Test: The Moment of Silence (Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: dtp
Release:
04.10.2004
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ab 13,49€
Spielinfo Bilder  
Innere Werte

Aber bei all der Kritik darf man nicht vergessen: The Moment of Silence enttäuscht auf hohem Niveau. Es punktet mit seiner authentisch wirkenden Zukunft, mit seiner spannenden Verschwörungs-Story und wirklich gut ausgearbeiteten Dialogen, in denen die Figuren ausgesprochen glaubwürdig erscheinen. Hier muss man dem Autor ein großes Kompliment machen, denn der Alltag der Zukunft
Im Antiquariat geht es bald hochpolitisch zur Sache.
wird mal witzig, mal depressiv, mal nüchtern, mal fanstasievoll präsentiert. Ein absolutes Highlight der Gesprächskultur ist Peters Smalltalk mit dem Antiquar Huntington, der zunächst aus dem Nähkästchen plaudert und dann seinem ganzen Frust über die tyrannische Verstaatlichung des Wissens Platz macht - köstlich!

Und bis auf Peters wenig überzeugend palavernden Chef protzen nahezu alle Charaktere mit einer schauspielerisch professionellen Sprachausgabe. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Synchronsprecher von Bruce Willis und Julia Roberts den beiden Protagonisten akustisches Leben eingehaucht haben. Aber auch die Arbeitskollegen, Hacker und Wissenschaftler wurden gut getroffen. Auch musikalisch gibt`s nichts zu meckern, denn im Hintergrund sorgen wunderbare Melodien für entspanntes Rätseln.

Rätsel & Items

Wie sieht`s mit den Rätseln aus? Man bekommt für meinen Geschmack viel zu viele einfache Verknüpfungen statt kreativer Kopfnüsse geboten. Dafür wurde der Messenger sehr gut integriert und dient mit seiner Anrufliste schnell als kleiner Rätselersatz. Nur steht die spannende Hintergrundgeschichte teilweise im Kontrast zu langweiligen Aufgaben wie dem Erwärmen von Fast Food in der Mikrowelle, die erst per Stecker mit Strom versorgt und dann auch noch auf zwei Minuten eingestellt werden muss - immerhin ist das noch logisch. Aber in der Mitte bricht die Spannungskurve ein, denn für einen Spionage-Thriller fehlt es angesichts dieser alltäglichen Aufgaben einfach an Thrill. Für die nötige dramaturgische Überleitung sorgen immerhin knapp 30 Minuten Videosequenzen, die z.B. Peters Reisen und Schlüsselszenen in erstklassiger Renderqualität darstellen.

Das Inventar ist voll und die Reise kann losgehen! Fünf Locations stehen in New York zur Auswahl.
Im Laufe des Abenteuers gibt es dann immer mehr Gegenstände, so dass man sein Inventar schon mal mit sechzehn Utensilien gefüllt sieht - darunter Klassiker wie Feuerzeug, Bindfaden, Draht, Messer und Magnet. Auch einfache Itemverknüpfungen wie Seil+Draht+Magnet=Angel sorgen endlich für Auflockerung. Schade ist jedoch, dass Gegenstände nicht gedreht werden können. Dreidimensionale Objekte haben schon in Resident Evil  Platz für Rätsel gelassen, wenn man durch das Herumspielen verborgene Öffnungen oder Schalter entdecken konnte.

Insgesamt wird das Rätselerlebnis nach etwa einem halben Dutzend Stunden davon dominiert, zwischen fünf Locations in New York hin- und her zu fahren, um das richtige Item an den richtigen Ort zu bringen. Aber manchmal fehlt einfach der logische Hinweis, was jetzt wo verlangt wird. Man hätte viele nervige Sackgassen vermeiden können, wenn Peter entweder ein Tagebuch oder mehr innere Monologe führen würde! Gerade Letztere bieten oftmals den entscheidenden Tipp auf das nächste Item. Nur kommen sie zu selten vor. Es sind also weniger die kniffligen Rätsel als vielmehr die undurchsichtigen Problemstellungen, die ein Weiterkommen verhindern. Warum kann ich Cypher z.B. nicht fragen, was er sich in etwa unter einem netten Geschenk vorstellt? Warum denkt Peter nicht laut darüber nach?
         
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Kommentare

johndoe-freename-92579 schrieb am
Ich fand das Adventure echt spitze.
Die Kritik war schon angebracht. Aber das hat mich trotzdem nicht gestört.
Das einzige was nervig war, waren 2 oder 3 Bugs im Spiel.
Z.B. wollte ich den Schuh mit dem Faden flicken.
Wenn ich den Schuh mit dem Faden benutzt hatte, bin ich aus dem Spiel geflogen.
Dann hatte ich das andersherum versucht, dann ging es.
Mich hat das Spiel in seinen Bann gezogen, ich konnte irgendwie gar nicht mehr aufhören damit, weil ich so gespannt war, was denn nun noch alles kommt.
Ich spiele gern Adventures.
Und für mich war es echt ein TOP-Spiel, mit einer tollen Sprachausgabe. Ich fand es auch spannender als andere vergleichbare Adventures wie z.B. Black Mirror...
Greetz
Chinatown
johndoe-freename-73724 schrieb am
Vorweg: Ich bin begeistert von diesem Spiel!!!
Hi, da hier doch einige negative Kritik aufgekommen ist und da The Moment of Silence nur mit 79 % bewertet wurde, wollte ich doch auch mal meinen Meinung posten!!!
Ich hab schon echt viele Adventuregames gespielt, über Larry, Runaway bis Black Mirror und die meisten waren echt gut, doch wenn man sie mit The Moment of Silence vergleicht, muss doch jedem aufallen, dass dieses Adventure alle topt und man sollte eher the House of Tales und dtp danken, dass sie ein so schönes Spiel auf dem Markt gebracht haben!
Viele Grüße!!!
johndoe-freename-73724 schrieb am
The Moment of Silence hält was es versprochen hat und lässt meiner Meinung keine negative Kritik zu, denn meines Erachtens gibt es überhaupt vergleichbares oder besseres Adventure ...
Jörg Luibl schrieb am
Sifo-Dyas hat geschrieben:[sicherlich gäbe es technisch an dem Spiel noch einiges zu verbessern - aber ob das unbedingt anlaß zu solcher Arroganz ist?
Welche Arroganz? Unser Job ist es, ein Spiel zu testen und dem Leser zu sagen, warum es uns so gut oder so schlecht gefällt. TMOS hat trotz vieler Kritikpunkte mit 79% eine gute Bewertung bekommen.
Ich hätte auch lieber mehr Spiele, in denen die Erzählung im Vordergrund steht. Aber das Drumherum darf natürlich nicht vergessen werden. Und bei TMOS ist es ja nicht nur die sterile Kulisse, an der es hapert.
Bis denne
Sifo-Dyas schrieb am
Die Erzählstruktur war schon klasse, jetzt muss das Spielerlebnis noch konsequenter modernisiert werden.
Hmm... sicherlich gäbe es technisch an dem Spiel noch einiges zu verbessern - aber ob das unbedingt anlaß zu solcher Arroganz ist?
Ich bin sehr froh, daß endlich mal wieder ein gutes Adventure ´´Made in Germany´´ auf den Markt gekommen ist. Ich habs zu einem sehr fairen Preis von 37? bei Karstadt erworben. Man sollte wirklich mit in Betracht ziehen, daß Zeit und Geld oft die limitierenden Faktoren bei der Spieleproduktion sind. Ich jedenfalls habs lieber wenn Spiele auch mal rauskommen anstatt wie Duke Nukem Forever bis in alle Ewigkeit (und wahrscheinlich meinen Tod hinaus) ´´feingeschliffen´´ werden.
Inhaltlich ist dieses Adventure jedenfalls Top - und allein darauf kommt es (zumindest für mich) an.
schrieb am

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