DAS ALARMSTUFE-ROT-UNIVERSUM
Command and Conquer: Alarmstufe Rot (1996)
Schon ein Jahr nach dem ersten Command and Conquer lieferte Westwood den Ableger Alarmstufe Rot ab, der zunächst nur als eine Erweiterung konzipiert wurde, aber dann schließlich doch als eigenständiges Spiel veröffentlicht wurde. Im deutschsprachigen Raum sah man sich aus irgendwelchen Gründen dazu veranlasst, den Original-Titel abzuändern und es unter dem Namen Command & Conquer Teil 2: Alarmstufe Rot auf den Markt zu bringen. Dies führte zum bereits angesprochenen Schlamassel bei der Nummerierung innerhalb der Tiberium-Reihe.
Alarmstufe Rot setzte auf die gleichen Mechaniken, verlagerte das Geschehen aber in ein Paralleluniversum. Dort hat der Zweite Weltkrieg niemals stattgefunden, da Albert Einstein per Zeitreise dafür sorgte, dass Adolf Hitler niemals an die Macht kommen konnte. Doch der Eingriff ins Raum-Zeit-Kontinuum blieb nicht ohne Folgen: Statt der Nazis fiel die Sowjetunion unter Stalin über Europa her, während sich den aggressiven Invasoren eine Armee von Aliierten entgegenstellte, auf deren Seite auch Deutschland mitkämpfte. Auch hier wurde die Geschichte mit Hilfe von FMV-Zwischensequenzen erzählt, stellenweise aber etwas humorvoller inszeniert als beim Tiberiumkonflikt, wobei der Trashfaktor häufig auch hier zur Belustigung beitrug. Tatsächlich wurde sogar versucht, trotz des unabhängigen Universums einen Bezug zur Hauptreihe herzustellen: Wer den Sowjet-Feldzug erfolgreich beendete, wurde Zeuge, wie anschließend ein gewisser Kane die Führung der siegreichen Großmacht übernahm – ein Schritt, den Westwood im Nachhinein bereute, weil sich eine dauerhafte Verbindung der beiden Reihen als zu schwierig für die weitere Entwicklung herausstellen sollte. Daher verzichtete man fortan, einen Kontext zwischen den Geschehnissen von Alarmstufe Rot und der Tiberium-Reihe herzustellen.
Alarmstufe Rot wurde hierzulande als zweiter Teil von Command & Conquer vermarktet.
Zwar wurde das futuristische Tiberium durch den Rohstoff Erz ersetzt, doch war das Spielprinzip rund um Basenbau, Sammeln und Konfrontationen quasi identisch zum ersten Command & Conquer. Trotzdem sorgten vor allem neue Einheiten wie der Spion oder Dieb für frischen Wind und eröffneten neue taktische Möglichkeiten. Während sich die Truppen der Sowjetunion durch brachiale Stärke auszeichneten, setzten die Aliierten auf schwächere, aber schnellere Einheiten und eine starke Marine. Darüber hinaus hatten beide Seiten Zugriff auf Hightech-Erfindungen: Während die Aliierten mit der Chonosphäre eine Art von Teleportation nutzen konnten, sorgten die Sowjets z.B. mit dem „Eisernen Vorhang“ für einen Unverwundbarkeitsschirm.
Technisch kam die gleiche Engine zum Einsatz wie beim Tiberiumkonflikt, doch war Alarmstufe Rot umgehend lauffähig unter Windows 95 und bot eine SVGA-Darstellung. Die ursprünglichen Erweiterungspläne spiegelten sich derweil in den 1:1 übernommenen Sprites der Infanteristen und identischen Gebäudestrukuren wider. Selbst Einheiten wie der Mammut-Panzer wurden recycelt. Allerdings gab es abseits des visuellen Anstrichs auch weitere Neuerungen: Zum einen wurde das Arsenal durch Marine-Einheiten und Flugzeuge ergänzt. Zum anderen feierte der Skrimish-Modus seine Premiere innerhalb der Reihe, bei dem man auf Mehrspieler-Karten gegen KI-Gegner antreten konnte.
Obwohl ursprünglich selbst nur als Add-On geplant, bekam Alarmstufe Rot zwei Erweiterungen mit zusätzlichen Missionen spendiert: Gegenangriff und Vergeltungsschlag. Als lustiges Easter Egg gab es bei Gegenangriff die Ameisen-Missionen, bei denen man eine Invasion von Riesenameisen in England abwehren musste. Nicht nur inhaltlich, sondern auch mit der Bezeichnung „It Came from Red Alert“ war die Anspielung auf den Cinemaware-Klassiker „It Came from The Desert“ perfekt. Bei Vergeltungsschlag sorgte man dagegen mit neuen Einheiten wie dem Teslasoldaten oder einem teleportfähigen Chronopanzer für etwas mehr Science-Fiction-Flair. Bei der Umsetzung für die PlayStation, die zuvor bereits das Hauptspiel erhielt, vereinte man beide Erweiterungen und veröffentlichte sie unter dem Namen Command & Conquer: Alarmstufe Rot – Gegenschlag.
Command and Conquer: Alarmstufe Rot 2 (2000)
Noch bevor die Tiberium-Reihe mit Tiberian Sun fortgesetzt wurde, kündigte Westwood bereits einen zweiten Teil von Alarmstufe Rot an, in dem sich die Sowjetunion mit einem Überraschungsangriff auf die USA zurückmeldete – und das, obwohl der Westen zuvor mit Alexander Romanov einen Staatschef bei den Kommunisten eingesetzt hatte, der eigentlich den Frieden garantieren sollte. Aber nix da: Der Konflikt zwischen Ost und West ging in die nächste Runde! Im Gegensatz zum ersten Teil konnte man den fiktiven Krieg im Paralleluniversum dieses Mal sogar unzensiert erleben, sodass erstmals Soldaten statt Blechkameraden die Schlachtfelder bevölkerten.
Kein guter Tag für die Freiheitsstatue.
Obwohl Alarmstufe Rot 2 erst nach Tiberian Sun erschien, setzten die Entwickler hier noch auf die 2D-Darstellung und eine mittlerweile angestaubte Engine. Immerhin sorgte man mit der Verlagerung der Gefechte in urbane Schauplätze für eine neue Herausforderung, da der Verlauf von Straßen und Positionen von Brücken in die taktischen Überlegungen einflossen, zumal man auch Gebäude besetzen konnte.
Wie gehabt wurden die Missionen durch Videosequenzen miteinander verknüpft, für die sogar der deutsche Schauspieler Udo Kier in der Rolle des sowjetischen Chef-Strategen Yuri eingespannt wurde, dem man mit Yuris Rache sogar eine eigene Erweiterung widmete.
Dort gab es nicht nur zwei neue Kampagnen mit jeweils sieben Missionen, sondern mit Yuris Armee auch eine dritte Fraktion. Diese durfte man allerdings nur im Modus Gefecht und den Mehrspieler-Partien selbst befehligen, im Rahmen der Kampagne jedoch nur bekämpfen. Dabei machte man Bekanntschaft mit skurillen Einheiten wie fliegenden Untertassen, Superhirn-Soldaten mit Psycho-Attacken oder einem Berserker, der selbst dem Hulk Konkurrenz machte. Darüber hinaus gab es hier zum ersten Mal innerhalb der C&C-Reihe einen „Transformer-Sammler“, der sich auf Knopfdruck in eine Raffinerie und auch wieder zurückverwandeln konnte.
Insgesamt präsentierte sich die Erweiterung sehr verspielt, lustig und stellenweise ziemlich durchgeknallt. Neben neuen Schauplätzen in Ägypten sowie Australien führten die Einsätze später unter anderem auf den Mond und dank Zeitreise sogar zurück in die Kreidezeit. Selbst Hollywood wurde ein Besuch abgestattet, wo man auf einen rabiaten Zivilisten namens „Stallone“ treffen konnte. Mit so viel Klamauk bot Yuris Rache einige der abgedrehtesten und verrücktesten Momente innerhalb der gesamten C&C-Reihe.