Test: Sniper Ghost Warrior (Shooter)

von Jan Wöbbeking



Sniper Ghost Warrior (Shooter) von City Interactive
Sniper Ghost Warrior
Entwickler:
Publisher: City Interactive
Release:
24.06.2010
kein Termin
kein Termin
24.06.2010
14.04.2011
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Fast ein komplettes Jahr hat sich City Interactive Zeit gelassen: Endlich bekommen auch PS3-Besitzer ihre Umsetzung des Scharfschützen-Shooters. Als Ausgleich für die lange Wartezeit gibt es ein paar exklusive Missionen und neue Multiplayer-Modi. Also haben wir uns ein zweites Mal durchs südamerikanische Dickicht gekämpft.

Tropenparadies mit Schönheitsfehlern

Die Hintergrundgeschichte hat sich nicht geändert: Der aus Kolumbien stammende General Manuel Vasquez hat sich im Inselstaat Isla Trueno an die Macht geputscht, um die dortigen Drogengeschäfte unter die Fittiche seines Kartells zu bekommen. Zeit also für einen einsamen Helden, welcher der Bananenrepublik mit Hilfe seines Zielfernrohrs die Freiheit zurückbringt. Nach wie vor schleiche ich mich in der Ego-Perspektive durch den dichten Dschungel und kleine Dörfer – bewaffnet mit einem Scharfschützengewehr, Pistole, Messer -  und der Fähigkeit, beim Zielen die Zeit zu verlangsamen. Genaueres über die Spielmechanik findet ihr im Artikel zu den PC- und Xbox 360-Versionen, in diesem Nachtest geht es um die Neuerungen.

Die Chrome Engine 4 erschafft eine glaubwürdige Inselwelt mit dichter Vegetation, aber leider auch mit häufigen Ruckeleinlagen.
Die Chrome Engine 4 erschafft eine glaubwürdige Inselwelt mit dichter Vegetation - welche auf der PS3 aber unter Ruckelattacken und Tearing leidet.
Die Entwickler haben z.B. ein wenig an der Künstlichen Intelligenz geschraubt: Neuerdings entdecken meine Widersacher mich nicht mehr so leicht, wenn ich hinter einem blickdichten Busch an ihnen vorbei husche. Auf dem PC und der Xbox 360 eröffneten sie manchmal sogar dann das Feuer, wenn ich mich richtig gut im Dickicht oder hinter einem Wagen versteckt hielt. Außerdem trafen sie mit einfachen Sturmgewehren oder Pistolen erstaunlich gut – auch wenn ich noch ein ganzes Stückchen entfernt war. Die erwähnten Probleme tauchen kaum noch auf.

Renn, Forrest!

Als wirklich gelungen kann man die KI trotzdem nicht bezeichnen, denn gelegentlich kommt ihnen der unebene, dicht bewachsene Boden in die Quere. In der ersten Mission etwa will ein überraschter Widersacher sich in Deckung flüchten, rennt dabei aber wie ein Hirntoter gegen einen Panzer, so dass ich ihm in Seelenruhe hinterrücks eine Kugel verpassen kann.  Einige Minuten später verheddern sich zwei weitere Gegner zwischen ihren Lager-Zelten und rennen auf der Stelle – einer taucht dabei sogar zur Hälfte in die Zeltwand ein. Der Großteil der Soldaten stellt sich zum Glück cleverer an, so dass auch eine ganze Reihe glaubwürdige Gefechte zustande kommen. Schade ist jedoch, dass ich wieder nur auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad die rote Zielhilfe abstellen darf. Sie zeigt an, wie weit sich das Projektil durch Wind und Schwerkraft von der Fadenkreuzmitte entfernt und wo genau es einschlägt. Dadurch wird das Zielen in den meisten Situationen zum Kinderspiel. Außerdem konzentriert sich die Kampagne immer noch zu sehr auf actionreiche, oft chaotische Schießereien, statt den lautlosen Alltag eines Scharfschützen in den Mittelpunkt zu stellen.

Mittlerweile ist dieses Missverhältnis offenbar auch City Interactive aufgefallen, denn die PS3-exklusiven Bonus-Missionen wirken deutlich glaubwürdiger. In einigen davon begebe ich mich auf die Jagd nach dem Sohn des Despoten Vasquez – und werde dabei von einem Partner begleitet. Zu Beginn schleichen wir uns durch einen Graben an die ahnungslosen Wachen heran. Bevor sie den Angriff überhaupt realisieren, haben wir sie bereits der Reihe nach ausgeschaltet. Später hält mein Verbündeter aus der Entfernung für mich Ausschau und lotst mich an einem feindlichen Konvoi vorbei: Immer, wenn er mir ein Kommando gibt, hechte ich zur nächsten Deckung. An anderer Stelle tauschen wir die Rollen und mein verbündeter Scharfschütze wird aktiv: Aus sicherer Entfernung markiere ich einige Wachen auf einem Steg mit dem Fernglas, damit mein Verbündeter kurz darauf die Drecksarbeit erledigt. Der Abschnitt ist wie ein Rätsel aufgebaut: Gebe ich den Schießbefehl in der falschen Reihenfolge, sprintet sofort einer Wachmänner wie ein aufgescheuchtes Huhn zum Alarmknopf und wir fliegen auf. Die meisten der kleinen, eng miteinander verbundenen Gefechte werden temporeich inszeniert. Es gibt allerdings auch langweilige Momente wie die minutenlange Schießerei gegen eine Heerschar von Scharfschützen, welche sich auf einem an Tschernobyl erinnernden Kraftwerk verschanzen.

Auch ein paar exklusive Wummen wie das CheyTac Intervention M-200 hat die PS3-Version zu bieten.
Auch ein paar exklusive Wummen wie das CheyTac Intervention M-200 hat die PS3-Version zu bieten.
Auf leisen Sohlen

Deutlich ruhiger und spannender gestaltet sich die Extra-Mission »Herausforderung«: Dort schleiche ich mich ohne technischen Schnickschnack wie Radar oder HUD-Hilfen durch die feindlichen Linien. Auch der rote Zielpunkt ist dann ausgeschaltet. Ich folge also meinem Gehör, während ich mich behutsam durch den Dschungel an die alten Ruinen heran pirsche. Auf keinen Fall darf ich den Rambo spielen, denn sonst bekommen die zahlreichen Wachen Wind von meiner Mission. Wenn ich hier entdeckt werde (der Sichtbarkeits-Balken ist einer der wenigen verbleibenden HUD-Elemente) und eine Gewehrsalve einstecke, war es das – dann muss bei einem der sehr sparsam verteilten Checkpoints neu starten. Im Gegenzug macht es umso mehr Spaß, wenn ich mich in letzter Sekunde in einen Busch flüchten kann und kurz darauf zwei Gegner mit nur einem Schuss erwische. In einigen  brenzligen Situationen funken aber auch hier wieder kleine Äste und andere Hindernisse dazwischen, so dass ich ohne Eigenverschulden im Schussfeld hängen bleibe.

Auch die Chrome Engine 4 scheint ihre Probleme mit der dichten Vegetation zu haben. Wenn man den Blick schweifen lässt, sieht man zwar meist ansehnliche Dschungel-Panoramen, doch der Preis dafür ist ständiges Ruckeln und Tearing. Die Bildrate ist sogar noch unstabiler als auf der Xbox 360 – andererseits wurden einige Pop-ups und Clipping-Fehler ausgemerzt. Auf einem aktuellen PC sieht Sniper aber nach wie vor eine ganze Ecke besser aus und hat zudem nicht mit Rucklern zu kämpfen. Der Multiplayer-Modus wurde für die PS3-Version übrigens erweitert: Neu dabei sind z.B. der Modus »Capture the Flag« und der Hardcore-Schwierigkeitsgrad. Ob die Gefechte mehr Spaß machen als die öden Camper-Duelle des Originals, konnten wir nicht überprüfen, da das PSN noch nicht wieder online ist. Der Aufdruck »100% uncut« auf der Hülle der USK-18-Version ist übrigens nicht ganz korrekt: Wie in den anderen USK-Versionen spritzt im Intro-Film kein Blut. Der Rest des Spiels ist aber mit der PEGI-Fassung identisch.
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Kommentare

KingDingeLing87 schrieb am
Naja, das macht mich jetzt auch nicht mehr an, als das, was ich über die 360 Version gelesen habe.
Denn eigentlich, finde ich diese Thematik des spiels einen Scharfschützen zu spielen, richtig cool.
An der Umsetzung des ganzen, happert es aber, wie man liest.
Naja, wie die 360 Version, wird auch denke ich die PS3 Version völlig an mir vorrüberziehen.
L'amore finisce mai schrieb am
Danke für den Test. :wink:
Nun muss ich nur noch ein eigenes Bild von der mäßigen technischen Umsetzung machen.
BloodyJoe schrieb am
Keine Move-Unterstützung! Ich bleib bei Killzone 3 und SOCOM 4!
ruffygx schrieb am
Mittelmäßige Umsetzung eines mittelmäßigen Spiels^^
MaxxSchmerz schrieb am
Wird dann halt für einen 20er bei der Pyramide gekauft. :wink:
schrieb am

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