Test: The Red Strings Club (Adventure)

von Michael Krosta



The Red Strings Club (Adventure) von Devolver Digital
Cocktails mit Seele
Entwickler:
Publisher: Devolver Digital
Release:
22.01.2018
Erhältlich: Digital
Jetzt kaufen
ab 4,95€
Spielinfo Bilder Videos
Deconstructeam und Devolver Digital laden den Spieler in den Red Strings Club ein – eine Bar, in der sowohl spezielle Cocktails als auch wertvolle Informationen serviert werden. Und die haben es in sich: Nach ersten Hinweisen auf die mysteriösen Pläne eines mächtigen Konzerns scheint nicht weniger als der freie Wille der Menschheit auf dem Spiel zu stehen! Wir haben uns in das pixelfreudige Cyberpunk-Adventure gestürzt, um das Vorhaben zu durchkreuzen...

Wie im Kunstunterricht

Schon in der Grundschule habe ich den Kunstunterricht immer gehasst! Ob Malen, Zeichnen, Basteln, Nähen oder Töpfern: Ich war in jeder dieser Disziplinen komplett talentfrei und konnte mich entsprechend niemals für dieses Fach begeistern. Und jetzt sitze ich hier vor dem Monitor und soll als Android Akara-184 durch feinfühlige Bewegungen mit der Maus und einer Auswahl an Werkzeugen Hightech-Implantate formen, mit denen Kunden ihr Selbstbewusstsein, ihre Potenz oder ihr Verhandlungsgeschick steigern können. Ihr habt nicht genügend Follower in den sozialen Netzwerken? Gönnt euch ein Implantat! Die vielen Hasskommentare setzen euch zu? Dann filtert die seelische Belastung einfach durch ein Implantat aus eurem Leben!

Das "Töpfern" der Implantate ist einfach nur fummelig und nervig.
Das "Töpfern" der Implantate ist einfach nur fummelig und nervig.
Leider ist das Formen der Implantate eine ähnliche Qual für mich wie damals das elendige Töpfern in der Schule: Die Steuerung ist mir einfach viel zu fummelig – gerade angesichts der Präzision, die hier beim Zurechtschneiden verlangt wird und eine gewisse Geduld erfordert. Hat man nur eine kleine Stelle übersehen und nicht richtig bearbeitet, wandert die Platine in den Müll und man darf wieder von vorne anfangen. Oder man gibt sich gleich richtig Mühe, um das nötige Dauergehämmer auf den Mausknopf mit dem gefühlvollen Zurechtschneiden und der Wahl des richtigen Werkzeug-Aufsatzes in Einklang zu bringen. Und zum Glück gibt es da noch die Funktion, um Fehler umgehend rückgängig zu machen, bevor man die Produktion anwirft.

Spielerisch mau

Das Implantate-Töpfern ist nur eines von drei Spielelementen abseits der Multiple-Choice-Dialoge. Leider sind die beiden anderen auch nicht viel besser: Das Mischen von Cocktails, mit denen man durch den richtigen Anteil von Bourbon, Rum, Tequila, Wodka sowie anderen Zutaten gezielt die Emotionen seiner Gäste anspricht und beeinflusst, ist auf jeden Fall eine coole Idee. Doch die Umsetzung leidet ebenfalls an der gewöhnungsbedürftigen Steuerung und der Redundanz der Mechanik. Auch wenn sich später noch ein Shaker sowie weitere Elemente für die richtige Mischung hinzugesellen, habe ich schnell die Lust an der Arbeit als virtueller Barkeeper verloren.

Manchmal geht es am Tresen auch dramatisch zu.
Manchmal geht es am Tresen auch dramatisch zu.
Gegen Ende des etwa sechsstündigen Abenteuers ist ebenfalls wieder Durchhaltevermögen gefragt: Hier baut man sich zuerst ein Telefonverzeichnis auf und klappert dann all die Leute immer wieder mit vorgetäuschten Identitäten ab, für die man sich erst deren Stimmen-Profile beschaffen muss. Zwar ist es schön zu sehen, wie sich durch diesen „Telefonterror“ die Puzzleteile innerhalb der Handlung aber auch hinsichtlich der Suche nach Passwörtern langsam zusammensetzen. Aber auch hier verliert man rasant das Interesse daran, sich gefühlt nur noch durch die Festnetzanschlüsse zu wählen. Tatsächlich stellt für mich jedes der gebotenen Minispiele aufgrund der schlechten Umsetzung oder Implementierung einen gewaltigen Störfaktor dar, der mich immer wieder aus der fesselnden Handlung herausreißt. Statt für einen gewissen Spielspaß zu sorgen und eine willkommene Abwechslung zu den Dialogen zu bieten, verkommen die wenigen Mechaniken leider zu einem notwendigen Übel, auf das ich gut und gerne hätte verzichten können.

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Kommentare

Skippofiler22 schrieb am
Tja, es scheint wohl halt im Trend zu liegen, dass in vielen Spielen "Game-Ception" herrscht, sich also kleiner und größere Minispiele sich in einem Spiel befinden.
Nekator schrieb am
Die Minispiele waren fürchterlich.. und da es auch kein Überspringen gab, bringt auch die Story nix - Refund.
johndoe1238056 schrieb am
Die Minispiele sind wirklich nicht der Bringer. Bei mir kam erschwerend noch hinzu, dass ich anfangs die Pfeile auf den Etiketten der Flaschen nicht richtig bzw. gar nicht gedeutet habe. :Blauesauge:
Wer mal eine unjapanische VN spielen möchte, macht mit dem Kauf nichts falsch. Wer hingegen so etwas ähnliches wie ein P&C-Adventure à la Technobabylon erwartet, wird wahrscheinlich nur bedingt Freude an dem Spiel haben.
cM0 schrieb am
Auch wenn es mich spielerisch vermutlich genauso wenig wie den Tester begeistern wird, überwiegt hier die Story bzw. gut geschriebene Charaktere und der Humor. Ist schon gekauft, gespielt wirds am Wochenende.
MrLetiso schrieb am
Für mich persönlich reicht es schon, das Spiel nur anzusehen. Ich bin ein Fan guter Pixelkunst :D
Für 'nen Zehner sicher in der Tasche.
schrieb am

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