Innere Werte
Aber bei all der Kritik darf man nicht vergessen: The Moment of Silence enttäuscht auf hohem Niveau. Es punktet mit seiner authentisch wirkenden Zukunft, mit seiner spannenden Verschwörungs-Story und wirklich gut ausgearbeiteten Dialogen, in denen die Figuren ausgesprochen glaubwürdig erscheinen. Hier muss man dem Autor ein großes Kompliment machen, denn der Alltag der Zukunft
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Im Antiquariat geht es bald hochpolitisch zur Sache. |
wird mal witzig, mal depressiv, mal nüchtern, mal fanstasievoll präsentiert. Ein absolutes Highlight der Gesprächskultur ist Peters Smalltalk mit dem Antiquar Huntington, der zunächst aus dem Nähkästchen plaudert und dann seinem ganzen Frust über die tyrannische Verstaatlichung des Wissens Platz macht - köstlich!
Und bis auf Peters wenig überzeugend palavernden Chef protzen nahezu alle Charaktere mit einer schauspielerisch professionellen Sprachausgabe. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Synchronsprecher von Bruce Willis und Julia Roberts den beiden Protagonisten akustisches Leben eingehaucht haben. Aber auch die Arbeitskollegen, Hacker und Wissenschaftler wurden gut getroffen. Auch musikalisch gibt`s nichts zu meckern, denn im Hintergrund sorgen wunderbare Melodien für entspanntes Rätseln.
Rätsel & Items
Wie sieht`s mit den Rätseln aus? Man bekommt für meinen Geschmack viel zu viele einfache Verknüpfungen statt kreativer Kopfnüsse geboten. Dafür wurde der Messenger sehr gut integriert und dient mit seiner Anrufliste schnell als kleiner Rätselersatz. Nur steht die spannende Hintergrundgeschichte teilweise im Kontrast zu langweiligen Aufgaben wie dem Erwärmen von Fast Food in der Mikrowelle, die erst per Stecker mit Strom versorgt und dann auch noch auf zwei Minuten eingestellt werden muss - immerhin ist das noch logisch. Aber in der Mitte bricht die Spannungskurve ein, denn für einen Spionage-Thriller fehlt es angesichts dieser alltäglichen Aufgaben einfach an Thrill. Für die nötige dramaturgische Überleitung sorgen immerhin knapp 30 Minuten Videosequenzen, die z.B. Peters Reisen und Schlüsselszenen in erstklassiger Renderqualität darstellen.
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Das Inventar ist voll und die Reise kann losgehen! Fünf Locations stehen in New York zur Auswahl. |
Im Laufe des Abenteuers gibt es dann immer mehr Gegenstände, so dass man sein Inventar schon mal mit sechzehn Utensilien gefüllt sieht - darunter Klassiker wie Feuerzeug, Bindfaden, Draht, Messer und Magnet. Auch einfache Itemverknüpfungen wie Seil+Draht+Magnet=Angel sorgen endlich für Auflockerung. Schade ist jedoch, dass Gegenstände nicht gedreht werden können. Dreidimensionale Objekte haben schon in
Resident Evil Platz für Rätsel gelassen, wenn man durch das Herumspielen verborgene Öffnungen oder Schalter entdecken konnte.
Insgesamt wird das Rätselerlebnis nach etwa einem halben Dutzend Stunden davon dominiert, zwischen fünf Locations in New York hin- und her zu fahren, um das richtige Item an den richtigen Ort zu bringen. Aber manchmal fehlt einfach der logische Hinweis, was jetzt wo verlangt wird. Man hätte viele nervige Sackgassen vermeiden können, wenn Peter entweder ein Tagebuch oder mehr innere Monologe führen würde! Gerade Letztere bieten oftmals den entscheidenden Tipp auf das nächste Item. Nur kommen sie zu selten vor. Es sind also weniger die kniffligen Rätsel als vielmehr die undurchsichtigen Problemstellungen, die ein Weiterkommen verhindern. Warum kann ich Cypher z.B. nicht fragen, was er sich in etwa unter einem netten Geschenk vorstellt? Warum denkt Peter nicht laut darüber nach?