Test: SAW (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



SAW
Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
03.12.2009
11.02.2010
03.12.2009
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ab 19,99€
Spielinfo Bilder  
Der so genannte "Jigsaw"-Killer hält die Kinofans seit dem Jahr 2004 mit seinen Apparaturen und Fallen in Atem. Passend zum Kinostart des sechsten Teils der Serie probieren sich die Survival Horror-Spezialisten von Konami an einer Filmlizenz. Das ist allerdings ein Thema, das dieses Jahr wahrlich nicht unter einem guten Stern stand. Sorgt Saw für atemlose Spannung oder ist die Umsetzung einfach nur grausam?

"I want to play a game"

Wer diesen Satz aus dem Munde des so genannten Jigsaw-Killers hört, hat meist schon verloren - denn er ist dem Tode geweiht. Das werden alle bestätigen können, die bereits einen der Saw-Filme gesehen haben, deren sechster Teil zeitgleich mit dem deutschen Start des Spieles in die Kinos kommt.

Auch wenn Detective Tapp die Schusswunde des ersten Kinofilms überlebt hat, sind seine Probleme dennoch nicht kleiner geworden...
Inhaltlich orientiert sich das Spiel allerdings nicht am neuesten Vertreter, sondern setzt Teil 1 fort und sieht sich eher als ergänzender Erzählübergang zwischen Saw und Saw II. Einige erinnern sich vielleicht noch an Detective Tapp, im Film gespielt von Danny Glover, der kurz vor dem Finale in einem Schussgefecht vermeintlich tödlich verletzt wurde? Falls nicht, oder falls man den Film noch gar nicht gesehen hat, macht das auch nichts, da die Geschichte auch ohne diese Vorkenntnis funktioniert. Doch natürlich hat man mehr von dem Survival Horror aus dem Hause Zombie Studios (arbeitet auch an Rogue Warrior für Bethesda), wenn man die Charaktere, zahlreiche Requisiten oder das Aussehen der Schauplätze in Relation zu den Filmen setzen kann.

Doch zurück zu Detective Tapp, für dessen Aussehen die Lizenzgebühren wohl zu hoch waren und der dementsprechend nicht wie Danny Glover aussieht: Tapp hat überraschend eine vermeintlich tödliche Verletzung überlebt. Doch die Freude währt nur kurz, denn er hat seine Rettung tatsächlich Jigsaw zu verdanken, der ihn ihm Gegenzug zu einem weiteren Teilnehmer seines Spiels rund um das Ausloten der persönlichen Opferbereitschaft und den Überlebenstrieb macht. Um das Spiel zu gewinnen, muss Tapp nicht nur die Irrenanstalt erforschen, die Jigsaw als Schauplatz ausgesucht hat. Er muss dabei Fallen aus dem Weg gehen sowie verschiedene Personen retten, die mit ihm und seiner Obsession, Jigsaw zu fangen, in Verbindung stehen. Und das alles, während er nicht nur von seinen eigenen Ängsten und Besessenheiten, sondern auch von unabhängigen "Spielteilnehmern" gejagt wird, die hinter dem Schlüssel her sind, den Jigsaw in Tapps Körper versteckt hat - und der scheint der einzige Ausweg für die anderen "Spieler" zu sein.

Erzählerische Mankos

Die Idee, das Spiel zwischen Teil 1 und 2 der Filme zu setzen, ist auf den ersten Blick interessant und wurde hinsichtlich des Drehbuchs weitestgehend gut umgesetzt. Allerdings nur als Fortsetzung der Leidensgeschichte von Detective Tapp: Zwar lernt
... denn Jigsaw möchte mit ihm ein Spiel spielen...
man auch die eine oder andere Person kennen, die im zweiten Film eine mehr oder weniger entscheidende Rolle spielen wird, doch als erzählerisches Bindeglied zwischen den ersten beiden Filmen fehlt dann doch einiges an Story, um die Brücke wirklich überzeugend zu schlagen.
Zu allem Überfluss haben die Designer die verwendete Unreal Engine zwar im Griff, wenn es um Spielereien mit Licht und Schatten, Effekte, die mechanischen Fallen sowie die glaubwürdigen, schmutzigen Schauplätze geht. Doch die Figuren, die mit Ausnahmen (wie z.B. Detective Tapp) nicht ganz so aufwändig gestaltet wurden, kommen vor allem in den Zwischensequenzen unter die Räder. Hinsichtlich der Schnitte und Kameraeinstellungen sowie der guten englischen Sprachausgabe filmreif, sorgen die hölzerne Mimik und Gestik dafür, dass diese Illusion schneller verloren geht als Jigsaw lieb sein kann... Auch die sporadischen Clipping-Probleme, die auch vor Blutpfützen nicht halt machen, die sich unschön in Wand oder Bodentexturen verfangen, reißen einen aus der Szenerie.

Starker Anfang

In den ersten zwei Stunden, nachdem man sich aus der aus Teil 1 bekannten Schnappfalle befreien konnte, zieht Saw einige Register, um Spieler zu überraschen, zu fordern und in bekannter Kompromisslosigkeit der Filme zu schockieren.
Die nur spärlich erhellte Dunkelheit, der auch das anfänglich zur Verfügung stehende Feuerzeug (später kann man noch aus Taschenlampe oder Kamerablitz wählen, wobei man nur ein Lichtelement mitführen darf) keinen Einhalt gebietet, sorgt für Spannung. Die gelungene Akustik mit den Sprachfetzen der anderen Figuren in Jigsaws Fallen, den Umgebungsgeräuschen sowie Darsteller Tobin Bell als Sprecher von Jigsaw im Spiel hilft ebenfalls, die Atmosphäre greifbar zu machen.

Und hinzu kommen immer wieder Tests und Rätsel von Jigsaw, die unter zumeist fairem Zeitdruck gelöst werden müssen. Hier muss die Kombination für ein Zahlenschluss gefunden werden, da ein Schloss geknackt, damit man den Raum dahinter erforschen kann - wobei häufig genug die Schreibtische, Schränke usw. nichts Verwertbares zu bieten haben und man sich ärgert, dass man einen der spärlichen als Dietriche zweckentfremdeten Nägel vergeudet hat. Dann wiederum müssen
... bei dem es für die Teilnehmer normalerweise kein Entkommen gibt!
Stromkreise richtig geschaltet oder Ventilrohre richtig angeordnet werden, damit sich eine weitere Tür öffnet oder das tödliche Gas aus dem Raum strömt. Oder aber man versucht sich an den speziellen "Jigsaw-Boxen", auf denen man die korrekte Anordnung von Zahnrädern finden muss, um den Öffnungs-Mechanismus zu aktivieren.
Schock- bzw. Ekel-Höhepunkte sind die leider viel zu einfachen und bei Scheitern weitestgehend konsequenzfreien Geschicklichkeitsübungen, in denen man in einer mit Spritzen überfüllten Toilette oder einem Säurefass ein Objekt (meist einen Schlüssel) finden muss.

Beim ersten Mal sind alle diese Elemente interessant, passen sich gut in die Atmosphäre ein und treiben die Spannung nach oben. Beim zweiten Mal hat man auch noch Interesse, einen Ausweg zu finden und leidet wie beim Säurefass auch mit Tapp.
Aber irgendwann hat man sich an alle Rätsel gewöhnt. Es setzt Routine ein, die auch von den schwierigeren Varianten der bekannten Rätselelemente nicht durchbrochen werden kann. Das Problem hierbei: Dieser Moment setzt nach etwa 50 bis 60 Prozent des Spiels ein. Und das ist auf lange Sicht zu früh. Und zum Schluss ist es einfach nur noch langweilig und zeugt von der mangelnden Kreativität der Entwickler, wenn man wieder mal im wahrsten Sinne des Wortes ins Klo greifen muss...

    
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Kommentare

FreshG schrieb am
Würde ich auch sagen
Billie? schrieb am
Sehr gute englische Sprachausgabe steht bei Sonstiges? Achso, die ist also nicht so wichtig :roll:... Nee nee, gehört das nicht eher zu den wertugnsrelevanten Punkten, es steuert doch enorm viel zur Atmosphäre bei, oder nicht?
FreshG schrieb am
ich finds eigenlich ganz net gemacht. Wenn man sich mal andere Film zu Spiel umsetzungen anguckt.... außerdem finde ich es auch ganz gut gemacht das man jemanden neues Spielt und dann nicht irgenwie einen der Teile nur nachspielt :?
m.kunert schrieb am
ist bestimmt nicht so toll wie die filme :?
Hack Fleich Hassender Zerhacker schrieb am
bertRo ocraM hat geschrieben:Pawel-Proszek bemüht sich der deutschen Sprache. Das ist gut. Er lässt sich auf etwas ein. Er ist tolerant. Genau das fehlt den SAW-Hassern... -.-'
Gewalt ist geil. Nur eben nicht in der Realität. Im Film gibt es keine Konsequenzen, keine Witwen, keine toten Kinder... man sieht etwas was fasziniert und außerordentlich ist. Drum schauen wir solche Filme. Und wer so etwas als pervers bezeichnet, der sollte mal über den Einfluss eines "Keinohrhasens" auf 6 Jährige nachdenken. ;)
Genau so schaut es aus.
schrieb am