Startschulden und volle Lager
Schon zu Beginn startet man mit einem Bank-Darlehen von 100.000 Euro und sollte zusehen, die Schulden möglichst bald abzubezahlen. Glücklicherweise scheint der Vorbesitzer des Bauernhofs das Gelände Hals über Kopf verlassen zu haben, denn die Silos und Lager sind gut gefüllt, so dass sich mit dem Verkauf der Bestände schon die ersten Euros verdienen lassen. Vor allem wenn man die Preisentwicklung im Auge behält, die sich für die Ressourcen im Stundentakt bei der spielinternen Zeitrechnung verändert. Hier bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis: Sollte es z.B. gerade zu viel Raps auf dem Markt geben, sollte man seinen Vorrat lieber noch im Silo behalten und lieber erst später zu einem höheren Preis verkaufen.
Abgesehen vom Getreide kann man sich auch auf andere Bereiche der Landwirtschaft konzentrieren: So wird man durch die Anschaffung von Kühen, Hühnern oder Schafen zum Milch-, Eier- und Wollelieferant – auch Gülle wird auf diese Weise „in-house“ produziert. Schweine glänzen dagegen weiterhin durch ihre Abwesenheit – wahrscheinlich will man sich bei Astragon den Ärger mit Tierschützern ersparen, wenn man hier mit dem Schlachten süßer Ferkelchen Geld verdienen könnte. Dann doch lieber Salat und Tomaten im Treibhaus anbauen oder das Geld in ein Bienenhaus investieren. Wer sich unabhängiger von den Stromanbietern machen will, kann sich sogar Solar- und
Bei den Nebenmissionen handelt es sich oft um Transportaufgaben.
Windkraftanlagen zulegen. Neu hinzugekommen ist die Spezialisierung auf die Forstwirtschaft auf der skandinavisch angehauchten Bjornholm-Karte. Hier greift man selbst zur Kettensäge, legt Bäume flach und schafft sie ins Sägewerk – entsprechendes Equipment vorausgesetzt.
Verbesserte Physik
Gerade in diesem Zusammenhang ärgert man sich aber zu oft über die hakelige Bedienung, wenn man mit Maus und Tastatur mit dem Greifhaken hantieren muss, um die Baumstämme zu verladen. Ärgerlich ist in diesem Zusammenhang das Fehlen von Tutorials. Zwar findet man weiterhin zwölf Einführungen, die quasi 1:1 vom Vorgänger übernommen wurden, doch mit den Neuerungen (sprich: Forstwirtschaft) befasst man sich leider nicht, obwohl die Bedienung der Maschinen hier deutlich komplexer ausfällt und auch die zuschaltbare Steuerungsübersicht oder die Nachhilfe-Texte an Telefonzellen nicht alle Fragen beantworten können. Und als ob das alles nicht schon schwierig genug wäre, spielt hier auch noch die Physik seltsame Streiche und so kann es passieren, dass die gefühlvoll gestapelten Baumstämme ohne ersichtlichen Grund doch wieder von der Ladefläche kullern. Auch das Hantieren mit Schaufeln oder Gabeln sorgt immer wieder für Stirnrunzeln,
Davon abgesehen macht die Physik im Vergleich zur grausigen 360-Umsetzung einen gewaltigen Schritt nach vorne: Zwar sieht es immer noch etwas seltsam aus, wenn man mit einem beladenen Anhänger durch schroffes Gelände hoppelt oder Traktoren in ihrem Kurvenverhalten gewisse Ähnlichkeiten mit Go-Karts aufweisen, doch wirken Fahrverhalten und Darstellung in diesem Jahr spürbar authentischer.
Aufgepeppte Kulisse
Dank der modernisierten Grafikengine sah der Landwirtschaftssimulator auch nie besser aus. Vor allem bei der Modellierung der zahlreichen Vehikel und Gerätschaften hat man sich sichtlich Mühe gegeben, um die realen Vorbilder möglichst detailgetreu im Spiel abzubilden. Cool auch, dass die Fahrzeuge mit dem Einsatz auf dem Feld zunehmend verschmutzen und mit einem Hochdruck-Reiniger optional wieder gesäubert werden können. Allerdings sollte man dabei besser nicht darüber nachdenken, wo das Wasser für die kleine Wascheinlage herkommt. Was immer noch fehlt ist ein Schadensmodell oder das Thema Wartung, denn abgesehen vom Nachtanken muss man sich nicht um anfallende Reparaturen, neue Teile wie Reifen oder Tüv & Co kümmern.
Eine rechtzeitige Ernte ist das größte Erfolgserlebnis - immerhin spülen die Verkäufe Geld in die Kasse.
Neben dem Equipment erstrahlt in diesem Jahr auch die Kulisse in einem neuen Glanz und bietet mit saftigen Wiesen, im Wind wehenden Feldern und dem ansehnlichen Tag-/Nachtwechsel so viel fürs Auge wie nie zuvor. Auch die Vehikel hinterlassen hier im Gegensatz zur 360-Version endlich Reifenspuren im Dreck und auf den Feldern. Trotzdem bleiben auch hier viele altbekannte Probleme bestehen: Es gibt weiterhin zahlreiche Pop-ups (z.B. auch bei Schatten), vereinzeltes Tearing und ein starkes Flimmern an Objekten wie Bäumen. Zudem wirkt die Spielwelt bis auf ein paar im Schneckentempo umherfahrende Wagen immer noch erschreckend steril und detailarm. In keinem der Lager trifft man auf Arbeiter – selbst am Bahnhof entsteht der Eindruck, als hätte die GDL auch im Spiel alles still gelegt. Trifft man doch mal auf Passanten in den kleinen Siedlungen, springt dagegen die fehlerhafte Kollisionsabfrage ins Auge, wenn sie durch meinen Traktor samt Anhänger hindurch spazieren oder optionale Anhängsel wie Gewichte in der Luft schweben. Ähnlich seltsam wirken auch Unfälle mit anderen Verkehrsteilnehmern, bei denen man z.B. mit dem Mähdrescher einfach mal über die Dächer des Gegenverkehrs weiterfahren darf. Auch Interaktionen kommen in der Spielwelt zu kurz: Die meisten Häuser sind verschlossen, Tiere wirken meist wie Dekoration und andere Personen spielen eigentlich nur im Mehrspieler-Modus eine Rolle.