Test: Divinity: Original Sin (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Release:
30.06.2014
30.06.2014
30.06.2014
27.10.2015
27.10.2015
Erhältlich: Digital (Steam)
Erhältlich: Digital (Steam)
Erhältlich: Digital (Steam)
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Kleine Schritte

Nach einem Sieg kann man übrigens zahlreiche Ausrüstungsgegenstände und Zutaten aufsammeln. Wenn ich auf längeren Ausflügen mein Ziel schon gespannt vor Augen habe, geht mir das langwierige Auflesen, Vergleichen und Sortieren zwar auf den Senkel. Im Gegenzug freue ich mich aber über jeden bitter benötigten Gegenstand. Denn mein Abenteuer entpuppte sich nach leichtem Einstieg als ausgesprochen schwierig. Natürlich hätte ich jederzeit den Schwierigkeitsgrad senken können, aber wo kämen wir denn da hin?

Wer seinen Helden anfangs frei der Nase nach Fähigkeiten zuweist, für den könnten frühe Gegner jedenfalls zum kaum überwindbaren Hindernis werden. Dass Roderick und Scarlett von Beginn an theoretisch die gesamte Welt bereisen dürfen, verschärft den Eindruck der eigenen Schwäche nur. Ich musste deshalb lange beißen, habe einzelne Feinde an meine Gruppe heran teleportiert und bin geflohen, sobald ich die Erfahrungspunkte für ihren Tod eingeheimst hatte. Ich musste überlegen, welche kleinen Aufgaben ich schon erledigen konnte, um auch dadurch Punkte zu sammeln und Erfahrung mit anderen Taktiken zu gewinen.

Ein zähes Spiel? Ja. Aber ein gutes! Ich bin nämlich kein Freund der glatten Spielbalance, wie sie häufig gepriesen wird. Ich will mich in ein Abenteuer hinein fuchsen, um notfalls durch eine krumme List einen Weg zu finden – anstatt zu wissen,
In den ersten Stunden kann das Abenteuer schwierig sein. Wer auf der sicheren Seite sein will, wählt gewöhnliche Berufe seiner vorgefertigten Helden oder stellt die Schwierigkeit auf Leicht.
In den ersten Stunden kann das Abenteuer schwer sein. Wer auf der sicheren Seite sein will, wählt vorgefertige Helden gewöhnlicher Klassen oder stellt die Schwierigkeit auf Leicht.
dass es sowieso klappen wird. Es gefällt mir zwar nicht, dass es Fallen gibt, die meine Helden ohne Vorwarnung töten. Doch lieber nutze ich das Schnellspeichern, als mich ständig treiben zu lassen.

Handgemacht

Die vielen Gegenstände haben aber noch einen ganz anderen Vorteil: Aus ihnen baue ich eigene Ausrüstung und braue Tränke oder koche Lebensmittel für Statusverbesserungen. Selbstverständlich finde ich auch starke Waffen, während ich nutzlose Ausrüstung verkaufe. Schwerter könnte ich allerdings einschmelzen, um das gewonnene Roheisen in einer Axt zu verarbeiten. Hacke ich mit dieser ein Stück Holz, erhalte ich Knüppel, die nützliche Waffen sein können. Und falls sich noch ein paar Nägel finden, um den Knüppel zu veredeln...

Dieses Divinity ist richtig stark, wenn es um die Reparatur und Verbesserung sowie Herstellung eigener Ausrüstung geht. In der heutigen Zeit erinnert das altmodische Rollenspiel deshalb nicht nur an Ultima 7oder Baldur's Gate, sondern auch an moderne Überlebensspiele im Stil eines DayZ. Diese Möglichkeiten sowie die physikalischen Kämpfe verleihen ihm große spielerische Tiefe. Klingt es seltsam, dass Rivellon vor allem dank der schieren Menge an Materialien und Gegenständen lebendig wirkt? Es ist nicht das Leben in den weitläufigen Bethesda-Schauplätzen oder das hinter den tief blickenden Charakterzeichnungen bei BioWare; hier treibt mich das umfangreiche spielerische Tun zum Entdecken der faszinierenden Welt an.

Überquellen statt Quell der Freunde

Ohne Makel ist das Sammeln, Basteln, Kochen, Handeln allerdings nicht. Denn das Umherschieben in den Rucksäcken der bis zu vier Figuren ist mitunter eine Geduldsprobe. So ist es zwar schön, dass ich beliebig viele Gegenstände in Beuteln sortieren kann.
Die Position von Fenstern merkt sich das Spiel nur selten und der Handel ist umständlich.
Die Position von Fenstern merkt sich das Spiel nur selten und der Handel ist umständlich.
Die Position einzelner Fenster merkt sich das Spiel jedoch nicht, weshalb ich vor vielen Griffen meine Sortierung neu herstellen muss.

Richtig umständlich ist der Verkauf, denn während des Handels kann ich Gegenstände nicht mehr von einer Person zur nächsten schieben. Auch weil ich nicht aus Beuteln heraus verkaufen darf und weil die Gegenstände anders sortiert sind als im Rucksack, muss ich mich in jedes Verkaufsfenster erst hineindenken. Und obwohl ich zwischen den Sammlungen aller Gruppenmitglieder wechseln darf, vergleicht das Spiel die Eigenschaften eines Objekts stets mit der aktiven Ausrüstung des Charakters, der das Gespräch mit dem Händler begonnen hat. Ich kann Gegenstände sogar so bearbeiten, dass ich einen besseren Preis rausschlage – doch all das mindert meine Vorfreude aufs Geldverdienen so sehr, dass ich lieber warte, bis die Rucksäcke fast überquellen.

Kommentare

Stalkingwolf schrieb am
Ok, habe eben auf YT im Larian Channel das Vergleichsvideo gesehen und das sieht beindruckend aus. Ich würde es gern noch einmal spielen und dann auch beenden :-)
Bei Stunde 50 war die Luft raus vor allem, und das wurde mit der Enhanced Version geändert, weil der Progress zum Ende hin verloren geht.
Skill und Itemsystem wurden ja stark überarbeitet.
Wenn es nicht direkt am 27 raus kommt wäre nicht schlimm weil a) Halo und b) ich nicht da bin
adventureFAN schrieb am
Aye, die Enhanced Edition kommt auf jeden Fall auch für die PC-Version.
Und nein, die muss man dann nicht erneut kaufen. Bei Steam wird dann noch die Enhanced Edition auftauchen.
Genau wie bei Wasteland 2.
Aber bin mir gerade nicht sicher, ob sie ebenfalls am 27.10. erscheinen wird.
Stalkingwolf schrieb am
Weiß jemand ob die Enhanced Edition auch für den PC kommt?
Falls ja als Patch wie damals in Witcher 2 oder muss man es erneut kaufen?
sf2000 schrieb am
WulleBulle hat geschrieben:Hiho....ist ja schon was her der letzte Beitrag hier. Wollte mal fragen, ob das Spiel jetzt "aus der Beta" raus ist und man es bedenkenlos kaufen kann?
Für einen Freund und mich ist auch der Multiplayer wichtig. Aber auch im SinglePlayer Part sollte es keine Störungen geben.
Vielleicht ist jemand so nett und listet einige Dinge auf, die sich verbessert haben und gibt ein kurzes Statement zum Allgemeinzustand des Spiels ab.
Vielen Dank für die Mühe.
Je fehlerfreier das Spiel läuft, desto besser erinnert es einen daran, dass man vor 20 Jahren bereits glaubwürdigere AI, bessere Dialoge und eine interaktivere Welt hatte. Mit jedem Pixel, der an Grafik draufgekommen ist, scheint man an allen anderen Fronten vergessen zu haben, wie man eigentlich ein RPG macht. Und gerade weil Divinity sehr plakativ mit einigen Anleihen aus den goldenen Jahren dieses Genres um den Block wackelt, tut es nur umso mehr weh, keinen Tag-Nacht-Zyklus zu haben, keine echte offene Welt, keine Tagesabläufe der NPCs... und dafür Sprachsamples, die wiederholt werden, bis einem die Ohren bluten.
Da kann ich ja gleich den ganzen Tag im Forum abhängen :Blauesauge:
KaioShinDE schrieb am
Es ist schon länger offiziell erschienen und nicht mehr Beta. Auch nach release gab es noch einige Patches, unter anderem ein größeres Inhaltsupdate das nochmal neue Companions mit Backstory hinzugefügt hat. Ich hatte aber schon beim durchspielen der Releasefassung keine Bugs. Das Spiel kann bedenkenlos gezockt werden.
schrieb am