Freie Charakterentwicklung
Im Stil eines klassischen Action-Rollenspiels zieht man in der Vogelperspektive mit bis zu vier Helden über die Karte, killt Monster, erfüllt Nebenaufgaben, sammelt die haufenweise vorhandene Beute und steigert bei einem Levelaufstieg der Gruppe fünf Attributswerte und bis zu vier Talentbäume wie Weiße Magie, Nahkampf oder Elementarzauber, deren Fähigkeiten wie Heilung, Rundumschlag oder gezielter Schuss ebenfalls in mehreren Stufen verbessert werden können. Die grundlegende Spielmechanik mit Automatik-Angriffen und per Hotkeys oder Kreismenü ausgelösten Spezialangriffen und Zaubern wird dabei routiniert abgespult und erinnert an die großen Vorbilder wie Diablo. Vor allem die erstaunlich freie und vielschichtige Charakterentwicklung hinterlässt einen richtig guten Eindruck: Zwar ist die Hauptfigur immer magiebegabt, aber es steht mir frei, ob ich einen auf Fernkampf spezialisierten Nekromanten, einen Heiler-Tank oder einen Elementar-Schurken spielen möchte. Ärgerlich ist, dass das gesammelte Gold bei Händlern nur selten in sinnvolle Ausrüstungsgegenstände umgesetzt werden kann, da hier das Angebot eher mau ausfällt. Coole Waffen, Rüstungen oder Ringe findet man fast nie in den Auslagen.
Die Party besteht aus bis zu vier Helden, die vor Missionen ausgewählt werden können.
Schön: Die zahlreichen und meist umfangreichen Dialoge sind vollständig und professionell vertont und bieten meist die Wahl zwischen verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten, die aber letztlich zumeist auf das gleiche Ergebnis hinauslaufen. Ebenfalls cool: Während man über die großen Karten streift und verfallene Ruinen, verwitterte Gewölbe oder sattgrüne Wälder durchforstet, unterhalten sich die Figuren zum Teil über persönliche Dinge, die im Kontext gerade erlebter Geschehnisse oder Umgebungen stehen. Auch findet man hier und da Schauplätze von Gefechten oder trifft auf zauselige Nebencharaktere, die der Spielwelt eine mitunter sehr glaubwürdige Tiefe verleihen. Allerdings nervt auch hier die zum Teil extrem fehlerhafte Kollisionsabfrage der Verliese und Festungen, bei denen man die Helden teils mühevoll manuell an unsichtbaren Hindernissen vorbei bugsieren muss.
Strategie mit Orientierungsproblemen
Übernimmt man dann z.B. die Kontrolle über eine lokale Miliz, um mit einem Orklager in der Nähe aufzuräumen, wechselt das Rollenspiel fließend zur klassischen Echtzeitstrategie, in der den Helden, ähnlich wie bei Warcraft 3, zwar eine tragende Rolle zukommt, sie aber ohne Hilfe ihrer Soldaten aufgeschmissen sind. Hier errichtet man zunächst eine Basis, um Rohstoffe abzubauen und Militärkräfte zu trainieren. Serientypisch muss dazu die Arbeitskraft manuell auf die verschiedenen Betriebe wie Holzfäller, Fischerei oder Steinbruch verteilt werden. Zudem kann die Basis nicht ohne Weiteres über die Karte erweitert werden – stattdessen müssen Sektoren eingenommen und Außenposten errichtet werden, um z.B. wertvollere Ressourcen wie Metalle zu sichern. Ähnlich wie bei Die Siedler müssen diese zum Teil zunächst weiterverarbeitet werden, wofür sie per Karren zwischen den Sektoren transferiert werden müssen. Somit muss man immer ein Auge auf seine eigene Wirtschaft haben, zumal auch Wachtürme oder Kasernen mit Arbeitern besetzt werden müssen, um effizient zu funktionieren.
Die Echtzeit-Strategie zeigt sich klassisch - und weitestgehend bieder.
Doch auch hier fallen Fehler auf, die schnell nerven: So ist die Wegfindung im besten Fall schwach und im schlimmsten Fall katastrophal. Im Test habe ich erlebt, dass sich meine Warenkarren zunächst auf eine Festungsmauer verirrten, bevor sie über die klar markierten Straßen (die sich für nichts anderes als genau diese Karren durch die Landschaft schlägeln) zu ihrem Ziel zuckelten. Immer und immer wieder. Auch die Soldaten verhalten sich oftmals wenig geschickt, bleiben an Felsenkanten hängen oder wählen falsche Abzweigungen, nur um dann entweder in der Landschaft herumzustehen oder einen Umweg zum Ziel zu suchen. Die im Spiel vorhandenen Formationen werden zudem bei der kleinsten Bewegung aufgebrochen und sind dadurch weitestgehend nutzlos. Zudem scheren Soldaten im Standard-Modus „Aggressiv“ gerne aus der Formation aus und irren einzeln auf andere Feinde in der Nähe zu, was immer wieder zu ärgerlichen Verlusten führt. Zudem zeigt sich auch die Kamera zickig, die man manuell um Felsen rotieren muss, um Party und Armee nicht aus dem Blick zu verlieren, da verdeckende Umgebungen nicht automatisch ausblenden.