Test: H.A.W.X. 2 (Simulation)

von Paul Kautz



H.A.W.X. 2
Entwickler:
Publisher: Ubisoft
Release:
02.09.2010
11.11.2010
09.09.2010
15.10.2011
Spielinfo Bilder Videos
Es ist knapp drei Monate her, dass Ubisofts HAWX 2 bei uns zwar nicht für Jubeltänze, aber doch wenigstens für fröhlich zuckende Knie sorgte - ein solider Konkurrent für die Ace Combat-Serie. Die frisch veröffentlichte Wii-Fassung geht interessanterweise in eine komplett andere Richtung als ihre Plattformbrüder: Zwar ist man auch hier in Flugmaschinen unterwegs, der Rest des Spiels ist aber eigenständig.

Zwei Sticks sind besser als einer

Kein Ace Combat, aber nahe dran: HAWX 2 sieht auch auf Wii gut aus!
Wii-Umsetzungen sorgen immer für eine Zwickmühle: Technisch dümpelt die Konsole deutlich unter PC, 360 und PS3, so dass Grafikeinbußen hinzunehmen sind. Auch die Steuerung muss umgemodelt werden, um der Abwesenheit eines zweiten Sticks und der Abwesenheit einer Bewegungskontrolle gerecht zu werden. Sprich: Direkte Umsetzungen wie seinerzeit z.B. Call of Duty 3 sind zum Scheitern verurteilt; wer beim Stichwort »Multiplattform« auch Wii einbeziehen möchte, muss sich bei anspruchsvolleren Spielen wirklich Arbeit machen. Und HAWX 2 war in mancher Hinsicht sehr anspruchsvoll.

So ist es kein Wunder, dass die Wii-Falken im Prinzip mit ihren Kollegen nichts zu tun haben: Story, Handhabung, das ganze Drumherum, all das ist neu und speziell für Wii entwickelt. Die Steuerung verlässt sich ausschließlich auf Nunchuk und Wiimote. Erstere dient der Kontrolle der Maschine (wobei es kein Seitenruder gibt) und zum Beschleunigen/Abbremsen, mit Letzterer kontrolliert man das Fadenkreuz und die Waffen. HAWX 2 ist kein Railshooter, aber kommt nahe genug ran, denn in manchen Missionen fliegt das Flugzeug automatisch, man übernimmt nur das Feuer auf die Feinde. Und auch wenn man selbst die Kontrolle hat, ist das Aktionsfeld doch deutlich eingeschränkt: Man darf nur wenig vom vorgeschriebenen Kurs abweichen. Freies Herumfliegen ist innerhalb der Aufträge nicht vorgesehen; entfernt man sich zu weit vom gegenwärtigen Missionsziel, wird man zum letzten Checkpunkt zurück geworfen.

Spielerisch hat die Wii-Fassung mit ihren Plattform-Brüdern allerdings nichts zu tun - hier wartet Arcade-Ballerei pur!
Es gibt nicht viele »Flugsimulationen« auf Wii, aber die wenigen, allen voran The Sky Crawlers , sehen meist ziemlich gut aus. HAWX 2 ist da keine Ausnahme: Die detailliert texturierte Landschaft bietet zwar eine dicke Nebelbank im Hintergrund, zischt aber mit rasanter Geschwindigkeit an den schön modellierten Maschinen vorbei. Richtig misslungen sind nur die Explosionen - hässliche Bitmaps, die es in der Form schon seit den 90ern eigentlich nicht mehr zu sehen geben dürfte. Kein Wort des Ärgers dagegen an der Musikfront: Im Hauptmenü dreschen die Beats, im Spiel wird so pompös aufgedreht, dass Hans Zimmer seine Freude hätte - und hat man eine Mission gemeistert, wird unbeschwert drauflos geträllert.

Atmet die Kriegsluft!

Schon auf 360, PS3 und PC war HAWX 2 weitaus mehr After Burner als Falcon 4.0 - aber auf Wii gibt es überhaupt keinen Simulationsansatz mehr, den Spieler erwartet Arcade pur: Die Maschine liegt wie ein Brett in der Luft, ein simpler Strömungsabriss ist schon das Höchste der Physikgefühle. MG und Raketen (mehr Waffen gibt es nicht) sind unendlich munitioniert, das Schadensmodell beschränkt sich auf Rauchschwaden und sprühende Funken, es gibt nur die Außenansicht; auch wenn man in wenigen Missionen in die Cockpitperspektive gezwungen wird. All das macht das Spiel schon sehr leicht, dazu kommt noch, dass es keinen wählbaren Schwierigkeitsgrad gibt - und geht man ein paar Mal zu oft drauf, kann man sogar den Rest der Mission vom Autopiloten fliegen lassen, während man selbst nur noch das Fadenkreuz zückt. Kurz gesagt: Hier dürfte wirklich niemand Schwierigkeiten haben, die mit etwa fünf Stunden recht kurze Kampagne durchzuspielen.

Nur selten bekommt man die Action aus der Cockpitperspektive zu sehen - wie in dieser Mission, in der man einen Helikopter steuert.
HAWX 2 bietet mehrere Spielmodi, die aber erst nach und nach freigeschaltet werden - anfangs steht nur die Kampagne zur Verfügung: Die dreht sich um den jungen Piloten Arrow, der für die Söldnertruppe DDI fliegt, aber schnell merkt, dass er die Aufträge nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann - also flüchtet er zu den HAWX, bei denen nicht nur ein alter Freund fliegt, sondern die auch noch unter dem Kommando seines Vaters stehen. Die solide Story wird in erster Linie zwischen den Missionen weitergeführt, und zwar in Form von verwaschenen, aber stilistisch interessanten Standbildern sowie viel Sprachausgabe (man kann sich in den Optionen entscheiden, ob man das Ganze auf Englisch oder Deutsch hören bzw. lesen möchte). Die Missionen sind meist recht kurz und bedienen Genrestandards: Basis verteidigen, gegnerischen Angriff abwehren, entführten Kameraden befreien, bei Nacht-und-Nebel-Aktion unter Radar bleiben. Hin und wieder nimmt man wie erwähnt auch nur am Geschütz Platz, während die KI z.B. mit rasender Geschwindigkeit durch eine dichte Innenstadt rast. Später schaltet man noch einen sehr simplen Survival-Modus sowie den witzigen »Blick von oben« frei: Letzterer ist eine Mischung aus Vertikal- und Horizontalshooter, der sich zwar etwas träge steuert und kaum Extras bietet, aber für zwischendurch durchaus unterhaltsam und im Gegensatz zum Rest des Spiels auch zu zweit spielbar ist.

  

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