Test: Infinite Space (Rollenspiel)

von Jens Bischoff



Infinite Space
Entwickler:
Publisher: Sega
Release:
26.03.2010
Spielinfo Bilder Videos
Infinite Space entführt in die Tiefen des Weltalls: Man besucht unbekannte Planeten, bastelt sich seine eigene Raumflotte zusammen, bestreitet gleißende Laser-Gefechte und erlebt zahlreiche Abenteuer. Schaffen es die Entwickler, klassisches Elite- oder Wing Commander-Feeling zu erzeugen oder erleidet das ambitionierte SciFi-Projekt vorzeitig Schiffbruch?

Auf zu den Sternen!

Die Story wird im Animestil erzählt - leider bleibt alles auf Englisch.
Eigentlich ist es der Bevölkerung von Ropesk strengstens verboten ihren Heimatplaneten zu verlassen. Protagonist Yuri hat aber genau davon schon immer geträumt, lange gespart und einen so genannten Launcher beauftragt, ihn an den wachsamen Sicherheitskräften vorbei ins Weltall zu schleusen. Yuris Ziel ist das im Zentrum seiner Heimatgalaxie gelegene Elgava, wo er als Mechaniker anheuern und eines Tages ein eigenes Schiff erwerben will. Doch schon zu Beginn läuft alles schief: Der Launcher erleidet Schiffbruch, Yuris Schwester wird als Druckmittel benutzt, um ihn zur Rückkehr nach Ropesk zu zwingen und ein mysteriöses Erbstück seines Vaters, dessen Geheimnis er ergründen wollte, fällt in fremde Hände. Doch Yuri gibt nicht auf, trotzt allen Schwierigkeiten und kommt seinem angestrebten Ziel immer näher.

Doch sobald er sein eigenes Schiff kommandiert, gehen die Probleme erst richtig los: Er muss sich mit Piraten herum schlagen, gerät zwischen die Fronten zweier schon lange im Clinch liegenden Nationen und erfährt von einer fremden Streitmacht, die eine groß angelegte Offensive gegen seine Heimatgalaxie plant. Zwar wirkt die Hintergrundgeschichte lange Zeit belanglos und nur mäßig spannend inszeniert, aber je weiter Yuri in die Tiefen des Weltalls vordringt, um so interessanter und intensiver wird das vorwiegend in Manga-Bildern und Dialogen erzählte Abenteuer. Die meisten Charaktere bleiben zwar relativ blass, aber dramaturgisch ziehen die Entwickler einige Register: Man muss Entscheidungen treffen, die das Abenteuer in verschiedene Richtungen lenken, man gerät in moralische Zwickmühlen, es kommt zu unerwarteten Schicksalsschlägen und aus dem naiven Teenager wird ein abgebrühter Haudegen, der gnadenlos Rache nimmt, gegen Gesetzte verstößt und zielstrebig seinen Weg geht.

Die Spielwelt besteht aus vielen einzelnen Sonnensystemen, die über Warp-Portale miteinander verbunden sind. Die Navigation zwischen einzelnen Planeten erfolgt über so genannte Sternenstraßen, die man teils erst durch Dialoge oder spezielle Ereignisse freischalten muss, um auf ihnen reisen zu können. Freies Umherfliegen ist nicht möglich. Man setzt seinen Kurs über entsprechende Wegpunkte, erteilt den Abflugbefehl und schaut passiv von der Brücke aus zu wie man seinem Ziel immer näher kommt. Die vollautomatischen Flugsequenzen lassen sich auf Knopfdruck beschleunigen. Kommt es zu einem zufälligen Feindkontakt, kann man in der Regel entscheiden, ob man sich auf einen Kampf einlassen oder lieber
Es dreht sich um epische Schlachten im Weltraum.
die Flucht ergreifen will. Blöd ist nur, dass während der Kampfanfrage der Zustand der eigenen Schiffe nicht angezeigt wird und man daher nicht weiß, wie stark diese momentan beschädigt und welche überhaupt einsatzfähig sind. Manchmal sind kämpferische Auseinandersetzungen jedoch unumgänglich und bei story-basierten Gefechten ist Rückzug sowieso keine Option.

Strategisches Glücksspiel

Das Kampfsystem wirkt auf den ersten Blick eher primitiv: Man kann seine im Spielverlauf auf bis zu fünf Schiffe anwachsende Flotte auf einer Art Lineal in Echtzeit kollektiv vor und zurück bewegen und bei entsprechend aufgeladenem Aktionsbalken Gegner in Waffenreichweite mit einzelnen Salven oder Dauerbeschuss belegen sowie Ausweichmanöver einleiten. Ordnet man Sperrfeuer an, kostet das zwar doppelt so viele Aktionspunkte, aber dafür erleidet der Gegner dreifachen Schaden. Weicht er jedoch aus, geht der Angriff ins Leere. Normaler Beschuss trifft hingegen immer und erzeugt bei Ausweichmanövern sogar zusätzlichen Schaden. Also eine Art Schere-Stein-Papier-Prinzip mit selbst bestimmbarem Risiko. Zwar wird auch der Aktionsbalken des Gegners farblich dargestellt, dessen nächste Aktion vorherzusagen ist aber meist reine Glückssache, taktisches Kalkül eigentlich nur beim Verändern der Entfernung, der Zielwahl oder dem Schusszeitpunkt gefragt.

Mit der Zeit nimmt das Aktionsrepertoire jedoch zu und man kann von Trägerschiffen aus Flugstaffeln in den Kampf schicken, die den Gegner vorübergehend manövrierunfähig machen, schiffs- und personenspezifische Spezialaktionen ausführen oder versuchen ein feindliches Schiff zu entern. Gelingt letzteres, wechselt das Geschehen in einen Nahkampfmodus, der noch deutlicher auf dem klassischen Schere-Stein-Papier-Prinzip beruht: Klingenangriffe schlagen Schussangriffe, Schussangriffe Anführerangriffe und Anführerangriffe wiederum Klingenangriffe. Darüber hinaus kann man einmalig eine vom Truppenführer unterstützte Angriffsart verstärken oder den Rückzug anordnen. Manche Gegner sind zwar leicht durchschaubar, eine höhere Kampfstärke oder zahlenmäßige Überlegenheit ein klarer Vorteil, aber auch hier steht Glück eindeutig im Vordergrund.   

Kommentare

Rote Garde schrieb am
Ist eines der besten DS Spiele, mit einem gigantischem Umfang an Spielzeit, Charakteren und einer extrem spannenden Story.
Und das für 10 Euro ? OMG
Beam02 schrieb am
Wer schon eine Weile mit Infinite Space geliebäugelt hat, es sich aber aus welchen Gründen auch immer noch nicht geholt haben sollte, der kann das Spiel jetzt für knapp 10? über Amazon bestellen.
Spätestens bei dem Preis muss man einfach zuschlagen, für einen top 60 Stunden-Plus Titel ist das schon fast geschenkt.
godsinhisheaven schrieb am
Nach über 60 Spielstunden (und noch nicht durch) muss ich dann auch mal ein wenig Feedback geben :D . Schon länger konnte mich ein Spiel nicht mehr dermaßen fesseln. Nur SFIV und Dissidia konnten da noch mithalten. Bin echt begeistert von dem Spiel! Wenn euch Animestyle nicht abschreckt und ihr am Besten auch Science Fiction mögt könnte es euch ähnlich gehen wie mir. Ein gewisses Privateer bzw. Orion II Feeling kann ich als etwas älteres Semester dem Spiel nicht absprechen. Den zähen Einstieg des Artikelschreibers würde ich allerdings einfach als Lernkurve bezeichnen, man nutzt da tatsächlich mal die Hilfe. Ebenso entpuppt sich das Zufallskampfsystem, zumindest meiner Meinung nach, als erfrischend taktisch.
mfg
Vilodan schrieb am
Nachtrag:
Nachdem ich nun knapp 20 stunden meine kleine Odyssee durch diverse galaktische Systeme unternommen habe und noch immer kein Ende in Sicht ist, möchte ich nun nochmal ein kleines feedback geben:
Ich bin nun echt fasziniert von diesem Game und kann es kaum aus der Hand legen, es spielt sich fast, als würde man ein echt gutes Buch lesen, die kleinen Gefechte zwischendurch sind zwar meist wenig anspruchsvoll und wiederholen sich in ihrer Abfolge 1zu1, aber dieses Game hat seinen Schwerpunkt in einem anderen Teil seiner Eigenschaften gelegt? der erzählenden Story.
Wer keine ?RPG's? a la WOW oder der gleichen sucht, sondern sich erzählerisch in eine Welt entführen lassen will, dem sei dieses Game wärmstens empfohlen!
?Gute Englischkenntnisse vorausgesetzt, da in diversen Sequenzen der Text nur so über den Bildschirm rast.?
>>für mich ist dies eines der besten RPG's die ich in den letzen 10 Jahren gespielt habe... und da waren einige!!<<
schrieb am