Test: Bounty Train (Taktik & Strategie)

von Jan Wöbbeking



Bounty Train (Taktik & Strategie) von Daedalic
Mit dem Dampfross in den Wilden Westen
Entwickler:
Publisher: Daedalic
Release:
16.10.2016
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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ab 8,49€

ab 14,95€
Spielinfo Bilder Videos

Fast 30 Jahre nach dem Amiga-Oldie North & South nimmt sich Bounty Train eine andere Facette des Amerikanischen Bürgerkriegs vor: Als junger Bahnunternehmer erschließt man sich neue Handelswege, wehrt Banditen sowie Indianerstämme ab und rüstet den eigenen Zug auf. Ein faszinierend entschleunigter Genremix?



Einzelkämpfer auf der Schiene

Statt wie in Transport Tycoon ein komplettes Großunternehmen aufzubauen, konzentriert sich Entwickler Corbie Games auf das Abenteuer eines Anfängers, der immer mehr Bundesstaaten mit seinem einzelnen Zug bereist. Nachdem sein Vater auf mysteriöse Weise starb, versucht Protagonist Walter Reed die Intrigen seiner Konkurrenten im Eisenbahngeschäft aufzudecken und sich die Aktienmehrheit am zerschlagenen Unternehmen des verstorbenen Familienoberhaupts zu erarbeiten. Das große Ziel ist die Verbindung zur Westküste. Doch raffgierige Widersacher wollen den Schienenverlauf unnötig umleiten, um mehr Fördergelder einzustreichen – und nehmen dafür auch blutige Kriege mit den Ureinwohnern in Kauf.

Zunächst steht die Erschließung der Ostküste auf dem Plan.
Zunächst steht die Erschließung der Ostküste auf dem Plan.
Aufgrund starker Konkurrenz im zerstrittenen Unternehmen startet man bescheiden: Die erste Lok gleicht im Wesentlichen einem Kessel auf Rädern. Erst nach einigen Spielstunden hat man genügend Bares für eine potentere Zugmaschine sowie geräumigere Wagen für Güter, Passagiere und die Mannschaft parat. Die Untergebenen werden wichtig, wenn man von Wegelagerern überfallen wird und sich in kurzen Kampfsequenzen wehren muss. Der Fokus liegt aber auf dem Handel und der Erschließung neuer Routen mit Hilfe von Lizenzen für lokale Schienennetze.

Der Bahnhof wird zum wichtigsten Schauplatz

Der Großteil des Abenteuers spielt sich also auf den Bahnhöfen und den stilisierten Gebäuden daneben ab: Im Rathaus warten Lieferaufträge unter Zeitdruck, die bei Erfolg das Ansehen in der entsprechenden Stadt erhöhen, so dass man Zugriff auf einen Bankkredit oder einträchtigere Aufträge bekommt. Mit campenden Armeeverbänden des Bürgerkriegs kann man sich ebenfalls anfreunden oder es sich mit ihnen verscherzen. Wer noch Platz übrig hat, nimmt zusätzlich Passagiere in angrenzende Metropolen mit oder erwirbt auf dem Marktplatz Kohle und weitere Waren, deren Preis in den Städten der Ostküste stark schwankt: Etwas dringend benötigter Stahl wandert nach Philadelphia, ein wenig Medizin zurück nach Buffalo.

Diese Ansicht der Bahnhöfe werdet ihr oft zu Gesicht bekommen.
Diese Ansicht der Bahnhöfe werdet ihr oft zu Gesicht bekommen.
Wird die Last zu schwer für die Zugmaschine, füllt man den Restplatz mit leichter Baumwolle auf. Hier und da gibt es zudem Läden wie Waffenhändler oder ein Krankenhaus für die zeitaufwändige Heilung der angeschossenen Crew. Schade, dass nicht schon auf der Übersichtskarte angedeutet wird, welche Handelsplätze gerade unter Rohstoffknappheit leiden. Stattdessen muss man sich meist erst einmal durch die aktuelle Preistabelle klicken. Wer lokale Zeitungsabos abschließt oder ein Auge auf den Newsticker behält, erfährt aber auch dort wichtige Neuigkeiten über die Abspaltung von Staaten und daraus resultierende Preiskapriolen. Schön, dass die Entwickler den Bürgerkrieg durch die Einflechtung vieler kleiner Ereignisse greifbarer machen und auch zahlreiche historische Lokomotiven genauer vorstellen.

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Kommentare

Dat Scharger schrieb am
So sehr mir das Spiel anfangs gefallen hat; mit der Wertung muss ich leider Jottes konform gehen.
Das Spielprinzip an sich finde ich toll, da es unverbraucht ist und bis jetzt, so weit ich weiß, das Einzige ist, in dem man als "Freiberufler" mit seinem persönlichen Zug durch die USA zieht. Nur sind es wie so oft manche Designentscheidungen, die den Spaß schmälern und mich sogar manchmal fast zum Ragequit getrieben hätten - auf Normal.
Wie die Banditen, die meines Erachtens nach zu früh sehr stark werden (Reelle Chancen hatte ich erst mit Highend-Ausrüstung und voller Crew), lachhaften Indianerüberfällen (Stehen bleiben und alle erschießen ist einfacher, fliehen lohnt sich nicht und beschädigt nur unnötig den Zug) Teilnahme an Auktionen nur mit hohem Ansehen möglich (Warum werde ich als Anteilseigner überhaupt eingeladen, wenn ich sowieso nicht daran teilnehmen darf?) und die sehr, sehr nervige Verschleißmechanik, die man nichtmal abstellen kann. Ist zwar natürlich realistisch, aber ich bezweifle ernsthaft, dass 380.000 Kilometer für eine Lok schon gleichbedeutend mit "Reif für den Schrott" sind und der Nutzen von Upgrades ist äußerst fragwürdig, wenn die Waggons regelmäßig umgetauscht werden müssen. Und wenn schon Upgrades, dann nur, wenn man bereits so viel Geld auf der hohen Kante hat, dass man nicht mehr weiß, wohin damit.
Wollte eigentlich noch ein "Freies Spiel" bestreiten, aber bitte ohne den Verschleiß.
Ein wirkliches "Endgame" gibt es zudem nicht. Man tuckert stundenlang nur herum und wartet, bis neue Auktionen für Aktienanteile anstehen.
Außerdem: Wozu habe ich einen Zug, der problemlos über 120 km/h fährt, in Fluchtsequenzen aber ständig Kurven kommen, die mich zwingen, auf 30, 20 oder gar 15 runterzubremsen? Bis ich wieder auf "Fluchttempo" beschleunigt habe, muss ich wieder auf die Notbremse hämmern.
Für mich eines dieser liebevollen Spiele, die das Potenzial zu weit mehr hätten, wenn sie nur nicht durch ärgerliche Designentscheidungen ausgebremst werden...
Supabock- schrieb am
Spiel klingt interessant, klassischer Steam-Sale-Kandidat
Onkel Baunzer schrieb am
senox hat geschrieben: ?30.05.2017 00:10 Aha so seht ihr das ?
Dann erledigt doch mal ein komplettes spiel. Der schwierigkeitsgrad zieht nämlich gut an. Und wer dann ohne grips nur n bisschen züge hin und her-fährt überlebt nicht.
Na biste mett? Sehe in deiner Äußerung keinen Zusammenhang zum Bericht und wo ich einen Bezug erahnen könnte, verläuft sich deine Kritik im Nichts.
Hast du den Artikel gelesen? Der Schwierigkeitsgrad an sich stand gar nicht zur Debatte, lediglich die unregelmäßig stark ausfallenden Anstiege werden bemängelt.
Mag sein, dass dem realen Vorbild auch eine repetitive Grundstruktur innewohnt, für ein Spiel ist das, nach Ansicht des Autors, jedoch zu wenig. Es wäre hier wünschenswert gewesen, dass der Anspruch sich durch abwechslungsreiche neue Herausforderungen steigert, statt mehr vom Gleichen abzuverlangen.
Ich finde, das ist ein fairer Kritikpunkt und, da muss ich dich enttäuschen, liegt nicht die 60%-Wertung begraben. In diesem Spiel wurde halt vieles versucht umzusetzen und das halt leider nur unausgereift. Wenn man ein Wirtschaftsstrategiespiel schon mit Kampfeinlagen, persönlicher Story und Rollenspielelementen bereichert, dann doch so, dass ein Mehrgewinn entsteht. Hier wirken die Zusätze wie billige Anhängsel ohne ausreichend Tiefgang. Dafür scheinen jedoch die Ressourcen für die Politur des Kernaspekts zurückgeschraubt worden zu sein, der dauerhaft motivierenden Strategie.
Weiterhin ist die Präsentation alles andere als zeitgemäß und spiegelt die inneren Werte gut wieder. Damit ist das Spiel zumindest kein Blender, aber eben auch kein Geheimtipp.
Die 60% sind, meines Erachtens, gerechtfertigt...gemessen an einem 0 - 100% Wertungssystem.
(Außer Acht gelassen, dass sich relevant Spielebewertungen heutzutage im 79 - 100% Bereich positionieren und damit alles was darunter liegt für einen Publisher ein totaler Verriss ist.)
senox schrieb am
Aha so seht ihr das ?
Dann erledigt doch mal ein komplettes spiel. Der schwierigkeitsgrad zieht nämlich gut an. Und wer dann ohne grips nur n bisschen züge hin und her-fährt überlebt nicht.
schrieb am

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