! "Siedler sind kleine dicke Männchen!" Das ist Siedler 3 und Siedler 4. "Siedler ist gute Grafik". Das kann man zu allen sagen. "Siedler ist wuselig". Das kann man auch zu allen sagen, auch wenn es bei Siedler 5 einige gab, denen es nicht wuselig genug war.
Aber was kann man wirklich als Essenz der Siedler zusammenfassen? Unser Ziel war es, die Siedler-Serie in ihrer Gesamtheit zu begreifen. Die Dinge, die aus unserer Sicht bei Siedler 2 Sinn machen sind: Ich optimiere das, was ich habe. Ich guck mir das an, was da passiert.
Der Kampf dient dazu, die Überlebensfähigkeit einer Stadt zu testen.
Und ich habe eine Logistik, die eine gewisse Rolle spielt. Unter dem Strich kann man heute sagen, dass Siedler 6 in erster Linie eine Weiterentwicklung von "Erbe der Könige" ist, aber es ist auch eine Weiterentwicklung anderer Siedler-Teile, aber nicht nur weil zufällig "Die Siedler" auf der Packung steht, sondern weil es wirklich in der Tradition der alten Teile steht.

4P: Das hört sich nach einem glorreichen Abgesang auf die Serie an!?!

Benedikt Grindel: Um Gottes Willen. Das natürlich nicht. Die Siedler hat ja den Mut gehabt, in verschiedene Richtungen zu gehen und das muss man auch positiv sehen.
Wenn man 50 Hardcore-Spieler nach ihren Lieblingsspielen fragt, wird meiner Meinung nach unverhältnissmäßig oft WarCraft auftauchen und auch StarCraft. Aber was hat Blizzard gemacht? Die haben ein gutes Projekt gemacht und beim nächsten Mal verbessert. Wenn ich mir WarCraft 3 anschaue, was eines der höchst bewerteten Spiele aller Zeiten ist, dann ist das eigentlich WarCraft 2 mit ein paar sinnvollen Änderungen.
Das ist ein Ziel, das wir auch mit den Siedlern haben. Wir wollen zu einem Punkt kommen, an dem wir einen Kern haben, den wir genau so weiter machen können. Das ist etwas, das wir bisher mit den Siedler-Spielen nicht erreicht haben, vor allem auch, weil wir immer wieder etwas ausprobiert haben. Weil wir uns nicht auf etwas festlegen wollten.
Wir werden immer weiter probieren, das Beste aus den Siedlern herauszuholen. Daher kann man nicht von einem Abgesang oder gar einem Ende der Siedler sprechen.

4P: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit den neuen Siedlern!      
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Kommentare

Alagos schrieb am
Wenn ich mir WarCraft 3 anschaue, was eines der höchst bewerteten Spiele aller Zeiten ist, dann ist das eigentlich WarCraft 2 mit ein paar sinnvollen Änderungen.
*hust* Wenn ich Warcraft 2 mit Warcraft 3 vergleiche fällt es mir schwer Gemeinsamkeiten zu finden.
Unterschiede:
-Helden
-Artefakte
-Unterschiedliche Rassen
-Extremes Storytelling
-Starker Editor(Scriptings)
-Battle.net Unterstützung(hatte das Ur-Warcraft2 nicht)
-3d Grafik
-usw.
Ansonsten: Nettes Interview ;)
schrieb am