Großartige Dialoge in dunklen Zeiten
Brutaler Terror kontrastriert das emotionale Drama. Psychotischer Horror rundet das Erlebnis ab.
Selten habe ich erlebt, dass brutaler Terror, psychotischer Horror und stille, hochemotionale Momente so stimmig zusammengefügt wurden wie hier. Während man im einen Moment durch die eigene Wohnung streift und wie in Heavy Rain alltägliche Handlungen vollzieht, kann im nächsten Moment brutaler Terror losbrechen, der Filmen wie Saw in nichts nachsteht. Dennoch ist die explizite Gewalt kein Selbstzweck und verfolgt immer ein Ziel. Die Übergänge sind zwar schonungslos inszeniert aber keines der Elemente wirkt aufgesetzt oder überflüssig.
Großen Anteil daran haben die exzellenten Dialoge, die professionell vertont wurden und mit großartigen Sprechern aufwarten. In jedem Moment wird der richtige Ton getroffen: von der normalen Unterhaltung bis zum eskalierten Streit sitzt jede Silbe. Vor allem die Probleme und Gefühlswelten der Figuren werden in den bis ins letzte Detail perfektionierten Gesprächen verdeutlicht. Nichts wirkt hier künstlich oder erzwungen und oft befindet man sich auf höchstem Hörspiel-Niveau. Die Sprachregie fügt die Unterhaltungen auch bei mehreren Auswahlmöglichkeiten organisch zusammen und leitet den Spieler subtil in die dunkelsten Regionen der menschlichen Psyche, aus denen es keinen Ausweg zu geben scheint.
Perspektivwechsel
Die Dialoge sind exzellent geschrieben und vertont. Die Sprecher machen einen sehr guten Job.
Die Handlung ist spannend, tiefgründig, gut erzählt und überrascht mit der einen oder anderen Wendung. Zwar ist das Ende mit etwas Fantasie vorhersehbar, konnte mich aber dennoch überzeugen. Zudem spielt die Regie immer wieder mit unterschiedlichen Erzählweisen und Blickwinkeln: Neben dem Wechsel in den surrealen Limbus wird die Geschichte auch mit Rückblenden oder parallel laufenden Strängen erzählt. Hintergründe der feinsinnig und detailliert gesponnenen Charaktere werden so nicht nur berichtet, sondern erlebt– ein Kniff, der den Spieler noch enger mit Susan verknüpft und die Identifikation verstärkt.
Zudem gibt mir das Spiel in einigen Momenten das Gefühl, selbst an der Entwicklung von Susan teilzuhaben. Etwa, wenn ich im Krankenhaus von meiner Kindheit erzähle und so meine eigene Vorgeschichte für sie erschaffe. Oder wenn ich an anderer Stelle verschiedene Vorgehensweisen in Gesprächen nutzen kann. Hier gibt es kein Sage-dies-dann-bekommst-du-das-System. Stattdessen formt die Auswahl den Charakter und gibt mir das Gefühl, dass Susans Entwicklung von mir als Spieler abhängt, auch wenn es nur wenige echte Entscheidungen gibt, die langfristige Auswirkungen haben.