Legacy-WRC
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Milestone hat an der Präsentation und Grafik geschraubt.
Legacy-Editionen – so nennt Electronic Arts neuerdings seine Versionen von FIFA und dem Fußballmanager, bei denen man lediglich die Trikots auf den aktuellen Stand gebracht und sonst keine Veränderungen am Spiel vorgenommen hat. Milestone ist auf dem besten Wege, bald auch seiner WRC-Reihe diesen Stempel aufdrücken zu dürfen. Warum? Weil ein Großteil der 78 Etappen innerhalb der 13 Rallyes bereits aus dem Vorgänger bekannt ist – und schon dort betrieben die Italiener im großen Stil Copy & Paste von WRC 2. Das könnte man verzeihen, würde man hier Originalstrecken im Stil der Formel Eins oder lizenzierte Pisten möglichst originalgetreu umsetzen wollen. Doch dem ist nicht so: All die Kurse, von den Schnee bedeckten Straßen Schwedens über die staubigen Schotterpisten Mexikos bis hin zu den asphaltierten Serpentinen durch die Mosel-Weinberge der Rallye Deutschland, stammen aus dem Baukasten von Milestone und basieren lediglich auf den realen Kursen, sind aber letztlich nur Fantasiestrecken. Wäre es da zu viel verlangt, für die jährlichen Fortsetzungen wenigstens neue Etappen zu designen anstatt sie immer wieder zu recyceln? Immerhin: Zwei Rallyes wurden runderneuert, aber das ist zu wenig, zumal auch sämtliche Super Special Stages gestrichen wurden, in denen bei WRC 3 sich noch zwei Spieler packende Duelle in den Arenen lieferten! Hinzu kommt, dass die Gesamtanzahl der meist viel zu kurzen Läufe weiter überschaubar bleibt, da selbst innerhalb der Rallyes immer noch fleißig Wiederverwertung betrieben wird – sei es durch identische Teilabschnitte innerhalb der Etappen oder Kunstgriffe, indem man die Rückwärts-Variationen als neue Pisten anpreist. Um diese Tatsache weiter zu verschleiern, übernehmen die Entwickler zwar die Bezeichnungen für die Etappen aus dem Vorjahr, weisen ihnen aber einfach andere Streckenabschnitte zu, damit das Recycling nicht auf den ersten Blick ins Auge fällt – was für eine Verarsche!
Deutschland zählt zu den beiden Rallyes, für die man neue Kurse erstellt hat.
Auch das Ändern der Tageszeiten kann diese miese Taktik nicht verbergen, zumal es immer noch keine echten Nachtfahrten oder ein dynamisches Wettersystem gibt. Ebenfalls ätzend: Zwar ist man auch in der Abenddämmerung unterwegs, doch das Einschalten der Front-Scheinwerfer wird trotzdem nicht erlaubt. Als Folge dessen sind manche Abschnitte extrem dunkel geraten und es fällt trotz der Ansagen des Beifahrers schwer, überhaupt noch die Wegführung zu erkennen. Das Timing des Kopiloten lässt sich wieder in den Optionen festlegen, ob er z.B. vorausschauend oder lieber kurz vorher aus dem Roadbook vorliest. Leider ist das Timing trotz der gewünschten Voreinstellung nicht immer optimal. Zudem erklingt immer nur die männliche Stimme, obwohl manchmal auch Pilotinnen auf dem Beifahrersitz Platz nehmen.
Neue Engine fürs Altersheim
Vorsicht bei der PC-Version
Uns war es nicht möglich, die PC-Verkaufsfassung von WRC 4 zu testen, da sich unser PC jedes Mal beim Start oder kurz danach aufgehängt und / oder mit einem Bluescreen verabschiedet hat. Wir vermuten einen Zusammenhang mit dem verwendeten Kopierschutz-Treiber von Solidshield, da die Instabilität unseres Systems erst nach der Installation von WRC 4 und dem anschließenden Neustart auftrat. Nach der Deinstallation des Spiels funktionierte unser Test-Rechner wieder ohne Probleme! Auch unser zweiter Versuch war nicht von Erfolg gekrönt: Kaum war WRC 4 inklusive Kopierschutz wieder auf der Festplatte, kam es erneut zu Abstürzen von Windows. Erst mit der Steam-Version, bei der auf diesen Kopierschutz verzichtet wird, konnten wir problemlos unsere Testfahrten durchführen.
Auch die Technik bleibt in diesem Jahr ein Sorgenkind, denn obwohl die Entwickler ihre hauseigene Engine weiter modernisiert haben, fährt man der Konkurrenz wie Codemasters, Polyphony oder Turn 10 immer noch meilenweit hinterher, was Kulisse und Wagendetails angeht. Hätte der erste WRC-Titel unter der Regie von Milestone im Jahr 2010 so ausgesehen, wäre man noch halbwegs konkurrenzfähig gewesen, denn mittlerweile sehen die frisch texturierten Landschaften gar nicht mehr so hoffnungslos veraltet aus und vor allem hinsichtlich der Beleuchtung sind die grafischen Fortschritte in diesem Jahr erkennbar. Trotzdem darf man sich Grafikfehler wie Blitzer an den Texturrändern, Flackerschatten und eine grauenhafte Wasserdarstellung wie hier nicht mehr erlauben – vor allem, wenn man auf den Konsolen trotz fehlender KI-Fahrzeuge wieder nur maximal 30 Bilder pro Sekunde aus der Hardware herausholen kann. Und das nicht einmal konstant: Vor allem auf der 360 wandert die Bildrate an manchen Stellen sehr deutlich in den Keller. Fährt man in der Cockpitansicht durch Wasserpfützen, wird man nicht nur Zeuge eines hässlichen und fehlerhaften Scheibenwischer-Effekts, sondern erlebt auch, wie sich das Renngeschehen auf der Microsoft-Konsole in eine Diashow verwandelt. Schon aus diesem Grund sollte man hier die Motorhauben- oder Stoßstangenkamera bevorzugen, falls man möglichst ohne nervige Slowdowns die Etappen überstehen will.
Auf der PS3 läuft das Spiel wesentlich runder, auch wenn die Darstellung auch hier nicht immer flüssig bleibt. Bei der 360 sind selbst die Menüs schon eine Zumutung für die Augen, denn egal ob ein Besuch im Service-Point, dem Motorhome oder den lahmen Siegerehrungen, bei denen lediglich die drei schnellsten Autos ohne ihre Piloten auf das Podest dürfen: Es ruckelt und zuckelt an allen Ecken und Enden. Um auf der PS3 genau dieses Problem zu vermeiden, hat man dort auf die vertikale Synchronisation verzichtet. Das führt zwar zu hässlichem Tearing, doch dafür bleibt die Navigation angenehm flüssig. Mit schärferen Texturen, besserer Kantenglättung und einer höheren sowie konstanteren Bildrate liegt der PC technisch ganz klar in Führung – einzig der aggressive Kopierschutz der Disk-Version bereitet unter Umständen Probleme (siehe Extrakasten).