Test: Papo & Yo (Plattformer)

von Jörg Luibl



Papo & Yo (Plattformer) von Minority
Papo & Yo
Entwickler:
Publisher: Minority
Release:
kein Termin
15.08.2012
Erhältlich: Digital (Steam)
Spielinfo Bilder Videos
Ein kleiner Junge sitzt zusammen gekauert unter einer Treppe. Er zittert und drückt sein Stofftier an sich, als eine Kreatur schnaufend an ihm vorbeistampft. Der Junge flüchtet sich panisch in eine andere Welt, die sich wie von Geisterhand neben ihm öffnet. Ein seltsam bemaltes Mädchen lockt ihn immer weiter fort, in ein ebenso bewegendes wie gefährliches Abenteuer. Denn das Monster wartet schon.

Eine persönliche Widmung

Video
Papo & Yo erzählt die Geschichte eines Jungen, der vor einem Monster flieht.
Wenn man etwas der Mutter und den Geschwistern widmet, weil sie geholfen haben, das „Monster in meinem Vater zu überleben“, dann muss man Schreckliches mitgemacht haben. Wenn man daraus auch noch ein Spiel macht,  dass diese Erlebnisse aus der ebenso fantasievollen wie traumatischen Sicht des Kindes aufarbeitet, dann muss man verdammt mutig sein. Vor allem, wenn man wie Vander Caballero über ein Jahrzehnt bei Electronic Arts gearbeitet hat und weiß, wie zielgruppenexplosiv die Branche tickt. Oder ist diese Widmung nichts weiter als clevere PR, die von Beginn an um Gefühle duseln soll? Immerhin hat dieser Designer die Tampons als Heilmittel in Army of Two erdacht...

Nein, die sehr persönliche Ansprache wird von einem Spiel getragen, indem es um ein Trauma geht. Und diesmal legt Caballero weniger Stoff, dafür mehr Gefühl in die Wunde. Hier wird nicht geballert, sondern gehüpft, gerätselt und sehr behutsam in Metaphern erzählt. Auf den ersten Blick wirkt das Abenteuer noch wie ein heiterer Plattformer für Kinder. Es gibt magische Türen und Kreidelinien, kunterbunte Häuschen wie in Panama und dutzende eng aneinander gebaute Wellblechhütten wie in Favelas. Huch, was ist das? Kaum dreht man an einem Schlüssel, bekommen die Bungalows weiß
Große technische Probleme?

Es gibt amerikanische Reviews, die von fatalen Bugs sprechen, die zum komplett neuen Spielen zwingen. Davon haben wir in den knapp fünf Stunden nichts gesehen; es gibt lediglich kleine technische Schwächen.
leuchtende Beine oder Flügel! So ergeben sich neue Weg und Ziele in städtischen Labyrinthen, die von der Unreal Engine inszeniert werden.

Das schizophrene Monster

Tearing und Clipping trüben das Bild zwar hier und da, aber es entstehen zauberhafte Situationen, wenn sich die kindliche Fantasie einfach Wege schafft. Schön ist, wie mit Maßstäben gespielt wird: Man kann kleine Kartons oder Quader aufnehmen und woanders platzieren, während synchron dazu ihre riesigen Pendants in Form von Häusern bewegt werden – so baut sich der Junge eine Passage über eine Kluft. Falls man mal nicht weiter weiß, setzt man sich einen Pappkarton auf den Kopf und schaut sich die gezeichneten Hinweise an. Das Ziel ist erzählerisch zunächst unklar, aber spielmechanisch simpel: Alles,
Noch ruht sich das Monster friedlich aus. Aber sobald es Frösche frisst, mutiert es zur Bestie.
Noch ruht sich das Monster friedlich aus. Aber sobald es Frösche frisst, mutiert es zur Bestie. Zunächst erinnert der sanfte Riese an Majin, aber das ändert sich im Vollrausch...
was glänzt, bringt einen wie Hänsel und Gretel irgendwie weiter. Aber nicht weit genug weg von der Angst und der Verfolgung.

Spätestens als der Junge entdeckt, dass auch das Monster in diese lateinamerikanische Zauberwelt voller grellbunter, imposant strahlender Graffiti geflohen ist, wird aus dem einfachen Plattformer auch ein Märchen für Erwachsene. Hier erkundet man über mehrere Kapitel nicht nur die Oberfläche mit all ihren kleinen Rätseln und akrobatischen Herausforderungen, sondern auch die Gefühlswelt des Jungen, der mit tragischen Verlusten und Ängsten umgehen muss – nicht in alptraumhafter Düsternis, sondern bei strahlender Sonne. Das Grauen im Alltag? Dazu gehört auch die Schizophrenie eines Monsters, das mal ein tapsiger Helfer, mal ein wild umher jagender Feind ist. Die umher liegenden Fußbälle wirken dann wie mahnende Relikte einer unglücklichen Kindheit.

Kommentare

Supabock- schrieb am
gestern endlich mal dazu gekommen, damit anzufangen.
Und: Jo, gefällt mir.
McKnife schrieb am
USERNAME_1639154 hat geschrieben: ich finde das lustig: jörg, ein spielereporter der sich offensichtlich nur in anonymer form im internet manifestieren kann, ist für dich scheinbar so wenig greifbar, dass er das attribut mensch für dich völlig verliert. du kannst ihm offenbar einfach nicht glauben, was er in seinem zitat geschrieben hat: nach seinem geschmack sind derzeit gerade die indie titel oftmals die besseren spiele. man könnte jetzt meinen jörg wäre ein subjektiv empfindenes menschliches wesen, welches da einfach nur sagen will: hey, ich finde dieses besser als jenes und so bewerte ich es. aber nein - für dich ist jörg das nicht greifbare übel des internets, das objektivierende über-ich der spieleindustrie, dass doch erkennen muss, dass spiele die du magst, besser sind als spiele die du nicht riechen kannst. aber das tut er nicht. also muss da was faul sein. er ist böse. dieser jörg. verlogen und falsch. er bevorzugt ohne grund die titel der indipendent industrie. das hat system und das ist schlecht.

made my day. Gut gesagt !
L33chi schrieb am
Man braucht sich garnicht durch die ganzen Kommentare lesen, viel einfacher ist es die Demo mal zu laden und das Spiel anzuspielen. Spätestens hier sollte eigentlich ersichtlich sein dass es sich um ein wunderbar atmosphärischen Titel handelt der seine gute Wertung mehr als verdient.
Sicherlich nicht für jedermann, aber das schafft ja vermeintlich auch noch kein Call of Duty.
schockbock schrieb am
Ach jede Kritik ist also ein Troll?
Dazu fällt mir nur ein, dass wohl jeder ein Troll ist, der sich durch die Bemerkung auf den Schlips getreten fühlt. Du hast doch selber den Quastenfüßer gelesen, der sich außerordentlich trollig am Thema vorbei geäußert hat- was ich jetzt übrigens auch und immer noch tu und deswegen mal damit aufhör.
No Cars Go schrieb am
Creepwalker hat geschrieben:Sicher gibs gute Indiespiele, aber das hier ist mit Sicherheit keins.
Diese melodramatischen, symbolschwangeren Pseudogames sind einfach lächerlich.
Für Kinder mit sozial-chaotischen Background vielleicht interessant,
aber für den normalen Erwachsenen wie eine Therapiestunde beim Kinder-Psychoklempner.
dear esther war gut, limbo auch ... aber man kanns auch übertreiben.
So lachhaft wie der Typ plötzlich mit der weißen Totenmaske und Buzz Lightyear rumrennt und sein Vater ist ein "weißes" Monster...JA IS KLAR! DAFUQ
Da lese ich doch lieber ein Buch..
Langsam fange ich am geistigen Gesundheitszustand der Tester zu zweifeln... :wink:
So, wie du hier auf Papo & Yo abgehst, gehen sehr viele andere Spieler auf Dear Esther ab, das du - ich muss gestehen: zu meiner kleinen Verwunderung - schätzt.
schrieb am