Auf den Spuren von Super Mario
In späteren Abschnitten waren sogar echte Hüpf-Fähigkeiten gefragt: Spätestens bei der Ankunft auf Xen und mit dem aufgeschnallten Sprung-Moduls des HEV-Anzugs ausgerüstet, musste man sich als Gordon zum filigranen Akrobaten verwandeln und fast schon in Super-Mario-Manier die fiesen Hindernisse überwinden. Ganz zu schweigen von vereinzelten Rail- und Geschützsequenzen, die ebenfalls den enormen Abwechslungsreichtum unterstrichen. Bei so viel Qualität ist es im Nachhinein kaum zu glauben, dass die Mannen um Gabe Newell zunächst große Schwierigkeiten damit hatten, einen Publisher für Half Life zu finden, das später zig internationale Auszeichnungen und Lobpreisungen einheimsen sollte, selbst heute noch als Meilenstein gefeiert wird und millionenfach verkauft wurde. Doch genau wie heute waren auch damals schon viele hohe Tiere und Entscheidungsträger zu risikoscheu und glaubten, das Projekt sei zu ambitioniert. Schließlich „erbarmte“ sich Sierra On-Line, da man eh Pläne verfolgte, in den Markt der 3D-Spiele einzusteigen.
In Deutschland nur geschnitten
Das kultige Brecheisen - wer kennt es nicht?
Die internationale Fassung von Half Life landete in Deutschland bereits kurz nach der Veröffentlichung auf dem Index, kämpfte man doch nicht nur gegen die außerirdische Brut, sondern musste sich auch mit feindseligen Marines anlegen, die mit allen Mitteln versuchten, den fatalen Zwischenfall im Labor zu vertuschen und dabei auch nicht vor der Ermordung der Wissenschaftler Halt machten. Also setzte Sierra für den hiesigen Markt notgedrungen die Schere an: Aus den Soldaten wurden Roboter, die Aliens hörten auf zu bluten und die Leichen blieben nicht länger auf dem Boden liegen, sondern wurden langsam ins Nichts ausgeblendet. Im Gegenzug durfte das Spiel hierzulande wieder offen verkauft werden und bekam sogar eine vergleichsweise milde Freigabe ab 16 Jahren von der USK.
Gearbox an Bord
Mit Half-Life: Opposing Force (1999) und Half-Life: Blue-Shift (2001) lieferte Gearbox Software („Borderlands“) nicht nur zwei Erweiterungen für das Hauptspiel, sondern zeichnete auch für die PS2-Umsetzung verantwortlich, die 2001 veröffentlicht wurde und mit Half-Life: Decay sogar noch ein exklusives Add-on spendiert bekam, mit dem ein Koop-Modus eingeführt wurde. Die ursprünglich geplante Konvertierung für Segas Dreamcast schaffte es dagegen nicht mehr in die Verkaufsregale, sondern wurde kurz vor der Fertigstellung von Sierra eingestampft – auch deshalb, weil sich der ausbleibende Erfolg der „Traumkonsole“ aus Japan bereits abzeichnete. Trotzdem landete später eine Image-Datei im Netz, mit der man sich das fast fertige Spiel auch am Dreamcast zu Gemüte führen konnte.
Immer wieder wurden kleine Umgebungsrätsel eingestreut.
Wer es etwas moderner mag, findet außerdem diverse Remakes: Zum einen setzte Valve höchstpersönlich den Klassiker mit der neueren Source-Engine um, die auch bei der Fortsetzung Half-Life 2 zum Einsatz kam. Inhaltlich ließ man das Spiel aber unangetastet. Zuletzt erlangte die Fan-Mod „Black Mesa“ größere Aufmerksamkeit: Das Remake basiert ebenfalls auf der Source-Engine und wurde mit dem offiziellen Segen Valves als eines der ersten Spiele im Rahmen von Steam Greenlight 2012 kostenlos auf der Download-Plattform veröffentlicht.
Und die Zukunft? Kann Valve mit Half-Life weiterhin Maßstäbe setzen und das Shooter-Genre um neue Facetten sowie frische Spielerfahrungen bereichern? Diese Frage kann nur Half-Life 3 beantworten...falls es denn irgendwann erscheinen sollte.