Test: Black Mirror 3 (Adventure)

von Bodo Naser



Black Mirror 3
Publisher: dtp/Anaconda
Release:
04.02.2011
Jetzt kaufen
ab 2,15€
Spielinfo Bilder Videos
Black Mirror 2 konnte im Jahr 2009 trotz düsterer Atmosphäre nicht an die Qualität seines Vorgängers anknüpfen, der vor sechs Jahren für morbides Herrenhausflair sorgte. Kann Cranberry Productions mit dem dritten Teil wieder an die faszinierendere Wurzel des Adventures anknüpfen?

Rückkehr nach Willow Creek

Das Spiel beginnt genau dort, wo Teil zwei endete:
Adrian kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück. Allerdings freut sich niemand über seine Wiederkehr - ganz im Gegenteil... 
 Alle Verschwörer sind tot oder verschwunden, das Schloss brennt lichterloh und Darren, der niemand anderer als der letzte Spross der Familie Gordon ist, steht wie der Mörder da. Aus diesem Grund wird er, der nun Adrian heißt, in Haft genommen, wo ihn der ermittelnde Inspektor Spooner am liebsten auf Dauer sähe. Der korrupte Polizist hat es auf Darren abgesehen, weil im der prominente Fall die Rückkehr nach London ermöglichen soll, von wo er aufs Land strafversetzt wurde. Allerdings zahlt ein ominöser Spender die Kaution für Darren. Er verlässt umgehend das Gefängnis und will allen beweisen, was wirklich geschah.

Doch niemand glaubt ihm, bis auf die Psychologin Dr. Winterbottom, bei der er regelmäßig Sitzungen hat. Man beginnt das Abenteuer in England und ist gleich mitten im mysteriösen Geschehen, das Spieler des zweiten Teils noch kennen dürften. Verkürzt gesagt geht es um den mörderischen Fluch, der die Familie Gordon schon über Generationen plagt: Bereits Adrians Vater Samuel war verflucht, wie es hieß. Scheinbar wirken noch ältere Kräfte, die von Adrian Besitz ergriffen haben. Hat er Angelina umgebracht, die ihn im Vorgänger nach England lockte? Er stellt sich jedenfalls immer wieder mal vor, wie er andere umbringt. Ist er etwa von einem bösen Geist besessen?

Betont schwermütig

In diesem schwermütigen Szenario wirkt traditionell alles finster,
Ein Heldlein steht im Walde: Obwohl alles mehr als düster ist, will echter Grusel nicht aufkommen, weil man Adrian die Pein nicht abnimmt.  
 erhellende Momente sind auch stilistisch selten. Der Tod und die Vergänglichkeit des Lebens sind ständig wiederkehrende Motive des Adventures, das in Kapitel eingeteilt ist. Wenn Adrian durch den herbstlichen Wald streift, sieht er nicht seine romantische Schönheit, sondern dass alles tot ist und bald der Winter kommt. Darren/Adrian scheint von allen guten Geistern verlassen, keiner mag ihn und selbst die alten Frauen schrecken vor ihm zurück, wenn er im winzigen Dorf auf sie trifft. Natürlich hat sich längst rumgesprochen, dass der irre Ausländer ein paar Menschen auf dem Gewissen haben soll.

Obwohl die Macher sich alle Mühe geben, will man Darren/Adrian die ewige Melancholie nicht so ganz abnehmen, da er zu allem seltsam distanziert scheint. Selbst in den kurzen auf Horrorfilm getrimmten Szenen, wo er zum mordenden Monster wird, neigt man eher zum Schmunzeln als dass ein Grusel kitzeln würde. Für einen Protagonisten ist so eine spöttische Art vielleicht ganz gut, da er fürs Publikum als Held sympathischer bleibt, aber für seine Glaubwürdigkeit ist diese Distanz eher Gift. Es ist nie gut, wenn man seine eigene Story nicht so ganz ernst nimmt - vor allem, wenn es um bierernste Themen geht.

Kaum Schwierigkeiten

In punkto Rätsel hat sich im Vergleich zum zweiten Teil leider wenig getan.
Wanderkarte der besonderen Art: Zwar keine Alpenvereinskarte, aber doch eine Zeitersparnis, wenn man damit reist. 
 Die paar Aufgaben pro Abschnitt verlangen nicht viel Grips, es gibt natürlich eine Hilfe und die Lösung ist meist in der Nähe zu finden. Die meisten Aufgaben sind zudem Inventarrätsel, bei denen man gerade mal einen Gegenstand anbringen muss: So muss man für Hotelier Murray ein Foto als irrer Mörder vor Black Mirror Castle schießen, wobei keinerlei Probleme auftreten - man klickt einfach mit dem Fotoapparat auf das Schloss und fertig. Kein kaputtes Foto, keinen Film einlegen oder leere Batterien, wie man es in einem einigermaßen kniffligen Adventure erwarten könnte. Viele kleinere Vorgänge sind zudem so automatisiert, dass man oft gar nicht mehr selbst den ganzen Weg für die Aktion laufen muss.

Dennoch ist es üblich, dass man an bereits besuchte Orte zurückkehrt, wobei die Wanderkarte mit Schnellreisefunktion hilft. Auch sonst hat man es dem Spieler recht bequem gemacht: Es gibt neben der erwähnten abschaltbaren Hilfe auch eine Hot-Spot-Anzeige. Zudem sorgt ein Tagebuch für Übersicht, das man aber eigentlich gar nicht braucht, da die Zahl der Rätsel und Orte überschaubar bleibt: In jedem Kapitel sind es gerade mal eine Hand voll. Die Knobeleien sind genauso lauwarm gestaltet, dass sie niemandem weh tun, aber auch niemand gefordert wird. Beim Reparieren des Kopierers fummelt man halt ein wenig rum, bis es nach kurzer Zeit plötzlich wieder geht. Kreative Kopfnüsse sucht man vergeblich.
              
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Kommentare

DesMoines schrieb am
Mir hat Black Mirror 3 ein klein wenig schlechter als Teil 2 gefallen, das aber auch nur weil ich Kapitel 5 und 6 verhunzt finde...Kapitel 5 dauert übertrieben gesagt 5 Minuten und hätte man sich somit auch sparen können, hätte auch gut und gern an das Ende von Kapitel 4 gepasst....Kapitel 6 fand ich eher schwach, da es fast nurnoch aus langweiligen und unnötig schweren Minispielen besteht die mir persönlich einfach null Spaß gemacht haben, zu dem albernen Ende ala 50-Cent Horror-Groschenromane ganz zu schweigen
4907christian schrieb am
Mal im Vergleich zu Black Mirror II ist der dritte Teil weitaus gruseliger und geht mehr auf die Story von Teil eins ein. Ferner braucht Teil drei keine Einführung von zwei Kapiteln in Biddeford, auch, wenn die mir sehr gefallen hat.
Der Test liest sich echt so, als sei das Spiel nicht zu Ende gespielt. So viel Positives wurde ausgelassen, 70 ist viel zu wenig. Das gibt zahlreiche Seiten, die bewerten das Spiel mit bis zu 88.
Haremhab schrieb am
4P|Bodo hat geschrieben:
Haremhab hat geschrieben:@Bodo
Sag mal Bodo, wie lange prüfst du schon Adventure Spiele?
Dieses Jahr sind es 11 Jahre, dass ich den Job als Spieleredakteur mache. Allerdings spiele ich schon etwas länger nämlich seit ca. 30 Jahren.;-)
Hallo Bodo,
grüß dich. Ziemlich strenge, ja eigenwillige Wertung (70%), waren die 80% nicht möglich?
Das "Spielervolk" ruft, dass Spiel ist "Gut" (8X%), auch Eure Konkurrenten äußern sich in dem Punkt unisono (http://www.amazon.de/dtp-entertainment- ... 087&sr=8-1). Kann daher deine 70% nicht ganz nachvollziehen.
4P|Bodo schrieb am
Haremhab hat geschrieben:@Bodo
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schrieb am

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