Beziehungen pflegen
Neu ist, dass das Verhältnis des Helden zu den Gefährten als auch zu den Fraktionen angezeigt wird. Je nachdem, welche der zehn Gesinnungen wie etwa "stoisch", "rational", "grausam" oder "gütig" man über seine Taten verstärkt, steigt oder sinkt die Zuneigung eines Nichtspieler-Charakters; das kann man zwar numerisch ablesen, aber leider nicht direkt an einer Dokumentation der Entscheidungen. Hinweise auf das, was die Gefährten mögen oder verabscheuen, bekommt man aber über ihre Kommentare während der Erkundung, über direkte Gespräche mit ihnen sowie ganz konkret beim Klick auf deren Reputationsmenü.
Was mag Edér? Was hasst er?
Dort erfährt man z.B., dass der ehrenwerte Edér vor allem Tierquäler hasst, dass die spöttische Maja die Eingeborenen Huana verachtet und dass die sehr gläubige Priesterin Xoti für Betrüger und Religionsverachter nichts übrig hat. Und man findet so heraus, warum sich der egoistische Zauberer Aloth nicht wirklich mit dem bisherigen Weg identifizieren kann - das kann sich bis hin zu offener Abneigung steigern. Es gibt auch mal wieder diverse hetero- und homosexuelle Techtelmechtel bis hin zur großen Liebe, die man bei entsprechender Dialogwahl sowie Verfolgung persönlicher Quests eingehen kann; teilweise ist vollkommen abstruses Flirten mit fremden Auftraggebern möglich, während die ganze Gruppe daneben steht - ich könnte in einem Abenteuer wie diesem komplett darauf verzichten, obwohl ich zugeben muss, dass zumindest einige witzige Situationen dabei sind. Und es ist ja alles optional.
Lebendige Party-Interaktion
Das neue Reputationsmenü zeigt sowohl private als auch politische Beziehungen an.
Immerhin gibt es auch reichlich Diskussionen und Reibung unterhalb der sexuellen Ebene, denn die Mitglieder der Gruppe werden über ihre Kommentare während der Erkundung viel lebendiger als noch im ersten Teil. Es erinnert fast ein wenig an
God of War, wo Atreus beim Rudern auf dem See meist ein Gespräch anfing, wenn während der Erkundungsphasen in Städten plötzlich der Smalltalk einsetzt. Hier werden die Charaktere mit ihren Witzen und Floskeln dann greifbarer. Sie drücken ihre Freude oder ihren Missmut über Entscheidungen aus, ziehen sich gegenseitig auf, erzählen Anekdoten oder fragen nach. Die zynische Maja und der pathetische Wasserbeschwörer Tekahu geraten ebenso aneinander wie der freche anarchistische Piratenzwerg Serafen und die prinzipientreue Paladin-Lady Pallegina.
Die Nichtspieler-Charaktere, wie hier Maja, sind biografisch sehr gut ausgearbeitet.
Es geht also nicht nur um das Kommentieren der eigenen Aktionen, sondern um die Kommunikation untereinander. Es gibt auch situative Gesprächsangebote an den Helden, dargestellt durch ein blinkendes Icon, die sich meist um die persönlichen Quests drehen. Nicht nur die Dialoge sind sehr gut geschrieben und wurden vorbildlich, allerdings nur auf Englisch, eingesprochen: Vor allem die Charaktere, nicht nur bekannte wie der Zauberer Aloth, sind markant konzipiert, weil ihre Persönlichkeiten auf natürliche Art greifbar werden und auch ihre Geheimnisse eine große Rolle spielen - hier wird man des Öfteren überrascht. Und das ist meist so mit den Machtkämpfen verbunden, dass man nahezu beiläufig immer besser verstehen kann, worum es welcher Fraktion eigentlich geht.